Zum 200. Geburtstag des Komponisten Johann Strauss verneigen sich einige der berühmtesten Gegenwarts-Musiker vor dem "Walzerkönig". Zu Ehren von Strauss haben der US-Filmkomponist John Williams und sein aus Deutschland stammender Kollege Max Richter neue Werke für Violine und Orchester geschaffen.
Vor der Uraufführung beider Kompositionen mit der deutschen Star-Geigerin Anne-Sophie Mutter am Samstag in Wien beschrieb Williams die Strauss-Walzer als beinahe filmische Musik-Miniaturen voller Spannung und Freude. "Ich wollte mit meiner Komposition eine Hommage an diese erzählerische Qualität schaffen", wurde der 93-jährige "Star Wars"- und "Harry Potter"-Komponist von den Veranstaltern zitiert.Während Williams für das Geburtstagskonzert der Wiener Symphoniker am Samstag einen Walzer schuf, komponierte Richter ein von Strauss inspiriertes Violinkonzert. "Strauss war ein Pionier des Tanzes als Ausdrucksform einer Epoche", sagte Richter laut den Veranstaltern.
Weltkarriere ohne klassische Ausbildung
Johann Strauss wurde am 25. Oktober 1825 im heutigen Wien als Sohn des gleichnamigen Komponisten und Dirigenten geboren. Obwohl der Junior keine umfassende Musik-Ausbildung genossen hatte, debütierte er mit nur 18 Jahren als Kapellmeister. Mit Walzern wie "An der schönen blauen Donau" und mit Operetten wie "Die Fledermaus" wurde der jüngere Strauss weltberühmt. Sein Showtalent setzte er auch auf Tourneen ein, die ihn bis nach Russland und in die Vereinigten Staaten führten. Wie die heutigen Popstars setzte Strauss auf die Hilfe anderer Musiker, etwa bei der Ausarbeitung von Orchesterstimmen oder der Komposition von Operetten.
Hunderttausende feierten Strauss-Jahr
In Wien werden im Strauss-Jubiläumsjahr rund 70 Kulturprojekte veranstaltet. Die teils niederschwelligen Events wurden bislang von rund 300.000 Menschen besucht. Es gehe dabei nicht um die Aufführung aller Strauss-Werke, sondern um Strauss als "Katalysator" für neue Kunst, sagte der Leiter des Strauss-Jahres, Roland Geyer. "Das, was wir da gemacht haben, ist ein zeitgenössisches Festival", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Während Geyer eine positive Bilanz zieht, bezweifelt ein Nachfahre der Strauss-Familie, dass das Jubeljahr einen nachhaltigen Effekt hat. Es fehle Geld für die Forschung zu Leben und Werk des Komponisten, sagte sein Urgroßneffe Eduard Strauss der dpa. In vielen Bibliotheken schlummere unausgewertetes Material. "Diese Bananenkartons, die müssen einmal aufgemacht werden", sagte er.