TV-Kritik "Adam sucht Eva" Oversexed in der Südsee

Von Jan Zier
RTL startet eine neue Staffel der Nackt-Kuppel-Show "Adam sucht Eva". Die große Liebe ist hier vor allem eine Frage der Penisgröße und der Oberweite.

Innere Werte werden total überbewertet. Da wollen wir doch mal ganz ehrlich sein. Vor allem, wenn der, die andere nackt ist und das, was man gemeinhin als gut aussehend empfindet. "Dein erster Eindruck?", wird die junge Frau gefragt. Sein Schniedel war groß genug, antwortet sie.

Ihr Fazit: "Er scheint sehr nett zu sein".

Für Dialoge wie diesen wurde "Adam sucht Eva" erfunden, eine Kuppel-Show, die als würdiger Nachfolger für RTLs legendäres "Tutti Frutti" durchgeht und doch die große Liebe sucht. Titten-Hugo fehlt leider als Moderator, dafür ist die Sendung sonst nicht mehr ganz so verklemmt wie die Erotik-Spielshow von damals. Hier werden nämlich Schwänze und Mösen zur besten Sendezeit ganz offensiv ins Bild gerückt, rasiert, natürlich, und die Brüste werden auch nicht mehr prüde abgeklebt, wie damals in den Neunzigern,  sondern selbstverständlich groß ins Bild gerückt; damit man sie besser vergleichen kann.

Ein Paradies für Männer

Drumherum gibt es paradiesisches Südseeflair, wie man es von der Foto-Tapete kennt: Eine Insel fernab der Zivilisation, mit Sandstrand, Palmen und Hängematten, dazu glasklares Wasser, unendliche Weite und gleißende Sonne, aber keine Menschenseele weit und breit. Fehlt nur noch ein Delfin im Bild. Und weil das ganze vor allem ein Paradies für Männer ist, gibt es nur einen von ihnen, aber drei willige, attraktive Frauen, die um ihn buhlen und ansonsten vor allem der Dekoration dienen. Und immerzu sind alle nackt.

"Adam sucht Eva" ist also eine Sendung für Männer, die gerne den "Playboy" lesen - wegen der Reportagen und Interviews, versteht sich, und für Frauen, die dazu stehen, dass es eben doch auf die Größe seines Gemächts ankommt. Und für alle jene, die zuhause gerne Pornos gucken, aber nur, wenn sie alleine sind - und hier was familien- und wohnzimmerkompatibleres suchen.

Sozialexperiment? Wohl kaum!

Natürlich hat das Ganze auch was liebenswert egalitäres, erinnert es doch an die sozialistische Freikörperkulturbewegung, entfernt, zumindest. Und richtig, gleich am Anfang darf eine Frau sagen: "Nackt sein bedeutet frei zu sein". RTL verkauft uns das Format gar als "Sozialexperiment", aber leider ist das schon zu viel der Ehre. Hier geht es nicht um eine Robinson Crusoe-Geschichte und auch nicht um William Goldings "Herr der Fliegen". Und auch wenn bei "Adam sucht Eva" nicht Designerklamotten, Schmuck oder Schminke zählen, geht es doch nicht um die postulierte Natürlichkeit. Auserwählt wird, wer nach einem Model aussieht und seine wohlproportionierte Veranlagung durch konsequente und beständige Selbstoptimierung pflegt.

Zu Beginn der zweiten Staffel ist das zuallererst ein Mann namens Gaetano, ein Sizilianer, der sich "Glückseligkeit" in großen, schnörkeligen Buchstaben auf den Unterarm hat tätowieren lassen. Unnötig zu erwähnen, dass er jeden Tag ins Fitness-Studio geht. Gaetano ist 34, im richtigen Leben Programmierer für Frästechnik und bestimmt ein Frauenheld. "Eigentlich bin ich perfekt", sagt er, aber immerhin lacht er dabei und ob er nun mit 200 oder 300 Frauen im Bett war, nein, "das spielt keine Rolle". Erfreulicherweise ist er trotzdem immer noch aufgeregt, wenn er eine Neue kennenlernt.

Kleiner Penis, große Oberweiten

Als Eva ausgewählt wurde unter anderem eine gewisse Jeannina, eine 23-jährige Masseurin und Wellnesstrainerin, die ihren Po über alles liebt und sich nicht in Männer mit kleinem Penis verlieben kann. Ihr Manko, wie sie selbst feststellt: Die anderen beiden Damen haben eine größere Oberweite. Eva Nummer zwei heißt Bahati, ist 28 und Sängerin aus Wien. Für ihren Adam würde sie auch Pole-Dance machen - an seiner Stange, wenn sie groß genug ist. Beim Sex ist sie eher dominant, erfahren wir, aber Eingeweihte kennen sie eh schon: Sie war der "Kolibri" und ist die Ex-Freundin des österreichischen Baulöwen Richard "Mörtel" Lugner. Sie wissen schon, das ist der, der sich alljährlich zum Opernball einen Promi in seine Loge einkauft, im letzten Jahr zum Beispiel Kim Kardashian. Der Mann ist mittlerweile über 80, aber wo die Liebe hinfällt, spielt das Alter ja keine Rolle mehr. Bahati ist eine, die "keine andere Bitch" auf der einsamen Insel braucht. Aber leider ist Geateno nicht ihr Typ, weswegen der erhoffte Zickenkrieg ausbleibt.

Also konkurriert Jeannina nur mit Beatrix, 26, die aus Frankreich kommt, in der Schweiz als Kellnerin arbeitet und mittlerweile einen Silikonbusen hat. Ihr Mann soll "dominant" sein, ein "richtiger" Kerl eben, und "mich führen", wie sie sagt. Schon in der ersten Nacht darf sie neben Gaetano im Doppelbett schlafen, doch obwohl sie vorher betont, dass er sie nicht wird berühren dürfen, wird sie gleich am Morgen seine sanften, erotischen Küsse loben. "Wir sind uns etwas näher gekommen", sagt er, und lächelt. Trotzdem wird er Jeannina auch eine Chance geben und einen kleinen Nackt-Workout machen. Ist es besser, er lässt ihn dabei baumeln oder er hält ihn fest? Südseefragen.  Währenddessen unterhalten sich die beiden anderen darüber, dass sie ihm immerzu - na ja, jedenfalls nicht in die Augen gucken. Am Ende heißt Eva erwartungsgemäß Beatrix. Was Adam überzeugt hat?

"Ihr Erscheinungsbild".

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