"Wie kommen wir da wieder raus?" Wenn der Festtagspullover so richtig kratzt

  • von Rupert Sommer
Feministin Wanda (Caroline Peters) amüsiert sehr, dass mit Elke (Pia Hierzegger) eine Weihnachtsfrau im Kostüm steckt.
Feministin Wanda (Caroline Peters) amüsiert sehr, dass mit Elke (Pia Hierzegger) eine Weihnachtsfrau im Kostüm steckt.
© BR/ORF/Mona Film Produktion GmbH/Nikolaas von Schrader
Familienfrieden, der ganz schnell zum Familienstreit eskaliert: Die satirische Komödie "Wie kommen wir da wieder raus?" mit Caroline Peters und Kabarettist Simon Schwarz, die der BR in deutscher Erstausstrahlung zeigt, sieht sich in der Tradition leicht angeschrägter, düsterer Festtagskomödien aus Österreich.

Alle Jahre wieder: Stress genau dann, wenn man ihn am wenigsten brauchen kann – im festlich geschmückten, von Vorfreude, aber auch von Aufregung geprägten Familienambiente. Mit dem Fernsehfilm "Wie kommen wir da wieder raus?", den der Bayerische Rundfunk wenige Tage vor Heiligabend in deutscher Erstausstrahlung ins Programm holt, zeigt der Sender eine augenzwinkernde Weihnachtskomödie, die gesellschaftliche Spannungen, familiäre Konflikte und die Suche nach Zusammenhalt auf kluge und zugleich humorvolle Weise verbindet.

Regisseurin Eva Spreitzhofer hat ein pointiertes Kammerspiel geschaffen, das nicht nur in Österreich (wo der Film sogar im Kino lief) bereits für viel Gesprächsstoff sorgte, sondern als treffsicheres Porträt der Gegenwart zu loben ist. Dass im Nachbar-Alpenland Humor immer etwas dunkler angefärbt ist, schadet gar nicht – im Gegenteil. Der Film knüpft an den österreichischen Kinoerfolg des Films "Womit haben wir das verdient?" an, der schon 2018 herauskam.

Rechthaberei hilft auch nicht weiter

Im Mittelpunkt steht wie schon im Vorgängerfilm Wanda – gespielt von der gebürtigen Mainzerin Caroline Peters ("Mord mit Aussicht") – eine selbstbewusste, rational denkende Chirurgin, die sich nichts sehnlicher wünscht als ein harmonisches Fest mit Bio-Baum, nachhaltigem Essen und friedlicher Stimmung. Doch dieser idyllische Plan fällt rasch in sich zusammen. Wie so oft eben. Tochter Nina (Chantal Zitzenbacher), die zum Islam konvertiert ist, verkündet am Heiligabend, sich im falschen Körper zu fühlen und eine Geschlechtsangleichung zu erwägen.

Diese Nachricht setzt dann gleich noch eine Kette an weiteren "Enthüllungen" in Gang, bei der ein Familiengeheimnis das nächste jagt und lang Aufgestautes ans Licht kommt. Neben Peters brillieren die Komik-erprobten Darsteller Simon Schwarz, und Michael Ostrowski (die man beide unter anderem aus den "Eberhofer"-Krimis kennt), Hilde Dalik und Pia Hierzegger in weiteren Rollen des schwarzhumorigen Kammerspiels. Und auch wenn nach einigem zeitlichem Abstand zum Pandemiegeschehen über Corona-Schutzimpfungen geredet wird, flammen noch immer die Emotionen hoch.

Heraus kommt eine temporeiche Mischung aus Satire und emotionalem Familiendrama. Regisseurin Spreitzhofer, die auch selbst das Drehbuch schrieb, hat keine Scheu, die wirklich umstrittenen gesellschaftliche Reibungspunkte zu treffen. Es geht um Aufregerthemen – von Identitätsfragen über Klimaschutz bis hin zum allzu menschlichen Versuch, an Weihnachten alles richtig machen zu wollen. Trotz kräftiger Überzeichnung verliert der Film dann aber doch nicht den Respekt vor den Figuren und macht ihre Verletzlichkeit sichtbar. Besonders das Zusammenspiel von Peters und Schwarz, der bekanntlich ja auch Kabarettist ist, ist ein schauspielerisches Glanzlicht, das sowohl die komischen als auch die stillen Momente trägt.

"Wie kommen wir da wieder raus?" vereint rasante Dialoge mit einer klaren Haltung: Die Herausforderungen der Gegenwart lassen sich nicht durch Rechthaberei lösen, sondern nur durch Verständnis, Offenheit und die Bereitschaft, Widersprüche auszuhalten. Auch das ist dann eine Art Weihnachtsbotschaft.

Wie kommen wir da wieder raus? – Sa. 20.12. – BR: 20.15 Uhr

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