Die Schilder "Neverland" und "Once upon a time" ("Es war einmal") am Einganstor sind inzwischen abmontiert. Wären da nicht die Briefe und Blumen von zahlreichen Fans, die noch immer zu der Ranch, die rund eineinhalb Autostunden nördlich von Santa Barbara liegt, pilgern - nichts würde mehr darauf hindeuten, dass hier Michael Jackson gelebt hat. Das ehemalige Domizil des King of Pop ist mit dessen Tod in einen Dornröschenschlaf verfallen und droht zu verwahrlosen. Ein kalifornischer Politiker will aus der Ranch jetzt einen öffentlichen Park machen.
Es lohne sich auszuloten, ob das kalifornische Naturschutzministerium das Anwesen aufkaufen könne, sagte der Abgeordnete Mike Davis am Mittwoch. Die Neverland-Ranch könnte ein Anlaufpunkt für Jackson-Fans aus aller Welt sein, glaubt Davis. Nach seiner Vorstellung könnte die komplette Anlage für die Öffentlichkeit geöffnet und in einen State Park verwandelt werden. State Parks sind Naturschutzgebiete in den USA, die aber nicht den gleichen Rang wie Nationalparks genießen. Trotzdem verlangen die meisten State Parks ebenfalls Eintrittsgelder. Nach der Vorstellung Davis' sollen auch die Neverland-Besucher zahlen. Mit den Geldern solle der Ankauf des Geländes und die laufenden Unterhaltskosten finanziert werden.
Neverland war für mehr als zwei Jahrzehnte das Zuhause von Michael Jackson. Erst nach der Anklage wegen sexueller Nötigung von Kindern - und dem anschließenden Freispruch 2005 - schwor der Sänger, nie mehr nach Neverland zurückzukehren. Das rund elf Quadratkilometer große Areal beherbergte einst Jacksons Freizeitpark mit Fahrgeschäften und einem Zoo mit Tigern und Schlangen. Viele Attraktionen wurden jedoch nach Jacksons Tod im Juni 2009 abgerissen oder verkauft.
Bereits die Jackson-Familie hatte geplant, aus der Neverland-Ranch eine Michael-Jackson-Erinnerungsstätte zu machen. Vorbild war dabei das einstige Domizil von Elvis Presley, die Graceland-Ranch in Memphis, mit der Presleys Erben bis heute jährlich Millionen verdienen. Die Pläne scheiterten bislang jedoch am Widerstand von Nachbarn und den schwierigen Besitzverhältnissen. Die Investment-Firma Colony Capital hatte die arg heruntergewirtschaftete Immobilie kurz vor dessen Tod als Sicherheit vom finanzgeschwächten Jackson übernommen und damit vor der Zwangsversteigerung bewahrt. Damit ist die Firma nun neben der Jackson-Familie Miteigentümer des Anwesens.
Ein Sprecher von Colony Capital wollte sich bisher nicht zu Davis' Vorschlägen äußern. Dort soll es bereits andere Pläne geben. Angeblich wolle das Unternehmen alle Gebäude abreißen und anschließend Villen auf dem Gelände errichten, die teuer verkauft werden sollen. Außerdem könnte Davis' Plan an der klammen Finanzsituation Kaliforniens scheitern. Der Golden State hat mit einem Haushaltsdefizit von mehr als 19 Milliarden US-Dollar zu kämpfen, Gouverneur Arnold Schwarzenegger bereits eine Haushaltssperre verhängt. Dass er da mal eben mindestens 35 Millionen Dollar für den Ankauf von Neverland locker machen kann, ist ziemlich unwahrscheinlich.