So kann man es natürlich auch formulieren: "ProSieben macht die 'Millionärswahl' zur Samstagabend-Show", verkündete der Privatsender am Montagvormittag vollmundig. Wer die ersten beiden Folgen in der vergangene Woche nicht gesehen hat, mag denken, der Sender werte die Show auf. Galt doch die Samstagabend-Show lange Zeit als Königsdisziplin im deutschen Fernsehen.
Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: ProSieben setzt die Sendung vorzeitig ab. Anstelle der geplanten sechs Shows, die in den nächsten drei Wochen jeweils donnerstags und freitags auf ProSieben und Sat.1 laufen sollten, gibt es nur noch zwei Folgen. Die sollen jeweils am Samstagababend ausgestrahlt werden - allerdings zu später Stunde. Das Halbfinale ist für den 18. Januar um 22.15 Uhr angesetzt. Genau eine Woche später geht dann das Finale über die Bühne - ebenfalls erst um 22.15 Uhr.
Massive Kritik an den Abstimmungsmodalitäten
Damit reagiert der Sender auf die drastische Kritik an der Sendung und die desaströsen Quoten. Bereits der Start der Show stieß am Donnerstag mit 1,89 Millionen Zuschauern auf ein lauwarmes Interesse. Vollends zum Debakel geriet dann die zweite Ausgabe, bei der die Zuschauerzahl unter die Million fiel. Genau 980.000 Menschen schalteten am Freitagabend die Show ein.
Ein Grund für diesen massiven Einbruch ist sicher in dem Ärger über die Abstimmungsmodalitäten zu sehen. In der Show soll auf demokratische Weise ein Millionär ermittelt werden. Insgesamt 49 Kandidaten bewerben sich, die Zuschauer bestimmen darüber, wer am Ende das Geld bekommen soll. Doch in der ersten Ausgabe floss neben Online- und Telefonvoting noch eine weitere Bewertung in das Ergebnis ein: Die Teilnehmer mussten sich untereinander Punkte geben. Das verfälschte das Ergebnis. Sechs Menschen bekamen auf einmal das gleiche Gewicht wie die vielen Tausend Telefonvoter.
Zwar nahm ProSieben die Kritik ernst und ändete zur zweiten Sendung das Wahlverfahren. Doch da waren viele Fans vergrault und kamen nicht wieder. Der jetzt verkündete Entschluss, die Show zu verlegen und zu verkürzen, kommt einer Bankrotterklärung des Senders gleich. Undurchdachtes Konzept, schlechte Umsetzung und dann vorzeitig beendet - das wirft kein gutes Licht auf die Unterhaltungskompetenz von ProSieben.