Von Medienwächtern kritisiert, von Politik und Kirche gescholten und von einem Millionenpublikum geliebt: Die Casting-Show "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) beschert ihrem Sender RTL auch in der vierten Staffel die erhofften hohen Quoten. An diesem Samstag singen die letzten zehn verbliebenen Kandidaten in der ersten Mottoshow um ihr Weiterkommen. "Es ist die Vorstellung, dass normale Menschen zum Superstar werden können, die die Jugendlichen vor den Fernseher zieht", erklärt die Medienwissenschaftlerin Claudia Lampert vom Hans-Bredow-Institut in Hamburg das DSDS-Phänomen.
Die Hoffnung auf eine Pop-Karriere hat laut RTL insgesamt 28.597 Bewerber von August bis November vergangenen Jahres zu den Castings gelockt. Seitdem verfolgen durchschnittlich mehr als sechs Millionen Zuschauer das Schicksal der Kandidaten. Die vergangene Staffel sahen durchschnittlich rund 5,74 Millionen Menschen pro Folge. In der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen sind es seit Beginn der vierten Staffel Anfang dieses Jahres durchschnittlich mehr als vier Millionen Zuschauer - das entspricht einem Marktanteil von rund 33 Prozent.
Aushängeschild ist immer noch Bohlen
Die größte Aufmerksamkeit in den Medien bekommen unterdessen aber nicht die zukünftigen Musikstars, sondern das Aushängeschild der Sendung: Dieter Bohlen. Mit seinen derben Sprüchen hat er die Kirche verärgert und Medienwächter auf den Plan gerufen. "Beleidigungen und Bloßstellungen der Kandidaten sowie unterstes Sprachniveau kennzeichnen seine Kommentare", urteilte die deutsche Medienaufsicht. In Internetforen diskutieren Jugendliche über Bohlens härtesten Äußerungen, Boulevardzeitungen drucken sie in Fettschrift ab. Für die Hamburger Medien-Professorin Joan Kristin Bleicher sind Bohlens Äußerungen Kalkül: "Die Sprüche von Dieter Bohlen werden bewusst lanciert, um einen begleitenden Skandal zu haben."
Kandidaten sind schon Regional-Stars
Die letzten zehn Kandidaten dürften nach überstandenem Casting und ihren Erfolgen in den Shows der letzten 120 und letzten 20 Bewerber einiges gewohnt sein. In ihren Heimatregionen sind sie zudem jetzt schon kleine Berühmtheiten. Ihre Familien und Freunde aber auch die Regionalzeitungen drücken ihren "Superstars" regelmäßig die Daumen.
Hochschwanger in die Sendung
Während der Sendung fungiert das Moderatorenteam Marco Schreyl und Tooske Ragas als Tröster und nimmt die Kandidaten schützend in den Arm. Die Moderatoren sind damit selbst zu Sympathieträgern geworden. DSDS-Fans fieberten daher auch der Geburt von Ragas' kleiner Tochter entgegen. Nach den ersten DSDS-Folgen stieg die hochschwangere Moderatorin für kurze Zeit aus. Sie soll an diesem Samstag - knapp zwei Wochen nach der Geburt - wieder mit moderieren und kündigte bereits an, "sehr gespannt" auf die letzten zehn Bewerber zu sein.
Ü-30 haben keine Chance
Die jüngsten Kandidaten der Top 10 sind die zwei 16-jährigen Schüler Martin Stosch aus Postau (Bayern) und Lauren Talbot aus Winsen (Niedersachsen). Ebenfalls noch zur Schule gehen die 18- jährigen Kandidaten Max Buskohl aus Berlin, Julia Falke aus Fürstenzell (Bayern) und der 19-jährige Jonathan Enns aus Köln. Sein 24 Jahre alter studierender Bruder Thomas hat es ebenfalls in die Mottoshows geschafft. Zudem hoffen die 18 Jahre alte Dessous- Verkäuferin Lisa Bund aus Hattersheim, die 25-jährige Berliner Background-Sängerin Francisca Urio, die 27 Jahre alte Verkaufsmitarbeiterin Laura Martin aus Neu-Isenburg (Hessen) und der 28 Jahre alte Altenpfleger Mark Medlock aus Offenbach (Hessen).
Sie alle werden an diesem Samstag den nach ihrer Meinung "größten Hit aller Zeiten" singen und damit um die Gunst der Zuschauer buhlen. Anders als bei den Castingshows und der Auswahl der letzten 120 Bewerber - als allein das Wort der dreiköpfigen Jury zählte - wählen nun die Zuschauer per Telefon ihre Lieblingskandidaten weiter. Eingefleischte DSDS-Fans warten zudem bereits auf die erste CD der angehenden "Superstars". Nach Angaben von RTL ist diese am 19. März und damit rund zwei Monate vor dem Finale im Mai geplant.