Was macht eigentlich... Jazzy

Die Sängerin, die bürgerlich Marlene Victoria Tackenberg heißt, feierte in den Neunzigern mit dem Girlie-Trio TIC TAC TOE große Erfolge

Die Sängerin, die bürgerlich Marlene Victoria Tackenberg heißt, feierte in den Neunzigern mit dem Girlie-Trio TIC TAC TOE große Erfolge

Zur Person:

Die heute 27-Jährige gründete 1995 mit Liane Wiegelmann ("Lee") und Ricarda Wältken ("Ricky") nach einem HipHop-Festival im Ruhrgebiet die Band Tic Tac Toe. Mit ihren provokanten Songs über reiche Machos, dumme Blondinen, Liebeskummer und Safer Sex avancierten die drei zu Teenager-Idolen. Nach einem Streit verließ Ricky Ende 1997 die Gruppe und wurde durch Sara Brahms ersetzt. 2000 erschien mit "Ist der Ruf erst ruiniert" das vorerst letzte Tic-Tac-Toe-Album. Lee nahm sich eine Auszeit; Sara und Ricky, die im Sommer ein Kind bekommt, bereiteten sich auf ihr Abitur vor.

Dauert es lange, bis man sich daran gewöhnt hat, nicht mehr im Rampenlicht zu stehen?

Es hatte erst mal lange gedauert, bis wir uns zu dem Schritt überwinden konnten, mit Tic Tac Toe Schluss zu machen. Das ging nicht nur der Band so, sondern auch den Produzenten und Managern. Bis dato war es die schönste Zeit meines Lebens, zugleich die erfolgreichste. Aber als es dann passiert war, habe ich diese Öffentlichkeit gar nicht mehr vermisst.

Nach der berühmten Pressekonferenz, auf der es Streit mit Ricky gab, wurden Sie über Nacht zu den Zicken der Nation.

Es ging um tiefe Gefühle. Wir hatten uns gegenseitig verletzt, wohl auch die Schnauze voll voneinander. Und jeder wollte was von uns, denn wir waren megaerfolgreich - das war wunderschön, aber auch knüppelhart. Ich will heute niemanden entschuldigen, aber Ricky war die Jüngste von uns. Ich glaube, sie hat damals vieles nicht verstanden.

Haben Sie sich mit Ricky ausgesprochen?

Wir haben einige Male telefoniert, allerdings erst im vergangenen Jahr. Es ist nicht so wie früher, aber das ist normal, denn wir kennen uns eigentlich gar nicht mehr. Es ist jetzt nur nett zu wissen, dass es den Menschen gut geht. Man fragt sich heute doch schon, was die anderen machen, schließlich haben wir unglaublich viel miteinander erlebt.

Heute werden Teeniebands vor der Kamera auf PR-Tauglichkeit gecastet. Wie viel an Tic Tac Toe war authentisch? Eine Zeitung hat mal geschrieben, Sie drei hätten vor Konzerten Gefühlsausbrüche einstudiert.

Unsinn. Wir waren wirklich frei. Unser Image war, kein Image zu haben. Klar haben wir mal ein Interviewtraining gemacht, um zu lernen, wie man öffentlich redet. Es war alles echt, bis auf die Sache mit dem Alter. Ich war 20 und nicht 19, Lee war 21 statt 20.

Trotzdem sehr jung. Wie sind Sie mit dem plötzlichen Ruhm umgegangen?

Ich hatte sicher kurzfristig einen Realitätsdefekt. Ich war verängstigt, zu Hause hatte ich keine Freunde mehr, hatte einigen die Freundschaft gekündigt, weil ich nicht mehr wusste, wer es mit mir ernst meint. Denn auf einmal war ich der Star - auch für alte Freunde.

Spätestens seit herauskam, dass Lee mal im Bordell gearbeitet hatte, galt Tic Tac Toe als Skandalband.

Bei den No Angels soll ein Mädchen Crack genommen haben, und es regt sich kaum jemand darüber auf. Es waren andere Zeiten damals. Wir waren die erste Band, die für Jugendliche rebellisch rüberkam. Die anderen haben sich alle rausgeputzt. Wir nicht. Styling interessierte uns nicht.

Von dem Geld, das Sie mit Tic Tac Toe verdient haben, können Sie sich heute sicher ein nettes Leben machen.

Hätte ich können. Ja, schon. Aber das ist keine gute Idee. Ich gehöre auf die Bühne, will Musik machen. Ich gründe gerade mit Freunden eine Produktionsfirma. Wir haben eine Künstlerin, die wir aufbauen wollen. Die heißt Carina, von der wird man hoffentlich bald was hören. In näherer Zukunft wollen wir auch ein kleines Plattenlabel gründen. Und ich schreibe Songs, arbeite an einem Album für mich.

Könnte es auch ein Comeback von Tic Tac Toe geben?

Im Moment glaube ich eher nicht. Aber ich sage niemals nie, und wer weiß, was ich darüber in drei Jahren denke. Ich bin da sehr offen.

Tic Tac Toe hat viele Preise bekommen, haben die heute einen Ehrenplatz?

Na ja, ein "Echo" steht bei mir im Schlafzimmer hinter der Gardine, einer auf der Musikbox. Die Teile sind ganz schön zerbrechlich und fallen dauernd auseinander.

Interview: Susanne Schormann

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