Als Zweijähriger stand er Modell für ZWIEBACK-TÜTEN. Bis heute wurden rund eine Milliarde Packungen mit seinem Kinds-Kopf verkauftZur Person :
Michael Baumer im Garten seines Elternhauses in Wuppertal. Der 22-Jährige ist Netzwerktechniker, hat eben seinen ersten Job angetreten. Sein Porträt ziert seit 1980 die Tüten des Backunternehmens Brandt
stern: Mögen Sie Zwieback?
Baumer: Er schmeckt immer noch, obwohl ich ihn nicht mehr so viel esse wie früher. In meiner Babyzeit war Zwieback eine Art Grundnahrungsmittel. Es gab ihn zwischendurch zum Knabbern oder als Brei - wie in den meisten Familien mit kleinen Kindern.
stern: 1980 waren Sie das dritte Kind, das mit Pausbäckchen und blonden Haaren für die Dauerbackware warb. Wie kam's dazu?
Baumer: Betty Brandt, die damalige Geschäftsführerin des Unternehmens, war die Kusine meiner Großmutter. Kurz vor meinem zweiten Geburtstag fragte sie, ob ich das neue Brandt-Baby werden könnte. Sie hat sich die kleinen Fotomodelle immer im Bekannten- oder Verwandtenkreis zusammengesucht. Meine Mutter schwärmt noch heute in den höchsten Tönen von meinem Superbenehmen bei dem Fototermin. Mit einem quäkenden Frosch, Telefon und Teddy hielt sie mich für den Fotografen bei Laune.
stern: Im Bekanntenkreis Ihrer Familie glaubte damals kaum einer, dass der kleine Michael für die Zwiebacktüte fotografiert worden war. Die meisten hielten das Bild für eine Zeichnung.
Baumer: Die Zweifel waren berechtigt. Bei den Pausbäckchen hat wahrscheinlich ein guter Retuscheur nachgeholfen, und Grübchen habe ich mein ganzes Leben lang noch nie besessen.
stern: Wie war die Honorierung? Ein hübscher Batzen aufs Sparbuch und lebenslang Zwiebacklieferungen?
Baumer: Weder noch. Vor einigen Jahren bekam ich ein Honorar, mit dem ich sehr zufrieden bin. Anfangs schickte Tante Betty gelegentlich ein Paket mit Brandt-Produkten. Doch seit ihrem Tod haben wir keinen Kontakt mehr zu der Firma.
stern: Hatten Sie schon mal darunter zu leiden, dass Ihr Kindergesicht fast jedem Deutschen bekannt ist?
Baumer: Zum Glück nie. An meinen Spitznamen »Zwieback« habe ich mich schnell gewöhnt. Und in der Disco kommt es bei den Mädchen gut, wenn meine Freunde mich als Zwieback-Baby outen.
stern: Sie haben im Haus Ihrer Eltern in Wuppertal gerade Ihr Kinderzimmer renoviert. Keine Lust auf eine eigene Wohnung?
Baumer: Sicher doch. Aber ich spare mein Gehalt, das ich erst seit Mai beziehe, zunächst mal für einen neuen Wagen. Die Marke ist egal. Hauptsache, schneller als mein alter Kadett. Ich fahre für mein Leben gern Auto. Wenn dieser Traum erfüllt ist, versuche ich, mir eine eigene Wohnung zu leisten. Meinen größten Wunsch kann man allerdings nicht kaufen - ich hätte gern eine Freundin.
stern: Sie haben bis Anfang des Jahres Ihren Zivildienst absolviert. Seit einigen Monaten sorgen Sie als Techniker für die korrekte Vernetzung von Firmen-Computern. Wie soll es weitergehen?
Baumer: Die beruflichen Ziele sind noch nicht griffig, eher die privaten. Irgendwann möchte ich eine Familie gründen und ein eigenes Haus besitzen.
stern: Wenn Sie mal selbst Kinder hätten, würden Sie die auch zu Werbezwecken fotografieren lassen?
Baumer: Wenn nichts gegen das Produkt spricht, sicherlich. Ich werde aber rechtzeitig ein vernünftiges Honorar aushandeln.
stern: Neulich mussten Sie in Schwerin drei kichernden Mädchen Autogrammwünsche erfüllen. Sogar Ihre vor Jahren selbst gebastelte Visitenkarte ziert das berühmte Kinder-Konterfei. Könnte es sein, dass Ihr alljährlich über 46 Millionen Mal gedrucktes Porträt Sie nachhaltig geprägt hat?
Baumer: Ich bin meinen Eltern nicht böse, dass sie Tante Betty die Zustimmung gegeben haben. Ganz im Gegenteil. Wenn Brandt einen neuen Blondschopf suchen würde, was aber auf absehbare Zeit nicht geplant ist, wäre ich schon traurig. Ich find's ganz angenehm so.