"Nobody wants this"-Autorin "Dann kam Kristen Bell und hat mir die Rolle vor der Nase weggeschnappt"

Autorin Erin Foster schrieb die Netflix-Serie "Nobody wants this" basierend auf ihren eigenen Erfahrungen als konvertierte Jüdin
Autorin Erin Foster schrieb die Netflix-Serie "Nobody wants this" basierend auf ihren eigenen Erfahrungen als konvertierte Jüdin
© IMAGO/Collin Xavier/Image Press Agency/ABACA
Erin Foster, Autorin der Netflix-Serie "Nobody wants this", spricht über die Liebe jenseits der 30. Und sie verrät, warum sie auch in Staffel zwei Antisemitismus nicht thematisiert.

Frau Foster, Ihre Netflix-Serie "Nobody wants this" ist eine romantische Komödie über einen Rabbi, der sich in eine nicht-jüdische Sex-Podcasterin verliebt. In Hollywood hat es zuletzt starke Anti-Israel-Proteste gegeben. Ist es momentan schwierig, eine jüdische Show zu machen?
Die Serie selbst ist nie politisch. Es ist also interessant für mich, wenn sie als kontrovers angesehen wird, weil es wirklich nur um Liebe und eine Beziehung geht. Und einer dieser Leute ist zufällig Jude. Und wenn das eine Grenze überschreitet, wenn das schon als kontrovers gilt, dann weiß ich nicht, was in der Welt vor sich geht.

Haben Sie sich deshalb bewusst dagegen entschieden, in der Show Antisemitismus zu thematisieren?
Nein, ich wollte nicht von der Liebesgeschichte ablenken. Es fühlt sich nicht mehr zeitlos an, wenn man Einzelheiten über das Weltgeschehen einfügt. Und ich möchte auch nicht meine eigenen persönlichen Überzeugungen in eine Serie einbringen, für die hunderte von Leuten arbeiten, alle mit unterschiedlichen Sichtweisen auf die Welt. Meine einzige Agenda ist es, ein positives Licht auf gesunde, erwachsene Liebesbeziehungen zu werfen, speziell auf eine interreligiöse. Und dabei wirklich hervorzuheben, wie sehr ich es liebe, konvertiert zu sein, wie sehr ich die jüdische Kultur liebe, vor allem die Debatten-Kultur.

Nach der ersten Staffel gab es einige Stimmen, die die Darstellung der jüdischen Frauen in der Serie als zu stereotyp kritisiert haben. Hat Sie das überrascht?
Ja. Und dass die wütenden Stimmen ausgerechnet aus der jüdischen Community kamen, die ich doch schützen wollte, war schon ironisch. Aber es ist eine Komödie, deshalb musste es Kontrastfiguren geben. Ursprünglich hieß die Serie mal "Schickse" (jiddisches Schimpfwort für eine nichtjüdische Frau, Anm. d. Red.). Es sollte also immer um eine Außenseiterin gehen, die in eine jüdische Familie kommt und nicht sofort akzeptiert wird. Sonst gäbe es keinen Konflikt.

Die Serienschöpferin Erin Foster und ihr Mann Simon Tikhman bei einer Premiere von "Nobody Wants This"
Die Serienschöpferin Erin Foster und ihr Mann Simon Tikhman bei einer Premiere von "Nobody Wants This"
© Getty Images

In der zweiten Staffel sind die jüdischen Frauen deutlich entspannter dargestellt. Hat Sie die Kritik beim Schreiben beeinflusst?
Nein. Aber mit der zweiten Staffel hatten wir die Gelegenheit, die Charaktere stärker auszubauen, sie vielschichtiger zu machen. Und das war von Anfang an so geplant. Ich hoffe, dass die Kritiker sich damit besser fühlen.

Die Serie basiert lose auf Ihrem Leben: Auch Sie haben einen Podcast mit Ihrer Schwester und sind zum Judentum konvertiert, nachdem Sie Ihren heutigen Ehemann kennengelernt haben. Was war Ihnen besonders wichtig, mit der Serie zu zeigen?
Mein Mann ist kein Rabbi wie Noah in der Show, aber trotzdem haben wir schon bei unserem ersten Date darüber gesprochen, ob ich mir vorstellen könnte, zu konvertieren. Ich hatte davor schon darüber nachgedacht, weil mich die Religion fasziniert hat und ich den Fokus auf Familie mochte. Aber als es dann losging, habe ich als geborene Querdenkerin alles hinterfragt, jeden Streit gesucht. Und als ich sah, dass das sogar gewollt war, war ich nur noch begeisterter. Obwohl es sich auch ein bisschen so angefühlt hat, als würde ich mich selbst verraten.

Es hat sich ein bisschen so angefühlt hat, als würde ich mich selbst verraten

Inwiefern?
Die Vorstellung, dass man sich ändern muss, um mit jemandem zusammen zu sein, kann bei einer willensstarken Frau in den 30ern einen gewissen Widerstand auslösen. So habe ich es erlebt, und das wollte ich auch mit der Hauptfigur Joanne zeigen. Einerseits mag sie es, dass Noah ein wenig altmodisch ist, gleichzeitig möchte sie ihre Unabhängigkeit behalten. Man kann nie genau so bleiben, wie man ist, wenn man mit jemandem zusammen ist, man muss Kompromisse eingehen. Aber welche sind angemessen? Wann hast du das Gefühl, dass du dich für jemanden verbiegst, und wann, dass du für jemanden wächst und es keine richtige Antwort gibt? Diese Fragen waren mir sehr wichtig.

Kristen Bell als Podcasterin Joanne und Adam Brody als Rabbi Noah in der zweiten Staffel von "Nobody wants this"
Kristen Bell als Podcasterin Joanne und Adam Brody als Rabbi Noah in der zweiten Staffel von "Nobody wants this"
© Netflix

"Nobody wants this" ist für Ihren Witz und Humor bekannt. Fällt es Ihnen eigentlich leicht, über sich selbst zu lachen?
Ich versuche schon mein Leben lang, mich daran zu gewöhnen, mich selbst nicht so ernst zu nehmen. Ich hab mich in meinen 20ern sehr ernst genommen und bin nicht stolz darauf, wie empfindlich ich war. Jetzt versuche ich, wann immer ich mich für etwas schäme oder mir etwas unangenehm ist, einen Schritt zurückzugehen und darüber zu lachen. Und auch unangenehme Wahrheiten anzusprechen, denn das ist der beste Weg, um sich mit anderen verbunden zu fühlen.

Eigentlich wollten Sie sich in "Nobody wants this" selbst spielen, aber Netflix bestand auf Kristen Bell. Schmerzt das manchmal noch?
Ich ging fest davon aus, dass ich Joanne sein würde. Und dann kam Kristen Bell und hat mir die Rolle vor der Nase weggeschnappt! Das Gute ist: Ich kann mir genau vorstellen, wie es ausgesehen hätte, wenn ich die Hauptrolle gespielt hätte. Und es wäre nicht halb so gut gewesen. Kristen ist so talentiert und spielt Joanne perfekt. Ich bin so dankbar, dass es so gekommen ist.

Die zweite Staffel "Nobody wants this" ist ab dem 23. Oktober auf Netflix zu sehen

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