Im Missbrauchsprozess gegen Michael Jackson ist erstmals ein Anklagepunkt durch eine Zeugenaussage direkt bestätigt worden. Die Schwester des mutmaßlichen Opfers sagte aus, Jackson habe ihrem damals dreizehn Jahre alten Bruder in ihrem Beisein Wein zu trinken gegeben. Den Vorwurf, der Sänger habe ihren Bruder sexuell missbraucht, konnte die 18-Jährige dagegen offenbar nicht direkt belegen. Sie berichtete lediglich, Jackson habe sich während eines Hotelaufenthalts mit der gesamten Familie mehrfach mit ihrem Bruder allein zurückgezogen.
Anschließend sei ihr Bruder sehr aufgekratzt gewesen, sagte die junge Frau. Sie sei in dieser Zeit nicht an ihn herangekommen: "Ich und mein Bruder stehen uns sehr, sehr nahe. Aber während all dieser Zeit wollte er nicht mit mir sprechen, er wollte nicht in meiner Nähe sein."
In das Hotel in Miami lud Jackson die Familie an dem Tag ein, an dem die Fernsehsendung "Living With Michael Jackson" des britischen Journalisten Martin Bashir ausgestrahlt wurde. Jackson sei über den Film offenbar verärgert gewesen, "er wollte nicht, dass wir ihn sehen", berichtete die Zeugin. Im Interview mit Bashir hatte Jackson erklärt, er habe schon mit vielen Kindern in einem Bett geschlafen. Sexuelle Hintergedanken habe er dabei aber nicht.
Nach der Rückkehr aus Florida forderte ein Berater des Sängers nach Angaben der Zeugin ihre Familie auf, an einer Art Gegendarstellung mitzuwirken. Sie seien angewiesen worden, "nette Dinge über Mr. Jackson zu sagen und nicht darüber zu sprechen, was auf der Neverland-Ranch vor sich geht".
Am Freitag soll die Schwester erneut in den Zeugenstand treten, um von Jacksons Verteidiger Thomas Mesereau vernommen zu werden. Auch der jüngere Bruder des angeblichen Jackson-Opfers soll zu den Vorgängen auf Neverland befragt werden.
Der Jury wurden am Donnerstag Aufnahmen aus den Privatzimmern des Popstars gezeigt. Ein Video, das die Polizei bei einer Razzia auf Jacksons Ranch drehte, zeigt unter anderem einen Raum mit Puppen und lebensgroßen Filmfiguren, wie Superman und Batman, sowie Bilder von Marilyn Monroe und Elizabeth Taylor. Bei der Durchsuchung von Jacksons Schlafzimmer will die Polizei zahlreiche Sex-Zeitschriften und erotische Videos gefunden haben. Jackson-Anwalt Robert Sanger verwies darauf, dass derartiges Material in den Aufnahmen nicht zu sehen war.