Sein Leben am Lenkrad beginnt Ferenc Nuszbaum in einem weißen Škoda Pick-up. Im tiefen Süden Ungarns, um halb zwei Uhr nachts, an einem Januartag 1998. Er soll Ziegenmilch hinauf nach Budapest fahren. Den Job hat ihm sein Vater besorgt. Der neue Chef kommt mit. Erster Arbeitstag, nagelneues Auto, man weiß ja nie. Nuszbaum hatte den Wehrdienst genauso pflichtschuldig abgeschlossen wie seine Berufsschulausbildung als Verkäufer. Jetzt, mit 21, aber ist er dort, wo er sich schon als Kind hingeträumt hatte: am Steuer, ein Fuß auf dem Gaspedal, eine Hand an der Schaltung und die Augen stur geradeaus.
Nach anderthalb Stunden Fahrt blitzen ihm in einer lang gezogenen Kurve zwei grelle Punkte entgegen. Das Reh hält den Blick, Nuszbaum hält das Lenkrad. Innerlich zittern vermutlich beide. Kein Insasse verletzt sich, aber der Škoda ist ein Totalschaden. Und für Nuszbaum scheint eine Sache so unvermeidlich wie dieser Aufprall: die bevorstehende Kündigung. Sein Chef aber sagt: „Das Auto ist ersetzbar. Unser Leben ist es nicht.“
Ferenc Nuszbaum hat diesen Satz bis heute nicht vergessen.