Missbrauchsprozess Jackson unter Bestechungsverdacht

Neues Haus und Finanzierung der College-Ausbildung für alle Kinder - dieses Angebot soll Michael Jackson der Familie des von ihm angeblich misshandelten Jungen gemacht haben. Der Preis: den "King of Pop" entlasten.

Michael Jackson soll die Familie seines jungen Klägers mit einem Haus und der Übernahme aller Kosten für seine Ausbildung zu bestechen versucht haben. Im Gegenzug habe Jackson erwartet, dass sein mutmaßliches Missbrauchsopfer und dessen Familie in der Öffentlichkeit entlastende Aussagen treffen. Das gab der Stiefvater des Jungen vor Gericht im kalifornischen Santa Maria an. Die Anhörung von Zeugen wurde dort am Freitag fortgesetzt.

Der Stiefvater des inzwischen 14-Jährigen sagte am Donnerstagabend vor Gericht, dass der selbst ernannte "King of Pop" über einen Mitarbeiter verlockende Angebote machte: ein neues Haus und die Finanzierung einer College-Ausbildung für alle drei Kinder der Familie. Dem Stiefvater allerdings erschien die Summe nicht angemessen. "Das ist ja ganz schön", habe ich gesagt. "Aber für euch sind sie (die Aussagen) Millionen wert. Was seid ihr bereit, für unsere kleine Familie springen zu lassen", so der Mann im Zeugenstand.

Geständnis für beide Seiten belastend

Die "Los Angeles Times" wertete das Geständnis am Freitag als belastend für beide Seiten. Es zeige, dass der 45-jährige Popstar enormen Druck auf seinen Kläger und dessen Angehörigen ausübte, um sie zur positiven Darstellung der Ereignisse vor einer Videokamera zu bewegen. Umgekehrt könnten Jacksons Anwälte die Zeugenaussage als Munition für ihren Vorwurf nutzen, die Mutter des Jungen habe die Anklage des Kindesmissbrauchs allein aus Geldgier in Gang gesetzt.

Nach Angaben des Stiefvaters hatte ein Berater Jacksons im März 2003 angerufen und um Hilfe gebeten. Die Familie sollte in einem Video den Verdacht von Jacksons pädophilen Neigungen entkräften, der durch einen Dokumentarfilm der BBC aufgekommen war. Darin hatte der Popsänger ausgeplaudert, er habe mit einem Jungen in einem Bett geschlafen. Die Mutter folgte Jacksons Hilferuf und reiste mit dem Jungen auf die Neverland Ranch des Popstars. Sie blieb nach Aussage ihres Mannes so lange dort, bis das Video fertig war.

Jackson lebt mit lebensgroßer "Duffy Duck"-Puppe

Bei der Anhörung am Donnerstag drangen erstmals auch Aufnahmen aus dem Inneren von Jacksons Landhaus an die Öffentlichkeit. Danach umgibt sich der Sänger mit europäischen Stilmöbeln und lebensgroßen Statuen von Filmhelden und -heldinnen wie "Superman", "Lara Croft" und "Duffy Duck" und lenkt sich unter anderem in einer Spielhalle mit Dutzenden von Automaten und Computerspielen ab.

DPA
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