Der Pop-Star Michael Jackson ist am Donnerstag offiziell wegen mutmaßlichen Kindesmissbrauchs in mehreren Fällen angeklagt worden. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, auf seiner Neverland-Ranch in Kalifornien einen zwölfjährigen krebskranken Jungen sieben Mal sexuell missbraucht zu haben. Er wird zudem beschuldigt, das Kind dafür in mindestens zwei Fällen unter den Einfluss von Rauschmitteln gesetzt zu haben. Im Fall einer Verurteilung drohen Jackson mehr als 20 Jahre Haft.
Jacksons Anwalt Mark Geragos wies die Vorwürfe kategorisch zurück. Auch die Mutter des "King of Pop" verteidigte ihn. "Michael ist unschuldig", erklärte Katherine Jackson. Die Vorwürfe von Staatsanwalt Thomas Sneddon bestünden aus "bösartigen Lügen". Die Motive dafür seien "Gier und Rachsucht". Die Familie werde dafür kämpfen, die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Wein für das Kind
In der Anklageschrift, die kaum Details aufführt, wird Jackson vorgehalten, sich an dem Kind "mit der Absicht, sich zu erregen und zu befriedigen" vergangen zu haben. Er habe im Verlaufe mehrerer Wochen auf seiner Neverland-Ranch "substanziellen körperlichen Kontakt" zu dem Jungen gehabt. Die Anklage stützt sich in weiten Teilen auf Aussagen des Kindes. Der Junge soll einem Psychotherapeuten von dem Missbrauch erzählt haben. Die Mutter des Jungen sagte nach Angaben aus Familienkreisen, der Sänger habe ihrem Sohn Wein gegeben.
Kürzlich war die Glaubwürdigkeit des Jungen in Zweifel gezogen worden. In einer im Internet aufgetauchten Aktennotiz der Jugendbehörde von Los Angeles hieß es, die Vorwürfe gegen Jackson seien bereits im Frühjahr von Ermittlern als unbegründet zurückgewiesen worden. Sowohl der Junge als auch sein Bruder hätten zu Protokoll gegeben, dass Jackson sich nicht an ihnen vergriffen habe.
Geldgier und Rachegelüste
Ähnlich wie Jacksons Mutter warf der Verteidiger der Familie des Jungen Geldgier und dem Staatsanwalt Rachegelüste vor. Sneddon war bereits vor zehn Jahren Missbrauchsvorwürfen gegen den Popstar nachgegangen. Dabei kam es aber nicht zu einem Prozess, nachdem Jackson gegen eine Millionenabfindung erreicht hatte, dass die Familie des damals betroffenen Kindes alle Anschuldigungen zurücknahm.
Der Pop-Star muss am 16. Januar erstmals vor Gericht erscheinen und dann erklären, ob er sich schuldig oder unschuldig bekennt. Bei einer Verurteilung drohen ihm allein im ersten Fall 3 bis 8 Jahre Gefängnis sowie für weitere Missbrauchsfälle zusätzliche Haftzeiten. Die Gesamtstrafe könnte theoretisch weit mehr als 20 Jahre betragen.
Jackson will sich nach Angaben seines Sprechers Stuart Backerman zunächst bei einem Weihnachtsurlaub in Großbritannien erholen. Er befindet sich gegen eine Kaution von drei Millionen Dollar auf freiem Fuß. Staatsanwalt Sneddon erklärte, die Rückgabe des eingezogenen Reisepasses an Jackson sei nach einer Abmachung mit der Verteidigung angeordnet worden. Danach können die Behörden für den Fall, dass Jackson nicht bis zum 6. Januar wieder in den USA ist, Teile seines Vermögens beschlagnahmen, darunter Einnahmen aus seinem neuen Album "Number Ones".