Mit "Wetten, dass..?" verschwindet eine deutsche Kultsendung aus dem Programm des ZDF. Die Fans sind sich einig: Markus Lanz hat Schuld am Ende der Kultsendung.
Wer das Format nicht mochte, jubelt im Netz und freut sich, dass die Sendung nun endlich eingestellt werden soll. Einigen kann es gar nicht schnell genug gehen:
Wer hat Schuld - Gaul oder Reiter?
Wer sich am Lanz-Bashing nicht beteiligt, gibt dem Format die Schuld: Das sei einfach nicht mehr zeitgemäß, glauben viele.
"Wie der Markus Lanz behandelt wurde, ist das Letzte. Er hat gar keine Chance gekriegt", schreibt Lisbet Hill auf Facebook. "Diejenigen, die was gegen Markus Lanz haben, müssen es doch nicht gucken." Ganz genau. Deshalb waren die Quoten unter Lanz auch bis auf einen historischen Tiefpunkt gesunken.
Das hat die Sendung nicht überlebt. Ob geliebt oder gehasst: Erinnerungen an "Wetten, dass ..?" hat fast jeder.
Moderator Thomas Gottschalk selbst rudert nach seiner spontanen Bemerkung wieder zurück. "Weder Häme noch Besserwisserei sind jetzt gefragt. Ich trauere, wie man so schön sagt, still. Und das will bei mir was heißen", lässt er jetzt verlauten. Seine erste Reaktion auf die Nachricht vom Ende der Sendung ("Dann hätte ich das Ding auch gleich selbst an die Wand fahren können") hat zu hämischen Antworten geführt. "Hat er ja auch", schreiben einige daraufhin auf Facebook.
"Wetten, dass..?"-Erfinder wurde von der ZDF-Entscheidung überrascht. "Spiegel Online" sagte Elstner, er habe sich am Samstag "gefühlt wie ein Boxer, der einen Tiefschlag verpasst bekommt". Auf seinem Twitter-Account schrieb er, die Entscheidung gehe "an die Nieren".
Kein Peter Maffay mehr
Einige nehmen das Ende der Sendung ganz einfach mit Humor:
Stefan Plöchinger, Chefredakteur von Süddeutsche.de, sieht nach dem Aus der Show sogar das Ende einer etablierten Textsorte:
Journalisten zeigen sich unbeeindruckt
Kaum Spuren von Trauer auch in den ersten Kommentaren in der deutschen Presse. Die "Welt" freut sich: "Nie wieder "Wetten, dass..?", das bedeutet: Nie wieder bekloppte Wetten mit wurstwassertrinkenden und eierköpfenden Nobodys. Nie wieder Belanglosigkeiten von sich gebende Stars [... n]ie wieder Showtreppe, Musikeinlage und Leerlauf, wenn die Wetten vorbereitet werden."
Die FAZ bleibt gelassen: "["Wetten, dass…?"] war das Genre dieser Generation, die noch das erlebt hatte, was Soziologen als die Mittelschichtsgesellschaft der Nachkriegszeit charakterisierten. Deren Kriterium war Homogenität mit weitgehend identischer Sozialisation. [...] Alle westdeutschen Babyboomer können davon erzählen, und das erklärt die ansonsten schwer erklärbare Leidenschaft im Umgang mit einer ansonsten einfach gestrickten Unterhaltungssendung."
Und die Süddeutsche hat sowieso alles kommen sehen: "Mit der Absetzung von "Wetten, dass..?" räumt das ZDF also ein: Wir haben verstanden, diese Show hat sich überlebt. Es reicht einfach nicht mehr aus, ein paar Prominente in eine Halle zu karren, ein wenig zu singen und zu plaudern und dazwischen Menschen bei ihren obskuren Hobbys zuzusehen. Das sind alles Dinge, die auf YouTube zu jeder Tages- und Nachtzeit in Hülle und Fülle verfügbar sind."
Die "Zeit" trauert doch ein wenig: "Es ist der traurigste Abgang der Fernsehgeschichte seit dem Tod von Winnetou. Europas einst größte Unterhaltungssendung ist tot und schlimmer noch: keiner scheint darüber zu trauern. Nicht der Moderator, dieses tapfer glucksende Ziel mächtiger Shitstorms. Auch nicht sein Intendant Thomas Bellut, der ihm im Kloakeregen den Regenschirm versagte. Geschweige denn ein Publikum, das dem Zuschauerkrösus eiskalt die Quote geviertelt hat, seit dieses Lagerfeuer der TV-Nation an einem Februartag vor 33 Jahren 24 Millionen Menschen die Stuben wärmte."