Wenn man das verschnörkelte Gewölbe der weißlackierten Markthalle in Roms bürgerlichem Viertel Prati betritt, nimmt einen das Stimmengewirr gefangen: Die Gespräche drehen sich um Obst und Gemüse, um die Neuigkeiten in der Familie und immer wieder um die Politik. Fragt man hier nach Giorgia Meloni, hört man nicht ein kritisches Wort über die italienische Ministerpräsidentin. Italien ist ein Land mit vielen Problemen und dem Hang, die Lösung aller Schwierigkeiten von einer charismatischen Führungsperson zu erhoffen. Matteo Renzi wurde mal als neuer Mann der Mitte gefeiert. Dann kam die Internet-Bewegung "Fünf Sterne" als Hoffnungsträger auf. Am längsten aber hielt sich die Begeisterung für den kürzlich verstorbenen Self-Made-Mann und Multimilliardär Silvio Berlusconi, der sein Land über Jahrzehnte prägte. Viele Italiener blickten zu ihm auf und eiferten ihm nach.
Mit Giorgia Meloni ist es etwas ganz anderes, sie ist: "popolana" – eine von uns, so sagen es viele hier.