Herr Kühn, sind Sie zufrieden mit der Quote der ersten Sendungen?
Ja, wir sind sehr glücklich, sowohl über die Quote wie auch über die Qualität der Auftaktshow. Als wir die Sendung gesehen haben, war mir klar, dass die Quote gut werden wird. Es ist sogar noch befriedigender, eine schöne Sendung zu machen, als eine gute Quote zu haben. Wenn beides zusammenkommt: wunderbar!
Was hat Ihnen an der Sendung gefallen?
Vieles, aber am besten hat mir gefallen, dass "Big Brother" einen neuen Tenor bekommen hat. Es war eine sehr lustige Show, die sehr viel Spaß gemacht hat. Und das ist am Ende auch hängengeblieben. Wir haben viel gelacht, das nimmt der ganzen Show diese Pseudodramatik. Am Ende ist es eine Unterhaltungssendung.
Was haben Sie konzeptionell verändert, damit es Spaß macht?
Die Grundidee bleibt immer gleich, wir justieren nur noch, es ist schließlich die achte Staffel. Von allen Reality-TV-Formaten hat sich "Big Brother" am wenigsten verändert. Das ist ja kein großes politisch diskutiertes soziales Experiment mehr, sondern wir haben zwölf Leute, die genau wissen, auf was sie sich einlassen und was auf sie zukommt. Wir müssen sie mit Spielen, Aufgaben und Herausforderungen beschäftigen, damit es ein kurzweiliges Programm bleibt. Daran haben wir bereits in den letzten Staffeln gearbeitet, aber am Ende saßen die Kandidaten dennoch nur in einem Wohnzimmer rum. Wir müssen forcieren, dass etwas passiert, deswegen haben wir die zwei Welten eingeführt, die spektakulär unterschiedlich aussehen.
Diese zwei Welten gab es schon mal in der vierten Staffel.
Das stimmt. Wir lesen die Fan-Foren im Internet sehr genau, das war ein eindeutiger Wunsch der Zuschauer, dass sie gern wieder "Arm" gegen "Reich" hätten. Uns ging es ähnlich. Wir müssen eine gewisse Möglichkeit haben, Kandidaten zu "bestrafen", wenn sie gegen die Spielregeln verstoßen, ihre Wochenaufgaben nicht machen oder nur faul auf dem Sofa sitzen. Wir haben es in der letzten Staffel über den Gewinn versucht, aber das klappte nicht optimal. Wenn wir ihnen sagen, jetzt gewinnt ihr 4000 Euro weniger, ist es den Kandidaten egal, denn es sind noch fünf Monate hin, das ist keine Drohung. Aber über "Arm" und "Reich" funktioniert das. Wo es nur Brot und Aprikosenmarmelade gibt, will keiner schlafen. Die Reichen haben immer direkt vor Augen, was ihnen drohen könnte, und die Armen sehen, was sie auch haben könnten. Das ist der beste Anreiz.
Aber mit Verlaub, wir machen uns da doch ein bisschen Sorgen, wenn wir sehen, wie da die hygienischen Zustände sind, Schimmel im Stehklo, verrostete Armaturen...
Das ist kein echter Dreck, der ist nur angemalt (lacht). Da ist kein Kuhmist drin, und es stinkt auch nicht. Das waren gute Bühnenbildner. Es sieht zwar aus wie in einem Ego-Shooter, als ob gleich das Monster um die Ecke kommen würde, aber es ist alles Kulisse. Bei der letzten Staffel "Big Brother" haben wir zur Halbzeit ein Reinigungskommando in das Haus reinschicken müssen - die größten Ferkel sind die "Big Brother"-Bewohner selbst. Denen müssen wir das Haus nicht verdrecken, dafür sorgen die schon selbst.
Sie haben uns mehr Bildung bei den Kandidaten versprochen. Derzeit sind es Kellner, Barkeeper, Tänzerin, Mechaniker, Verkäufer, Erzieherin, alles wichtige Berufe, aber Akademiker sind darunter nicht.
Wir haben viele Leute aus der Gastronomie, was daran liegt, dass wir kurz vorher noch umgestellt haben. Dadurch ballte sich diese Branche etwas. Es kommt natürlich darauf an, wer Zeit hat. In der letzten Staffel hatten wir viele Bewerbungen von Animateuren, die können problemlos ein halbes Jahr aussteigen. Studenten können das auch. Aber zum Beispiel einen Arbeitslosen haben wir nicht im Haus. Bei den Akademikern ist es mit festem Job immer schwieriger, in der Gastro kann man dagegen schon mal aussetzen. Aber mit Alex haben wir einen Lehrer mit abgeschlossenem Studium dabei. Also einen Akademiker haben wir - und er wird nicht der letzte sein. Es gilt, eine gute Mischung zu finden. Und wir haben niemanden dabei, der froh ist, ein halbes Jahr keine Miete zahlen zu müssen.
Außerdem sollte der Fokus mehr darauf gelegt werden, Konflikte zu lösen. Zum Einstieg haben sich alle Kandidatinnen im Bikini präsentiert, und auch die Männer mit viel Haut - da scheint doch ein Schwerpunkt auf den Körper, nicht auf den Geist gelegt zu werden.
Darum ging es gar nicht. Wir fanden generell die Gestaltung der Einspieler sehr schön, da stand die Ästhetik im Vordergrund. Die haben alle das gleiche ästhetische Grundprinzip gehabt, da war ja auch nicht viel zu sehen. Natürlich hoffen wir darauf, dass es auch wieder Pärchen geben wird, das gehört für den Zuschauer dazu. Aber die Kandidaten wissen sehr genau, was sie tun und rennen nicht den ganzen Tag nackt rum. Dadurch, dass es klimatisiert ist, ist es auch nicht mehr so heiß, so viel Haut wird man nicht mehr sehen. Wirklich gut funktionieren die Sendungen, bei denen zwischenmenschlich viel passiert. Das heißt nicht nur Liebe, sondern auch Konflikte - dann sind die Quoten gut.
Sie haben als neue Moderatorin Miriam Pielhau. Warum fiel die Wahl auf sie?
Wir haben gecastet, weil absehbar war, dass die schwangere Charlotte Karlinder nicht die ganze Staffel moderieren wird. Das Casting von Miriam Pielhau war das beste Casting, das ich in 15 Jahren Fernsehen gesehen habe, hervorragend! Und wie sich herausstellte, ist sie "Big Brother"-Fan der ersten Stunde und hat damals noch als "Giga"-Moderatorin von allen ausgeschiedenen Kandidaten die Handynummern gesammelt und besitzt diese bis heute noch. Die Sendung hat uns recht gegeben. Wir waren sowohl von ihr als auch vom Gespann Charlotte/Miriam sehr begeistert. Die Doppelmoderation hätten wir schon viel früher machen müssen. Sie unterhalten sich wie zwei Freundinnen das machen würden, das gibt der Sendung eine tolle zweite Ebene.
Was erhoffen Sie sich?
Eine Staffel, die so erfolgreich ist, dass wir uns am Ende auf die nächste Staffel freuen können. Am Anfang denkt man immer, wie lang so ein halbes Jahr ist, und dann ist es schon wieder Sommer.