was-macht-eigentlich Christiane Hörbiger

Als Gräfin Christine spielte die Österreicherin in der TV-Serie 'Das Erbe der Guldenburgs', in der Kino-Satire 'Schtonk' glänzte sie 1992 als Göring-Nichte an der Seite Götz Georges

Als Gräfin Christine spielte die Österreicherin in der TV-Serie 'Das Erbe der Guldenburgs', in der Kino-Satire 'Schtonk' glänzte sie 1992 als Göring-Nichte an der Seite Götz Georges STERN: Nach vielen klassischen Bühnenrollen wurden Sie ausgerechnet durch eine Familiensaga berühmt. Künstlerpech?

HÖRBIGER: Dazu steh' ich. Davor standen deutsche Schauspieler meist nur in Kabinen und synchronisierten 'Bonanza'.

STERN: Als Gräfin Guldenburg hoch zu Roß durch Wald und Wiese zu reiten war ein Aufstieg?

HÖRBIGER: Ja, wir waren bescheiden, fleißig und ehrgeizig. Wir achteten nicht so auf Einschaltquoten, denn damals begann die Konkurrenz durch die Privaten gerade erst. Die 'Guldenburgs' rückten mich in den Blickpunkt.

STERN: Genügte es Ihnen nicht, im Ensemble des Züricher Schauspielhauses mit allen großen Regisseuren zu arbeiten?

HÖRBIGER: Jeder anständige Schauspieler gehört auf die Bühne. Ich habe über 20 Jahre am Theater geschuftet und mein Soll geleistet ...

STERN: Wie war es, in 'Schtonk' Götz George vor der Kamera zu verführen?

HÖRBIGER: Schrecklich: diese alte, geile Frau, aber der Dietl macht tolle Filme, da hab' ich zugesagt. Auch wegen Götz George, den ich sehr liebe.

STERN: Warum haben Sie nicht auf Ihre Eltern gehört und sind Zuckerbäckerin geworden?

HÖRBIGER: Die hatten in Bad Gastein sämtliche Ersparnisse in eine Konditorei gesteckt, die ich übernehmen sollte, ohne daß ich gefragt wurde. Doch ich wollte nicht, machte mit 16 Probeaufnahmen und bekam eine Rolle. Da gab's ein Donnerwetter zu Hause.

STERN: Und die Konditorei?

HÖRBIGER: Ging pleite. Mein Vater stand mit 90, meine Mutter noch mit 80 Jahren auf der Bühne.

STERN: Haben Sie Probleme mit dem Älterwerden?

HÖRBIGER: Nein. Als ich 24 war, bewarb ich mich als Luise für Schillers 'Kabale und Liebe'. Fast hätte ich die Rolle nicht bekommen, weil die eine 16jährige suchten. Ich dachte, wenn ich jetzt schon zittere, wie wird das erst, wenn ich 40 bin? Jetzt bin ich 60 und spiele meine schönsten Rollen.

STERN: Und zittern immer noch vor Lampenfieber?

HÖRBIGER: Ich habe Angst vorm Versagen. Nach der Aufnahme sitze ich als mein größter Kritiker vorm Monitor und bin oft zu feige, mich anzuschauen. Früher dachte ich, für diesen Beruf müßte man so schön sein wie Liz Taylor zu Beginn ihrer Karriere. Aber ich habe gelernt, mit den Ängsten umzugehen.

STERN: Sie sind doch eine attraktive Frau, nobel, stark, mit Stil ...

HÖRBIGER: ... herrlich.

STERN: Nur leider kriegen Sie nie solche Rollen. Warum?

HÖRBIGER: Ich wäre gern die Schöne, die Edle, die Gewinnerin. Doch ab 50 sind wir nur noch Bösewichte. Immer ist die ältere Frau schuld, wenn der Sohn Drogen nimmt und die Tochter unglücklich verheiratet ist. Wenn eine Frau meines Alters mit einem jungen Mann ins Bett geht, was ihr gutes Recht ist, wird das vom Drehbuchautor mit einem bösen Ende bestraft. Das ist weder fair noch realistisch, gegen solche Drehbücher kämpfe ich an.

STERN: Wann schreibt Ihr Sohn Sascha das erste Drehbuch, in dem Sie Ihre Traumrolle bekommen?

HÖRBIGER: Das dauert noch. Immerhin kann er sich als Produktionsassistent selbst ernähren, was schon eine enorme Leistung ist.

STERN: Vielleicht werden Sie bald Großmutter, dann könnten Sie die Enkel verwöhnen.

HÖRBIGER: Wunderbar. Sascha hat ein besonders liebes Mädchen mit einer guten Kinderstube, die ihre Eltern achtet und auch zu mir sehr höflich ist. Die wird zu mir noch nett sein, wenn ich hundert bin und mit Blauspülung im Haar in Los Angeles sitze.

Mit Christiane Hörbiger sprach STERN-Mitarbeiterin Uschi Entenmann.

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