Einst wurde er als Kriegsheld gefeiert, nun droht ihm ein Zivilprozess wegen Missbrauchs einer Minderjährigen. Auch die Queen hat ihrem einstigen Lieblingssohn Andrew das Vertrauen entzogen. Er müsse sich als Privatmann verteidigten, teilte die Monarchin mit, nachdem klar war, dass Andrew die Anschuldigungen von Virginia Roberts Giuffre nicht wird abwenden können.
Die Amerikanerin behauptet, im Alter von 17 Jahren mehrfach von Prinz Andrew missbraucht worden zu sein – als ein Opfer in der perfiden Maschinerie der verurteilten Straftäter Jeffrey Epstein und Ghislaine Maxwell. Zu beiden pflegte Prinz Andrew eine Freundschaft, das streitet er nicht ab. Virginia Roberts Giuffre zu kennen, hingegen schon. "Das ist nicht passiert", sagte Andrew 2019 in einem BBC-Interview zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen. Und: "Ich habe diese Frau nicht getroffen."
Alle Versuche seiner Anwälte, die von Roberts Giuffre eingereichte Klage noch abzuschmettern, sind gescheitert. Der New Yorker Richter Lewis Kaplan hat den Weg frei gemacht für einen Prozess. Wenn sich Prinz Andrew und Virginia Roberts Giuffre nicht außergerichtlich einigen, könnte es im Herbst 2022 dazu kommen.
Andrews Anwälte wollen Mann von Virginia Roberts Giuffre befragen
Kläger und Verteidiger haben nun erste Zeugen benannt, die sie befragen wollen. Auf der Seite von Virginia Roberts Giuffre ist das Andrews früherer Assistent Robert Olney sowie eine Frau namens Shukri Walker. Sie gibt an, den Prinzen 2001 im Londoner Nachtclub "Tramp" gesehen zu haben, wo Andrew gemeinsam mit Roberts Giuffre gewesen sein soll.
Das Anwaltsteam von Prinz Andrew will Giuffres Ehemann Robert sowie die Psychologin Judith Lightfoot befragen, zu der die Amerikanerin ging, nachdem sie nach Australien ausgewandert war. Ziel ist offenbar Giuffres Glaubwürdigkeit mit Zeugenaussagen in Frage zu stellen und ihre mentale Gesundheit in Zweifel zu ziehen. Andrews Anwältin Melissa Lerner legte dem Gericht dar, Giuffre leide womöglich unter "falschen Erinnerungen". Es ist der letzte Strohhalm, an den sich Prinz Andrew nun klammert.