Kessler-Zwillinge Eine Freundin verrät: Ellen war krank, Alice starb für sie

Kessler Zwillinge
Die Kessler-Zwillinge Alice und Ellen im Oktober 2025
© Hannes Magerstaedt / Getty Images
Der Abschied der Kessler-Zwillinge war bewusst geplant. Neue Aussagen einer Vertrauten geben nun Einblick in die Bewegungsgründe von Ellen und Alice.

Über Jahrzehnte standen Alice und Ellen Kessler für Eleganz, Disziplin und unerschütterliche Geschwisterliebe. Dass die beiden mit 89 Jahren gemeinsam aus dem Leben gegangen sind, bewegt Fans und Weggefährten. Nun berichtet eine langjährige Freundin der Künstlerinnen, Gabriele Gräfin zu Castell-Rüdenhausen, in der "tz" über bislang unbekannte Einzelheiten ihrer letzten Wochen.

Die Zwillingsschwestern hatten ihren Tod offenbar sorgfältig vorbereitet. Nach Angaben von Gräfing zu Castell-Rüdenhausen wandten sie sich frühzeitig an juristische und medizinische Unterstützer, um ihren Entschluss umzusetzen. Bereits Monate zuvor sollen sie einen konkreten Termin gewählt haben – den 17. November, einen Freitag.

Abschiedsgrüße der Kessler-Zwillinge im Briefkasten

Noch kurz vor diesem Datum besuchten Alice und Ellen Menschen, die ihnen am Herzen lagen. In die Briefkästen ihrer Freunde legten sie kleine Pakete: Schmuckstücke, Erinnerungsstücke, persönliche Zeilen. Auch Gabriele Gräfin zu Castell-Rüdenhausen, seit mehr als einem halben Jahrhundert Teil ihres engsten Kreises, erhielt eine solche Botschaft.

Die Gräfin erinnert sich in der "tz" an ihre wöchentlichen Treffen: "Jeden Dienstag trafen wir uns zum Stammtisch, auch noch an dem Dienstag vor ihrem Tod. Es war eigentlich wie immer", erinnert sie sich. "Die beiden, ich nannte sie immer nur die Mädels, haben sich auch nicht besonders verabschiedet. Ich wusste nicht, dass ich beide zum letzten Mal sehen werde. Es ist furchtbar traurig."

Eine Kleinigkeit sei ihr jedoch im Nachhinein aufgefallen: "Beide sind so milde geworden. Früher haben sie mich öfters gerügt, ich sollte sie doch nicht unterbrechen. Sie waren in einer gewissen Weise streng, achteten nicht nur auf sich, sondern verlangten auch von ihren Freundinnen eine gewisse Disziplin. Aber kürzlich schaute mich Ellen nur liebevoll an – und sagte nichts."

Erst jetzt dringt nach außen, wie sehr besonders Ellen in den vergangenen Monaten gelitten haben soll. Laut Gräfin zu Castell-Rüdenhausen habe sie einen Schlaganfall, Herzprobleme und vor allem schwere Depressionen durchgemacht. "Sie war gesundheitlich sehr angeschlagen", sagt die Freundin. "Alice dagegen war es nicht. Sie hatte natürlich die üblichen Beschwerden, mein Gott, was man halt mit 89 hat."

"Wissen, Sie, die beiden waren so rein, in ihrem Erscheinen, wie in ihren Gedanken. Nur ihre Witze waren dreckig." Gräfin zu Castell-Rüdenhausen weiß: "Alice hat, wie ein Kapitän auf hoher See, beide durchs Lebensmeer gefahren. Bis zum Schluss."

Die Verbindung zwischen der Gräfin und den Kessler-Zwillingen begann in deren Jugend. Ihre Mutter, die Schauspielerin Luise Ullrich, brachte die jungen Frauen einst zusammen – daraus wurde eine lebenslange Freundschaft.

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