"Lotta in Love" Zwischen Mauerblümchen und Pop-Zicke

Von Svenja Schierer
Bisher hat Pro Sieben die Fernsehzuschauer vor einer weiteren Telenovela bewahrt, aber diese Rücksichtnahme hat nun ein Ende. Der Sender ist mit "Lotta in Love" ins Rennen um die Zuschauergunst eingestiegen.

Wie bereits in "Verliebt in Berlin", "Julia - Wege zum Glück", "Sturm der Liebe" oder "Tessa - ein Leben für die Liebe" dreht sich die Geschichte auch in "Lotta in Love" um eine Frau und die große Liebe. Der kleine Unterschied ist, dass die Geschichte um Lotta weder auf dem Land, noch in der Modebranche spielt, sondern im Musikbusiness. Die Serie bietet dem Telenovela-Liebhaber tatsächlich auch etwas vollkommen Neues. Die bisher als hibbelige Moderatorin bekannte Janin Reinhardt spielt in "Lotta in Love" eine Doppelrolle. Sie verkörpert nicht nur die schüchterne Carlotta "Lotta" Wiesner, die in der Wäscherei ihrer Eltern arbeitet, sondern auch die zickige Popsängerin Alex Weidenstein, die von ihrer Mutter Olivia Weidenstein (Raphaela Dell) gemanagt wird. Wie es sich für ein solches Sendeformat gehört, hat die Mutter ein geheimes Verhältnis mit dem Juniorchef des Plattenlabels "Firework Records".

Schicksalhafte Momente beim Konzert

Lotta lebt mit ihrer besten Freundin Anna (Katrin Filzen) zusammen. Die korpulente, lebenslustige Anna trägt das Herz am rechten Fleck und stachelt Lotta immer wieder an, endlich ihrer Leidenschaft nachzugehen und Grafik-Design zu studieren. In der ersten Folge gewinnt Lotta zwei Backstage-Karten für das bereits ausverkaufte Konzert der total angesagten Popsängerin Alex. Eigentlich sollte Anna mit ihrem Freund Sven zu dem Konzert gehen, der jedoch ein Vorstellungsgespräch hat. So kommt die ganze Geschichte ins Rollen. Leicht genervt von den pubertierenden Teenies begleitet Lotta ihre Freundin auf das Konzert. Gelangweilt verfolgt sie die Performance, bis ihr Blick auf Michael (Nils Brunkenhorst) trifft, den Gitarristen der Band, der gleichzeitig der Freund von Alex ist. Lotta verliebt sich Hals über Kopf in Michael. Die Szene könnte kitschiger nicht sein - Zeitlupe, Zoom und schnulzige Hintergrundmusik.

Währenddessen spult Alex auf der Bühne ihr Programm herunter. Backstage fällt ihre immer lachende Fassade jedoch, und sie weigert sich, wieder auf die Bühne zu gehen - "Ich kann die Fans nicht mehr sehen." Alle Überredungsversuche von Michael und Tabatha (Ilknur Boyraz), der rechten Hand des Juniorchefs der Plattenfirma, helfen nichts. Mit den Worten "Ihr checkt es wohl alle nicht. Ich bin hier der Star, und ohne mich läuft hier gar nichts", verlässt sie den Raum und fährt weg. Aber es läuft doch ohne sie. Lotta und Anna sind währenddessen dank ihres Backstage-Passes bereits hinter der Bühne angekommen. Michael kommt den Gang entlang, und der Kitsch beginnt von neuem - Zeitlupe, Zoom und Schnulzmusik.

Kriegen sie sich, oder kriegen sie sich nicht?

Zufällig finden Anna und Lotta die Perücke von Alex auf dem Sofa, und nur mal so aus Spaß setzt Anna Lotta das Haarteil auf. Welche Überraschung - sie sieht Alex zum Verwechseln ähnlich. Selbst dem Stylisten Laurenz (Markus Eberhard) fällt auf den ersten Blick nicht auf, dass sie nicht die richtige Alex ist. Eine blonde Strähne und Lottas "Ich bin nicht Alex" lassen ihn allerdings stutzen. Dennoch wittert er die Chance, das Konzert zu retten und schickt einfach die falsche Alex auf die Bühne. Da steht Lotta nun im Outfit von Alex und weiß nicht, wie ihr geschieht. Erstarrt blickt sie auf die Fans, bis Michael zu ihr kommt. Im Glauben, sie sei seine Freundin Alex, küsst er sie und Lotta schwebt im Siebten Himmel.

Selbstverständlich endet auch "Lotta in Love" wie alle ähnlichen Formate mit einer spannungsgeladenen Szene zum Schluss. Ob dies jedoch die Zuschauer tatsächlich animieren wird, "Lotta" wieder einzuschalten, ist fraglich. Die Serie ist nach genau dem gleichen Schema aufgebaut wie schon viele Telenovelas vor ihr: Mauerblümchen sucht große Liebe und findet sie in einem gutaussehenden und erfolgreichen Mann. Zudem sind die Dialoge platt, und die kitschigen Szenen zwischen Lotta und Michael schrecken eher ab, als dass sie zum Weiterschauen einladen. Das Gefühl kommt auf, dass man alles schon einmal gesehen hat und sowieso weiß, wie das Ganze nach 200 Folgen enden wird.

Ob der Markt noch eine Telenovela verträgt?

Janin Reinhardt hat für ihre Hauptrolle Gesangs-, Tanz- und Schauspielunterricht genommen. Ob dies aber wirklich reicht, um sich von ihrem hektischen und anstrengenden Image der Viva-Moderatorin zu lösen? Trotz zweier unterschiedlicher Rollen hat man immer noch die blonde, hyperaktive Moderatorin vor Augen. Bis auf Janin Reinhardt sind viele Darsteller schon Soap- erprobt. Sie kamen bei den Fans von "Verbotene Liebe" und "Marienhof" gut an, und vielleicht entsteht daraus auch eine Gruppe Fans für "Lotta in Love". Ansonsten könnte es diese Serie schwierig haben, gegen ein erfolgreiches Format wie "Verliebt in Berlin" zu bestehen. Irgendwann wird nämlich auch der Markt für neue Telenovelas gesättigt sein.

Ab 27.3. "Lotta in Love"
Täglich um 18.00 Uhr auf Pro Sieben

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