Bewertung
- 4 von 5 Punkten
- ein "Tatort" mit viel Humor und noch mehr Sex, der sich bemüht, ohne Klischees auszukommen
Worum geht's in diesem "Tatort"?
Nach einem Pornodreh wird eine Darstellerin ermordet am Set aufgefunden. Die Kommissare Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) ermitteln in der Sexfilm-Branche und stellen fest, dass dort längst nicht mehr die Millionen fließen - und dass sie sich von ihren eigenen Klischeevorstellungen verabschieden müssen. Als sich herausstellt, dass die Tote die Tochter des Oberstaatsanwalts ist, erschwert das den Fall.
Warum lohnt er sich?
Der Krimi ist leicht erzählt und hat Humor: Wenn etwa Leitmayr am Rande der Ermittlungen ganz lakonisch mit zwei nackten Porno-Darstellern über Steuersparmaßnahmen fachsimpelt, dann macht das Spaß. Außerdem wird ein Blick hinter die Kulissen der als verrucht geltenden Branche geworfen: Gesundheitschecks, Darsteller, die einfach Spaß an der Arbeit haben - "Hardcore" zeigt ein Porno-Paradies.

Was nervt?
Im Film wenig, doch drumherum fällt Regisseur Philip Koch mit unreflektierten Aussagen auf. Es sei ein feministisches Vorurteil, dass Frauen in Pornofilmen degradiert und entwürdigt werden, sagte er vorab. "Niemand in der Branche wird dazu gezwungen oder genötigt (wobei es wie überall sicher auch derartige Einzelfälle gibt)", so Koch. Er will die professionelle Seite der Branche beleuchten - doch selbst die ist voll von Grenzüberschreitungen, was auch sein Film zeigt. Die Frauen dort machen vielleicht aus Leidenschaft mit, werden aber danach trotzdem als "Fotze" oder "Spermaschlampe" beschimpft. Oder zu härteren Praktiken gezwungen ("Das ist doch in jedem Film drin, jetzt findest du es eklig, aber dann findest du es geil!"). Respekt sieht anders aus. Dass der "Tatort" Tabus brechen möchte, ist löblich, dass Frauen im Pornogewerbe vor allem für degradierende Film-Szenen gesucht werden, trauriger Alltag. Hier fehlt der kritische Blick auf die Macht der Mainstream-Pornos: Geil ist, was du siehst, und was du siehst, sind Frauen, die sich freiwillig erniedrigen lassen.
Die Kommissare?
Kallis große Stunde: Der junge Assistent (Ferdinand Hofer) der Münchner Kommissare darf in "Hardcore" glänzen und sticht die älteren Kollegen locker aus. Zitat: "Kalli, was ist eigentlich der Unterschied zwischen Bukkake und Gang Bang?"
Ein- oder Ausschalten?
Für einen "Tatort" bietet "Hardcore" tatsächlich sehr viel Sex und derbe Dialoge - wem das am Sonntagabend zu viel ist, der sollte ausschalten. Alle anderen können sich auf einen kurzweiligen und humorvollen Krimi freuen.
