Zugegeben, es war schon ein eigenartiger Titel für einen Fernsehfilm: "McLenBurger – 100% Heimat" (Regie: Markus Herling, Buch: Johannes Rotter und Natalie Tielcke) hieß die ARD-Degeto-Produktion, die im November 2022 im Rahmen der ARD-Themenwoche "Wir gesucht! – Was hält uns zusammen?" erstmals zu sehen war. Erzählt wurde von Hilde Borowski (Steffi Kühnert), einst die jüngste Küchenchefin der DDR, die nach der Wende in der Burgerkette ihres Sohnes arbeitete, bis sie eines Tages entlassen wurde. Mit 57 Jahren wagte Hilde einen beruflichen Neuanfang, übernahm gemeinsam mit ihren Freundinnen Lore Mattisek (Anne-Kathrin Gummich) und Angie Müritz (Judith Engel) ein Sportheim in der mecklenburgischen Provinz und bot dort hausgemachte Buletten an, die titelgebenden "McLenBurger". Drei Jahre nach der Erstausstrahlung wird die Geschichte nun mit einem zweiten Film fortgesetzt: "Mit Herz und Hilde" wurde abermals von Markus Herling inszeniert. Das Drehbuch stammt von Klaus Arriens und Thomas Wilke.
Die Schatten der Großzügigkeit
Auch im Film ist inzwischen eine gewisse Zeit vergangen: "Hildes Kantine" läuft super. Die Nähe zur Autobahn verschafft den drei Frauen scharenweise hungrige Kundschaft. Schon bald könnte ihr Kredit abbezahlt sein, wenn da nicht Hildes alte Marotte wäre: Noch immer verteilt die großherzige Frau kostenlose Mahlzeiten an finanzschwache Menschen aus der Nachbarschaft. Dem Finanzamt sind die heimlichen Almosen ein Dorn im Auge: Ohne entsprechende Quittungen droht "Hildes Kantine" eine fette Nachzahlung von 9.000 Euro. Geld, das weder Hilde noch ihre Mitstreiterinnen haben.
"Ich hab mir schon was überlegt", versucht Hilde zu beruhigen: "Erstens, halbes Gehalt, zweitens, verlängerte Öffnungszeiten bis 2 Uhr nachts." Doch ihre Freundinnen sind wenig begeistert: "Was? Doppelte Arbeitszeiten für halbes Geld?", fragt Angie. "Das kommt gar nicht in die Tüte", klagt Lore: "Hast du schon mal was von Work-Life-Balance gehört?" Jetzt sei erst mal "Work" angesagt, entgegnet Hilde: "Balance kommt später!"
Eine unbekannte Tochter sorgt für Ärger
Überhaupt muss sich Hilde privat um ganz andere Sorgen kümmern: Ausgerechnet als sie und Ronnie (Martin Brambach) nach 38 Jahren ihr Eheversprechen erneuern wollen, platzt plötzlich eine junge Frau in die Zeremonie: "Ich suche Ronald Bonowski", erklärt Tamara May (Kotbong Yang): "Ich bin seine Tochter."
In den Wirren des Wendeherbstes 1989, so zeigt sich, hatte Ronnie eine Affäre mit einer anderen Frau. Deren Tochter und Enkelin (Mathilda Joung) sind nun auf der Suche nach ihrem Vater und Opa. Als Tamara dann auch noch anfängt, Ronnie nach ihren Vorstellungen zu verändern, reicht es Hilde endgültig: Sie setzt ihren langjährigen Ehegatten vorerst vor die Tür...
Zusammenhalt in Krisenzeiten
"McLenBurger – 100% Heimat" war ein Film im Stil der britischen Sozialkomödie, und auch die Fortsetzung "Mit Herz und Hilde" macht die Alltagssorgen der Menschen in der wirtschaftlich schwächeren Provinz in Ostdeutschland zum Thema: "Vor zehn Jahren hatten wir hier drei Hotels", erinnert sich Angie in einer Szene: "aber dann haben jede Menge Betriebe dicht gemacht, und jetzt kommen keine Geschäftsleute mehr."
Auch Ronnie gehöre "sicherlich nicht zu den wirtschaftlichen Gewinnern der Wende", erklärt Schauspieler Martin Brambach im Senderinterview: "Er ist sich und seinem Verständnis von Glück aber treu geblieben, er versucht sich nicht zu verbiegen, und Geld verdienen ist eben nicht alles im Leben." Viel wichtiger sei der Figur aber ohnehin "das persönliche Glück und das seiner Familie". Somit ist "Mit Herz und Hilde" ähnlich wie "McLenBurger – 100% Heimat" vor allem ein Film, der den Zusammenhalt und das Miteinander feiert. Eine wichtige Botschaft in zunehmend egoistischen Zeiten.
Mit Herz und Hilde – Fr. 05.12. – ARD: 20.15 Uhr