Worum geht's in diesem "Tatort"?
Der neue Fall aus Berlin beginnt mit einem grausamen Mord: Eine Frau wird in einer Tiefgarage von einem Auto auf brutale Weise tot gefahren. Die Kommissare Karow (Mark Waschke) und Rubin (Meret Becker) stoßen bei ihren Ermittlungen auf die Halterin des Wagens, eine Mutter, die als Dealerin arbeitet und ein Verhältnis mit dem Mann der Toten hatte. Und auf eine Mädchenbande, die nicht einmal beim Thema Mord kurz vom Smartphone aufblickt. Zitat: "Hab nix gesehen, ich achte nicht so auf Leute." Die pubertierenden Verdächtigen treiben vor allem Nina Rubin zur Weißglut.
Dazu wird auch die persönliche Kriminalgeschichte um Kommissar Karow und seinen Kampf gegen einen Berliner Drogenclan weitererzählt. Karow ist frisch aus der U-Haft entlassen und sorgt gleich am Anfang mit einer expliziten Sexszene für einen Hingucker - übrigens der erste homosexuelle Sex eines Kommissars, der im "Tatort" gezeigt wird.
Lohnt es sich?
Ja, wenn auch nicht unbedingt wegen des vorhersehbaren Falls. Dafür schaffen es die ganz und gar nicht korrekten Kommissare, den Zuschauer in den Bann zu ziehen. Rubin muss sich mit ihrer gescheiterten Ehe und der anstehenden Bar Mitzwa ihres Sohnes auseinandersetzen und beginnt langsam, ihrem Kollegen Karow zu vertrauen. Bis dieser ihr - und dem Zuschauer - wieder Rätsel aufgibt. Karow hingegen ist so cool, dass es ihn nicht einmal stört, wenn Kollegen Sprüche-klopfend ein Sex-Video von ihm auswerten. Er kontert einfach unverschämt zurück.
Was stört?
Leider funktioniert die über mehrere Folgen erzählte Geschichte um Kommissar Karow nicht, dafür vergeht zwischen den einzelnen Episoden schlicht zu viel Zeit. Da hilft es auch wenig, dass im Soap-Opera-Stil vorher noch einmal alles kurz zusammengefasst wird: Die meiste Zeit versteht der Zuschauer nicht, was Karow da eigentlich treibt.
Die Kommissare?
Sind auch in der dritten Folge perfekt für die Hauptstadt. Becker und Waschke sind beides großartige Schauspieler, denen man als Zuschauer gern zusieht. Beide agieren außerdem so unangepasst, wie es das Image Berlins vorgibt: Der coole Karow ist in "Wir-Ihr-Sie" nicht der einzige Kommissar, der die Regeln bricht.
Ein- oder ausschalten?
Einschalten. Es ist schließlich der letzte "Tatort" vor der Sommerpause.
