Beim aktuellen Bachelor ist alles anders: Silberhaar statt Solariumbräune, 73 statt 30 Jahre alt und Espresso im Intro statt ölglänzendem Waschbrettbrauch. Franz, der erste "Golden Bachelor", sucht eine Frau für den Rest seines Lebens. Ausnahmsweise klingt das glaubhaft aus dem Mund eines Bachelors – immerhin ist der Rest überschaubar.
Vielleicht ist es das, was den "Golden Bachelor" rührender macht als alle bisherigen Rosenkavaliere zusammen. Franz, Typ gutmütiger Schwiegervater, der am Wochenende in die Kunstausstellung einlädt und nebenbei Charles-Bukowski-Zitate einstreut, sieht aus wie ein Bruder von Sky du Mont – auch wenn "die Mädels" ihn eher mit George Clooney vergleichen. "Mädels" nennen sich die 60- bis Mitte-70-jährigen Kandidatinnen der Sendung.
Sie sind sofort hin und weg von dem stellvertretenden Gesamtschuldirektor in Rente. Im Vergleich zu den im Pool prollenden Proteinshakes auf zwei Beinen, die sonst in dem Format ihre geistigen Höhenflüge teilen, wirkt Franz wie ein Professor Emeritus der Philosophie. Er spricht mit sonorer Priesterstimme, ist verständnisvoll, höflich und Gitarre spielt er auch noch. Hach. 73 müsste man sein! So viel Energie, Lebensfreude und Gelassenheit. Davon kann so manch 30-Jähriger nur träumen.
"Golden Bachelor": "Es ist doch nur ein Busen"
Es hätte die erste Wohlfühlstaffel der Bachelor-Geschichte werden können. Die Mädels scheinen sich blendend zu verstehen, anstatt herumzukreischen und zu lästern geben sie sich Tipps gegen geschwollene Füße und schwärmen von ihrem Franz, den sie "richtig, richtig attraktiv" finden. Fast scheint es, als würden die Damen einander bald Zöpfe flechten und gemeinsam Makramee-Rosen häkeln – wäre da doch nur nicht die Sache mit Bärbels Busen.

Die 73-Jährige sonnt sich in der aktuellen Folge mit Badehose bekleidet auf einer Luftmatratze im Pool der "Ladysvilla". Mit den Händen verdeckt sie das, was ihre Konkurrentinnen nur mit einem Begriff umschreiben würden: den moralischen Verfall. "Soll der ganze Anstand verloren gehen?", fragen sie sich. Yogalehrerin Simone findet: "Das ist eine Grenzüberschreitung, eine sexuelle Belästigung."
Sie bittet Bärbel zum Gespräch. "Wir sind doch keine Pornoshow."
Bärbel wiederum versteht die Aufregung nicht. "Es ist doch nur ein Busen."
Aber nur ein Busen reicht aus, um jahrzehntelang gepflegte Gelassenheit in Luft aufzulösen. Schade. Vorher hätten die Damen im Vergleich zu den bisherigen Kandidatinnen als Beispiel für Reife und Weisheit gelten können. Das Busen-Gate hat nun bewiesen: Zickenkriege sterben nie aus, Offenheit wird mit dem Alter nicht unbedingt größer, Prüderie aber schon und die Harmonie ist wie immer fragil wie ein Arthrose-Gelenk.
Die letzte Hoffnung für die Wohlfühlstaffel heißt damit: Franz! Bitte enttäusche uns nicht. Das haben schon genug alte, weiße Männer getan.
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