Ehekrach bei Berlusconi "Ich bitte dich, vergib mir"

Veronica Lario, Frau des früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, hat von ihrem Mann eine öffentliche Entschuldigung für seine Avancen gegenüber anderen Frauen gefordert. In einem offenen Brief bittet er nun um Verzeihung.

Bei Berlusconis hängt der Haussegen schief: Die Ehefrau des italienischen Politikers und Unternehmers ist empört darüber, dass Silvio in der Öffentlichkeit anderen Frauen schöne Augen gemacht hat. Ausgerechnet über die linksgerichtete Zeitung "La Repubblica" forderte Veronica Lario ihren Mann am Mittwoch zu einer Entschuldigung auf - und bekam sie. "Liebe Veronica, hier ist meine Entschuldigung", schrieb Berlusconi in einem wenige Stunden später von seiner Partei Forza Italia veröffentlichten Brief. "Ich bitte dich, vergib mir. Und betrachte dieses öffentliche Bekenntnis, bei dem mein Stolz sich deiner Wut beugt, als einen Akt der Liebe." Veronica Larios Ärger entzündete sich an öffentlichen Galanterien ihres Mannes.

Anlässlich der Verleihung von Fernsehpreisen sagte Berlusconi zu einer der anwesenden Frauen: "Wenn ich nicht schon verheiratet wäre, würde ich Sie jetzt auf der Stelle heiraten." Zu einer anderen soll er gesagt haben: "Mit Ihnen würde ich überall hingehen." Der mittlerweile 70-jährige Berlusconi hat wiederholt geprahlt, welche großen Erfolg er in seiner Jugend bei den Frauen gehabt habe. "Ich sehe in diesen Äußerungen eine Verletzung meiner Würde", erklärte Ehefrau Veronica. "Sowohl von meinem Ehemann als auch von dem in der Öffentlichkeit stehenden Mann fordere ich eine öffentliche Entschuldigung, da ich diese privat nicht bekomme." Die Bemerkungen ihres Mannes überschritten die Grenzen von akzeptablen Scherzen, kritisierte Lario.

"Etwas unverantwortlich" verhalten

Berlusconi räumte ein, er habe sich "etwas unverantwortlich" verhalten und machte auch seine "neckischen, selbstironischen und manchmal respektlosen" Charakterzüge dafür mitverantwortlich. "Aber deine Würde hat damit nichts zu tun", betonte der Gatte in seiner Entschuldigung, "ich bewahre sie als wertvolles Gut in meinem Herzen, auch wenn ich unbekümmerte Scherze mache, oder eine galante Bemerkung."

Er habe nie einer anderen Frau einen Heiratsantrag gemacht, versicherte er. Auch kürzlich rühmte Berlusconi seine zweite Ehefrau über alle Maßen. "Veronica ist eine absolute Leidenschaft", sagte der frühere Regierungschef in einem Interview des Frauenmagazins "A", das am Mittwoch in Auszügen veröffentlicht wurde. "Als wir uns kennen gelernt haben, verlor ich meinen Verstand." Seine Frau sei eine wundervolle Mutter und sie habe ihn nie in eine peinliche Situation gebracht. "Und sie ist so nachsichtig."

In dieser Hinsicht jedoch hat sie Silvio Berlusconi jetzt vielleicht eines besseren belehrt. Berlusconi und Lario sind seit 1990 verheiratet und haben drei Kinder. Der Politiker lernte die damals 24-jährige Tänzerin 1980 in Mailand kennen.

Auf der nächsten Seite finden Sie den Entschuldigungsbrief im Wortlaut

Nachfolgend der von Berlusconi verbreitete Text in einer Übersetzung der Nachrichtenagentur Reuters:

"Liebe Veronica,

hier ist meine Entschuldigung. Im Privaten habe ich mich dagegen gesträubt, weil ich zwar verspielt bin, aber auch stolz. Öffentlich herausgefordert, ist die Versuchung stark, Dir nachzugeben. Und ich widerstehe ihr nicht.

Wir sind schon ein ganzes Leben zusammen. Wir haben drei wundervolle Kinder, die Du auf das Leben vorbereitet hast mit der Fürsorge und liebevollen Strenge Deiner großartigen Persönlichkeit, die Du für mich immer gewesen bist vom ersten Moment an, in dem wir uns kennen gelernt und verliebt haben.

Wir haben mehr schöne Dinge zusammen getan, als wir beide in einer Zeit der Unruhe und Verzweiflung zuzugeben bereit sind. Aber diese wird enden, und sie wird süß enden wie alle wahren Geschichten.

Du weißt, dass meine Tage verrückt sind: Arbeit, Politik, Probleme, ständig in Bewegung und unter öffentlicher Beobachtung - ein Leben unter dauerndem Druck. Die ständige Verantwortung anderen und mir selbst gegenüber, selbst gegenüber einer im Verständnis wie im Unverständnis geliebten Frau, gegenüber all den Kindern - all dies macht eine gewisse Verantwortungslosigkeit möglich, die verspielt sein kann, selbstironisch und oft respektlos.

Aber Deine Würde hat damit nichts zu tun. Ich bewahre sie als etwas Wertvolles in meinem Herzen, selbst wenn mein Mund die gedankenlose Stichelei, die Galanterie, die Nebensächlichkeit des Augenblicks von sich gibt. Aber glaube mir, ich habe niemals einer anderen Person einen Heiratsantrag gemacht. Deshalb bitte ich Dich, vergib mir und nimm diese öffentliche Darlegung eines privaten Stolzes an, der sich als Akt der Liebe - nur einer von vielen - Deiner Wut beugt.

Einen großen Kuss

Silvio"

AP · Reuters
AP/Reuters

PRODUKTE & TIPPS