Popstar Michael Jackson ist vor Gericht im kalifornischen Santa Maria in Pyjama-Hosen und Pantoffeln erschienen. Im Missbrauchsprozess entging der 46-Jährige am Donnerstag nur knapp einer Verhaftung, weil er sich bei Verhandlungsbeginn um mehr als eine Stunde verspätete. Verteidiger Thomas Mesereau erklärte die Verspätung mit einem ernsten Rückenproblem und einem Besuch im Krankenhaus.
Jackson stieg mit offenbar schmerzverzerrtem Gesicht aus dem Auto und ging mit vorsichtigen Schritten zum Gericht. Richter Rodney Melville hatte bereits Haftbefehl angeordnet, setzte den Prozess gegen Jackson dann aber ohne Konsequenzen fort.
Während der Verhandlung erhob das mutmaßliche Missbrauchsopfer schwere Vorwürfe gegen den "King of Pop". Der heute 15-jährige Junge erzählte den Geschworenen, wie sich die beiden mutmaßlichen Missbrauchsfälle auf der Neverland Ranch abgespielt haben sollen. Seine Aussagen widersprachen zum Teil denen seines Bruders. Es war unklar, ob die Brüder von den selben Vorfällen sprachen.
"Ich sagte ihm, dass ich nicht onaniere"
Der Junge sagte, er habe mit Jackson unter der Bettdecke in dessen Schlafzimmer gelegen. Zuvor hätten sie Alkohol getrunken. Jackson habe dann mit ihm über Selbstbefriedigung gesprochen. Wenn ein Mann nicht onaniere, gerate er aus dem Gleichgewicht, so dass er möglicherweise ein Mädchen vergewaltige, soll der Popstar ihm gesagt haben. "Ich sagte ihm, dass ich nicht onaniere. Er sagte, wenn ich nicht wüsste, wie man es macht, würde er es für mich tun." Daraufhin habe Jackson Hand an ihn gelegt. Während der ganzen Zeit seien sie unter dem Betttuch gewesen, und er habe den Schlafanzug von Jackson angehabt.
Am nächsten Tag soll sich den Angaben zufolge ein ähnlicher Vorfall zu. Dabei habe Jackson versucht, die Hand des Jungen auf die eigenen Genitalien zu legen. Dagegen wehrte sich der Zeuge nach eigener Aussage.
Keine DNA-Spuren des Jungen gefunden
Im Falle einer Verurteilung drohen Jackson mehr als 20 Jahre Gefängnis. Die Verteidigung des Popstars sprach von Ungereimtheiten. Zunächst seien im Schlafzimmer Jacksons keine DNA-Spuren des Jungen gefunden worden. Außerdem erwähnte dessen Bruder vor drei Tagen andere Einzelheiten: Demnach trugen Jackson und sein mutmaßliches Opfer in der Nacht im Jahr 2003 Unterhosen und keine Schlafanzüge. Sein Bruder habe bei der Tat auch geschlafen.
Verteidiger Mesereau warf dem Zeugen vor, die Geschichte nach einem Treffen mit dem Anwalt Larry Feldman erfunden zu haben, der vor zehn Jahren schon einen Jungen wegen Missbrauchsvorwürfen gegen Jackson vertreten hatte. Der Junge erwiderte: "Nein, ich habe Larry Feldman nichts gesagt."
Parodie von Jay Leno
Talk-Star Jay Leno nutzte Jacksons Auftritt vor Gericht prompt für eine Parodie. Zur Aufzeichnung seiner "Tonight Show" in Burbank kam Leno "zu spät" und stieg mit Pyjama bekleidet aus einer schwarzen Limousine. Ein Leibwächter hielt einen geöffneten Schirm über ihm. Auch Leno ist zu dem Prozess vorgeladen, weil er laut Verteidigung von der Familie des angeblich missbrauchten Jungen kontaktiert worden war.
Leno wurde von dem Gericht auferlegt, über den Fall zu schweigen. "Sie entscheiden morgen über meine Schweigeverpflichtung und ob ich Jackson-Witze erzählen darf", sagte Leno seinem Publikum. "Rechtlich gesehen darf ich keine Jackson-Witze erzählen, aber sie aufschreiben."