Seligsprechung von Johannes Paul II. Hunderttausende pilgern nach Rom

Morgen wird Papst Benedikt XVI. seinen Vorgänger selig sprechen. Zu der Zeremonie werden 500.000 Menschen erwartet. Hundertausende Pilger strömten heute bereits nach Rom.

Rund 2300 Kilometer wird ein polnischer Maurer gelaufen sein, um zur Seligsprechung seines Landsmanns Papst Johannes Paul II. an diesem Sonntag im Vatikan zu sein. Er sei am 25. März in seinem Dorf im Nord-Osten Polens aufgebrochen, berichtete der 39-jährige Pawel Kurylo polnischen Medien. Er wollte zeigen, dass jeder Pole zur Seligsprechung in Rom sein könne, wenn er nur wolle. Nach Hause will der polnische Pilger aber mit dem Zug fahren.

Neben dem Polen sind heute hunderttausende Pilger nach Rom geströmt. Zu der Messe am Sonntag im Vatikan, bei der Papst Benedikt XVI. seinen Vorgänger selig sprechen wird, werden 500.000 Gläubige erwartet. Da allerdings nur 80.000 von ihnen auf dem Petersplatz und rund 100.000 weitere an der zum Vatikan führenden Via della Conciliazione einen Platz finden können, wurden in der italienischen Hauptstadt zahlreiche Großleinwände aufgebaut. Zur Seligsprechung werden zudem 87 ausländische Delegationen erwartet, darunter mehr als 20 Staats- und Regierungschefs sowie Vertreter von fünf Königshäusern.

Überall in Rom sind Bilder von Papst Johannes Paul II. zu sehen. Straßenzüge, Fassaden, Busse und öffentliche Gebäude in der italienischen Hauptstadt sind mit Portraits des vor sechs Jahren verstorbenen Polen geschmückt. Die Verkehrsbetriebe druckten aus Anlass der bevorstehenden Seligsprechung 500.000 Fahrscheine mit dem Bild des betenden Karol Wojtyla, wie der Papst mit bürgerlichem Namen hieß. In Souvenirläden liegen Mützen und T-Shirts mit der Aufschrift "I love JPII" aus.

Bei einer Nachtwache zu Ehren von Johannes Paul II. soll am Samstagabend im Zentrum Roms auch die Nonne Marie Simon-Pierre sprechen, deren Heilung von Parkinson dem verstorbenen Papst als Wunder zuerkannt wurde und seine Seligsprechung möglich machte. Es war das kürzeste Seligsprechungsverfahren der Neuzeit. Dieses kann eigentlich erst fünf Jahre nach dem Tod des Betroffenen beginnen. Im Fall von Johannes Paul II., der die katholische Kirche mehr als ein Vierteljahrhundert geprägt hatte, machte dessen Nachfolger Benedikt XVI. aber eine Ausnahme und eröffnete das Verfahren bereits drei Monate nach dessen Tod im April 2005.

Die Seligsprechung ist eine Voraussetzung für eine mögliche spätere Heiligsprechung. Während die Einstufung als Seliger widerrufbar ist, gilt die als Heiliger ewig. Der Selige darf außerdem nur in einer begrenzten Region - etwa einer Ortskirche oder einem Land - angebetet werden. Der Heilige dagegen darf auf der ganzen Welt angebetet werden, es dürfen auch Kirchen nach ihm benannt werden. Damit ein Seliger zum Heiligen ernannt werden kann, muss noch ein zweites Wunder vorliegen, das sich erst nach der Seligsprechung zugetragen hat. Über die Heiligsprechung entscheidet allein der Papst.

DPA
AFP/DPA

PRODUKTE & TIPPS