ROCK / POP SLUT: Nothing Will Go Wrong

Spätestens mit ihrem Album »Lookbook« konnte sich die Ingolstädter Band Slut überregionale Prominenz erspielen. Der Nachfolger fällt dagegen deutlich ab.

Ein paar recht unscheinbare Jungs starten ihre Bandkarriere in Ingolstadt. Nicht unbedingt ein Ort mit einer blühenden Musikszene, von den fragwürdigen Lokalhelden Bonfire einmal abgesehen. Und doch beginnt hier eine kleine Erfolgsgeschichte: Nach dem Album »Lookbook« aus dem Jahr 2001 gelten Slut zunächst noch als Geheimtipp. Mindestens so lange, bis die Single »It Was Easier« rauf und runter durch den Äther gejagt wird und schließlich ein Auftritt bei Bärbel Schäfer ansteht. Auf dem Talksofa debattieren die Indie-Popper mit den No Angels über den Sinn und Unsinn von gecasteten Bandprojekten.

Hinter Schlossgemäuern am Sound getüftelt

Mittlerweile leben Slut mit der befreundeten Band Pelzig in einem Schloss nahe ihrer Heimatstadt, das angeblich sogar im deutschen Schlösserverzeichnis steht. Was die Twens musikalisch hinter den Gemäuern ertüftelt haben, zeigt das neue Album »Nothing Will Go Wrong«. Die Vorschusslorbeeren sind immens: »Soviel leidenschaftlich lakonisches Gefühlschaos in Indie gab es lange nicht mehr« verspricht der Pressetext.

Melancholisches im Überfluss

Das ist, mit Verlaub, des Guten zuviel. Denn war »Lookbook« noch zarterleidender Gitarren-Pop der originellen Art, drohen sich Slut nun im eigenen Sound zu verirren. Melancholischer Gesang und Klang - das ist auf die Dauer anstrengend anzuhören, wenn es zur Masche wird. Ein bisschen so wie bei Genuss des siebten Stücks Schokolade: Man vermisst die Raffinesse des ersten Stücks, und irgendwann schmeckt es nur noch klebrig-süß.

Pophymnen in Moll?

In etwa so funktioniert es bei vielen Titeln des Albums: Gitarrenmelodien, die der denkbar einfachsten Linie folgen, überdeckt von einer allzu larmoyanten Gesangsstimme. Pophymnen in Moll sollten es wohl werden, herausgekommen ist bestenfalls Dutzendware. »Time Is Not a Remedy« wird als Single-Auskopplung mit Video erscheinen. Schade, dass hiermit der gängige Alternative-Geschmack so offensichtlich bedient wird. Parallelen zu Muse oder zu Placebos »Pure Morning« sind nicht zu überhören.

Die eigene Note versteckt sich

Verzerrte Gitarren nehmen Anlauf, die Hit-Rotation zu stürmen. War »Lookbook« als vertontes Tagebuch noch von Anfang bis Ende Konzept, hat man sich hier mehr aufs Banale verlegt. Ob das funktioniert? Ins Ohr geht lediglich »Easy To Love«, mit dem Slut an den catchy Sound früherer Tage anknüpfen können. Ansonsten kann man nur hoffen, dass die eigene Note nicht im Schlossgraben liegengeblieben ist.

Antje Scholz

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