Ricarda Langs Hater darf man sich als einigermaßen verzweifelte Menschen vorstellen. Rotzten die in der Vergangenheit unter fast jede ihrer Äußerungen Beleidigungen zu ihrem Gewicht oder ihrem nicht abgeschlossenen Studium, kommen sie damit nun nicht mehr weit: Die 31-Jährige hat viele Kilos abgenommen, ihren Jura-Bachelor nachgeholt, einen Master im Fernstudium begonnen und mit dem Soziologen Steffen Mau ein Buch geschrieben.
Ricarda Lang: "Ich habe losgelassen"
Was nicht an den stumpfen Beleidigern liegt, sondern Teil einer Neuerfindung ist. "Ich habe losgelassen", sagte die ehemalige Parteichefin der Grünen kürzlich über ihre vergangenen Monate. Aufgeblüht in der zweiten Reihe.
Nach mehreren Niederlagen bei Landtagswahlen war sie im Herbst 2024 zurückgetreten. Im Bundestag bringt sich die einfache Abgeordnete jetzt im Ausschuss für Arbeit und Soziales ein, gefragt als Kommentatorin ist sie aber zu allen möglichen Themen. In Talkshows teilt sie kräftig gegen die Regierung aus, redet auch offen über grüne Fehler, was nicht nur für Begeisterung in ihrer Partei sorgt.
Langs Wandel sticht auch deshalb hervor, weil ansonsten bei den Grünen, nun in der Opposition, bislang nicht allzu viel von Aufbruch oder neuer Energie zu spüren ist. Will sie bald auch offiziell wieder den Ton angeben? Dazu äußert sich die Parteilinke bislang nicht. Aber das hat auch noch Zeit: Die nächste Bundestagswahl findet, zumindest planmäßig, erst 2029 statt.
In ihrer Partei rechnen nicht wenige damit, dass da noch was kommt. Bis es so weit ist, hat Lang viel Zeit für neu entdeckte, öffentlichkeitswirksame Herzensprojekte: Waschbären knuddeln zum Beispiel.