Reunion im Dschungelcamp Jeder gegen jeden. Und alle gegen Anouschka

Von Mark Stöhr
Anouschka Renzi im Dschungelcamp 2022
Anouschka Renzi nahm an Dschungelcamp 2022 teil
© RTL
Wer wurde nochmal Dschungelkönig? Egal. Bei der traditionellen Reunion im Baumhaus flogen dermaßen die Fetzen, dass King Filip nur am Katzentisch saß. Im Mittelpunkt der wilden Nachtreterei: natürlich Anouschka.

"Das große Wiedersehen", wie wir es bisher kannten – Motto: Schwamm drüber. War nicht so gemeint, wir hatten alle zu wenig Schlaf. Was im Camp passiert ist, so lautet das ungeschriebene Gesetz seit 15 Staffeln, bleibt im Camp. Doch dieses Jahr war alles anders – Motto: Scham vorüber. Da wurde abgerechnet und rumgeätzt und nochmal so richtig ausgeteilt. Konfro auf offener Bühne. Jeder gegen jeden. Und alle gegen Anouschka.

Natürlich musste das Ohropax-Gate noch einmal aufgearbeitet werden. Wir erinnern uns, Anouschka hatte versucht, zwei Ohrenstöpsel zu unterschlagen. Der Betrug flog auf, Anouschka beschuldigte Tina, sie verpfiffen zu haben. Riesentheater, ein unschönes, von der Regie überpieptes F-Wort fiel. Tina hat das nicht vergessen. "Das Level der Beleidigungen, die Anouschka gegen mich ausgesprochen hat", sagte sie gestern, nachdem ein Einspieler die Erinnerung für alle wieder aufgefrischt hatte, "ist auf einem Niveau, das ich nicht mehr gutheißen kann." Ihr elfjähriger Sohn habe das gesehen und auch ihre 85-jährige Mutter. "Das ist furchtbar."

"Ich hätte einen Kurs in Reality machen sollen"

Die Renzi argumentierte zuerst gesundheitlich. Wegen ihrer Schlafstörungen sei sie auf die Ohrenstöpsel angewiesen gewesen. Als sie merkte, dass das gar nicht das Thema war, schwenkte sie auf ihre technische und soziale und allumfängliche Unzulänglichkeit um. Sie habe das F-Wort nur für sich gesagt, dazu in einem Tunnel, in dem sie sich unbeobachtet geglaubt habe. Tina: "Du weiß schon, dass da Kameras waren, überall?" – Renzi: "So genau wußte ich das nicht."

Kaum zu glauben, dass sich die 57-Jährige im Vorfeld überhaupt nicht mit den FAQs des Dschungels befasst haben will. Jetzt räumte sie ein: "Ich hätte einen Kurs in Reality machen sollen." Dafür war es nun zu spät. Immerhin hatte die Schauspielerin im Baumhaus endlich mal wieder eine Hauptrolle. Das Personal am Tisch wurden nach jeder Werbepause durchgewechselt, die Renzi blieb meistens sitzen. Mit jedem Filmchen kam eine weitere Hässlichkeit zutage, von jedem Campgenossen, der neben ihr Platz nahm, gab’s eine neue Breitseite.

Auch von Jasmin. Die hatte Anouschka – unter anderem – die nicht so nette Bemerkung gedrückt, sie solle nicht so reden "wie eine Assibraut". Die Kölner Stimmungswalze, im Hauptberuf tatsächlich Reality-Darstellerin, sagte, sie lasse sich nicht als "Zweite-Wahl-Mensch" abstempeln – "wir sind alle gleich viel wert". Renzi konterte die proletarische Anmaßung mit dem Hinweis, sie habe niemals "zweite Wahl" gesagt, sondern, dass alle Menschen "anders" seien. Dem wollte ausnahmsweise mal niemand widersprechen. So flogen die Stinkstiefel hin und her. Von Harmonie keine Spur.

Selbst der Glööckler, wieder ganz in seiner Rolle als aristokratischer Alien mit Perücke und allem Pipapo, konnte die Wogen nicht glätten. Im Gegenteil. Er sei ja, schwäbelte er distinguiert, nicht geeignet, mit vielen Menschen auf engem Raum zu leben. Ihm sei es im Dschungel darum gegangen, eine andere Seite von sich zu zeigen: die des "Herzensmenschen", der er auch sei. "Ich wollte die Seelen kennenlernen."

Eric nimmt Entschuldigung zurück

Leider zeigten die meisten Ausschnitte den 56-Jährigen als elende Lästerschwester und arrogantes Ekelpaket ("Herr Althof, wenn wir hier raus sind, dürfen Sie wieder Herr Glööckler zu mir sagen, das wissen Sie schon, oder?"). Als die Rede auf Glööcklers schicksalhaften Satz kam ("Glaube nichts von alledem, was ich dir erzählt habe"), der bei Eric einen psychotischen Schub ausgelöst hatte ("Hier werden Fake-Geschichten erzählt!"), eskalierte das Kaffeekränzchen vollends. Die Bemerkung sei selbstverständlich nur ein Witz gewesen, versicherte Glööckler.

"Meine Kindheit ist bekannt seit 500 Jahren, und wenn ich von der Kindheit erzähle und es wäre alles Unsinn, das macht doch keinen Sinn." Eric, der neben ihm saß, sagte mit verkniffener Miene: "Ich fand’s nicht so lustig." Und der Zweitplatzierte legte nach: Er sei angesichts des Sendematerials irritiert darüber, wie sich Renzi und Glööckler verhalten und was sie hintenrum gesprochen hätten. Im gewohnten Stehfest-Pathos, das jede Schulaula ausfüllt, verkündete er: "Ich muss meine Entschuldigung zurücknehmen, ich hatte am Ende des Tages recht."

Doch dabei beließ er es nicht. Die Demontage der Homeshopping-Ikone ging weiter. Glööckler habe Manuel abblitzen lassen und ihn für eine Witzfigur gehalten. "Harald ist Manuels Vorbild. So behandelt ein Star seine Fans nicht." Es war der letzte Rumms in einer denkwürdigen Reunion. Oder um es mit Anouschka Renzi zu sagen: "Wir reden hier alle wie Kellerasseln, erzogen in der Mülltonne."

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