Immobilienmarkt für Superreiche Der Villen-Wahnsinn von Los Angeles

Von Andreas Renner
Ein Investor baut eine Villa für 500 Millionen, eine andere gibt's für 195 Millionen Dollar. Beim Villen-Größenwahn von L.A. fahren Makler immer neue Geschütze auf: Partys, Werbefilme, Privat-Jets und Models.

Los Angeles wird im Volksmund gerne als die Stadt der Schönen und Reichen bezeichnet. Zumindest was das Kaufvolumen der Millionäre und Milliardäre angeht, müsste man derzeit wohl eher von der Lieblingsspielwiese der Mega-Reichen sprechen. Vor allem auf dem Immobilienmarkt herrscht in L.A. der Protz-Boom schlechthin. Villen mit nur einem Pool sind nur was für arme Reiche – vier Schwimmbecken sollten es schon sein, wenn man mithalten möchte beim Villen-Größenwahn. In der Nobelgegend Holmby Hills wird demnächst die teuerste Villa der Vereinigten Staaten gebaut – mit 7000 Quadratmeter Wohnfläche, einer Garage für 30 Autos, drei Gästehäuser, Open-Air-Nachtclub, Kino, Casino - und vier Pools. Rund 500 Millionen Dollar soll das Anwesen kosten, dass der Investor Nile Niami einfach mal so ins Blaue baut, ohne bereits einen Käufer an der Angel zu haben.

Im Vergleich dazu ist der "Palazzo Di Amore" ein wahres Schnäppchen. Für 195 Millionen Dollar ist er gelistet – wahlweise kann das Anwesen mit 5000 Quadratmeter Wohnfläche, 12 Schlafzimmern und 23 Bädern für 350.000 Dollar pro Monat gemietet werden. Das inkludiert natürlich die Nutzung des eigenen Weinkellers, bestückt mit 13.500 Flaschen der besten Tropfen aus der ganzen Welt. Zum Anwesen gehört zudem ein eigener Weinberg – ebenso wie eine Kegelbahn und eine Garage für 27 Autos.

Maklerin Joyce Rey versucht das derzeit teuerste Objekt der USA an den Mann oder die Frau von Welt zu bringen – gezahlt werden muss übrigens in bar. Unrealistisch? "Keinesfalls", sagt Rey. Noch nie gab es so viele Milliardäre auf der Welt wie heute, genau 1.826 sind es laut Forbes-Reichenliste. Die meisten von ihnen sind unter 40 und stammen aus Russland, China, den USA – und überschwemmen aktuell den Immobilienmarkt von Los Angeles. Für Agenten wie Joyce Rey bedeutet das ganz neue Herausforderungen. Im Gegensatz zu früher, als Rey noch Villen an Promis wie Sonny und Cher per Anzeige in der L.A. Times vermittelte, muss sich die Top-Maklerin der Stadt für die neureichen Kunden aus anderen Ländern schon etwas mehr einfallen lassen, um das Objekt entsprechend schmackhaft zu machen.

Fünf Millionen Dollar Vermittlungsgebühr

"Objekte dieser Größenordnung können nicht mit dem normalen Immobilienmarketing beworben werden. Um die sehr anspruchsvolle internationale Klientel anzusprechen, werden in diesen Luxus-Immobilien Promi-Partys geschmissen, Hubschrauberflüge über das Anwesen organisiert und in vielen Fällen sogar hochprofessionelle Lifestyle-Filme mit engagierten Schauspielern für gut 40.000 Dollar gedreht, um so die vielen Vorzüge des Anwesens lebendig zu machen", weiß auch Marly Tempel, eine aus Deutschland stammende Maklerin, die seit mehr als 15 Jahren Villen in L.A. verkauft. Der Markt ist hart umkämpft, die Makler müssen kreativ sein, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Das bedeutet in vielen Fällen, dass man zig Tausende, oftmals Hunderttausende von Dollars vorstrecken muss, um am Ende die Aussicht auf Provisionen zwischen 2,5 und 3,5 Prozent zu erhöhen.

Verkauft Maklerin Rey die "Villa Di Amore" tatsächlich für 195 Millionen Dollar, kassiert sie dafür rund fünf Millionen Dollar Vermittlungsgebühr. Dafür kann man den Kaufinteressenten schon mal im Privatjet aus Russland einfliegen lassen und für 5.000 Dollar einen Promikoch engagieren, der beim Besichtigungstermin Delikatessen auftischt, die von Models in knappen Bikinis an einem der vielen Pools serviert werden. Läuft alles gut, hat sich der Aufwand gelohnt. Zieht der Interessent wieder ab ohne zu kaufen, bleibt der Makler schon mal auf Unkosten von Hunderttausend Dollar sitzen. "Es ist wie ein Glücksspiel – man gewinnt, oder man verliert", sagt Joyce Rey über die Spielregeln beim gegenwärtigen Villen-Größenwahn von L.A. 

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