Der frühere Junioren-Europameister im Skibob wechselte mit knapp 20 Jahren zum Motorsport. Dort wurde der gelernte Werkzeugmacher zum erfolgreichsten deutschen Motorradrennfahrer - ehe er 1988 aufhörteZur Person :
Toni Mang, 50, lebt mit seiner Frau Renate und Tochter Veronika, 4, im bayrischen Zankenhausen. Während seiner Zeit als Rennfahrer gewann er 42 Grand-Prix- und fünf Weltmeister-Titel
stern: Fahren Sie immer noch so gern Motorrad?
Mang: Privat kaum. Ich habe zwar eine Kawasaki 900 ZXR und eine Harley in der Garage, aber für mich ist Motorradfahren ein Sport, und den kann ich nicht im Straßenverkehr ausüben. In den Sommermonaten veranstalte ich Fahrertrainings, da komme ich regelmäßig auf Rennstrecken.
stern: Wen bringen Sie denn da auf Kurs?
Mang: Motorradbegeisterte, manchmal auch Anfänger. Die Ausbildung für den Führerschein müsste viel umfangreicher sein, Motorradfahren ist nämlich schwieriger als Autofahren. Die Fahrschulen sollten ihre Schüler mal über'n Kiesweg oder eine Wiese fahren lassen und richtiges Bremsen üben.
stern: Sind die Maschinen von heute nicht zu schnell für Sie?
Mang: Niemals. Ich will immer noch an meine Grenze kommen. Ich fahre zwar nicht auf Zeit, aber am Ende schau ich dann schon auf die Uhr.
stern: Werden Sie auf der Straße noch wieder erkannt - elf Jahre nach Ihrem Ausstieg?
Mang: Gott sei Dank nicht mehr so oft. Ich bin kräftiger geworden, die Haare sind grau - und nicht mehr gewellt. Die Locken aus der Rennzeit waren nicht echt, ich hatte eine Dauerwelle, weil meine streckengeraden Haare nach dem Helmabsetzen sonst fürchterlich ausgesehen hätten.
stern: Tat der Abschied weh, nach 20 Jahren Rennsport?
Mang: Nein. Ich habe erst mal tief durchgeatmet. Ich war 39 und froh, den Absprung geschafft zu haben. Wenn man einen Sport so intensiv betreibt, hat man Scheuklappen, wird zum Fachidioten. Irgendwann musste was Neues kommen.
stern: Und das war was?
Mang: Seit elf Jahren betreibe ich eine Autowaschanlage in Olching, da leere ich die Papierkörbe, Staubsauger, aber auch den Tresor. Meine Frau arbeitet zweieinhalb Tage die Woche, dann kümmere ich mich um unsere vierjährige Tochter Vroni.
stern: Ganz der begeisterte Papa?
Mang: Sicher, ich bin doch auch fast immer zu Hause. Vroni hat schon gesagt: »Mamis arbeiten, aber Papis doch nicht!« Wir gehen zum Spielplatz, sammeln Kastanien.
stern: Sie sind ja eher ein »später Vater«...
Mang: ... Ja! Solange ich Rennen gefahren bin, wollte ich keine Kinder. In gefährlichen Situationen wäre mir immer das Kind durch den Kopf gespukt.
stern: Wären Sie heute gern noch mal 25 und mitten im Renngeschehen?
Mang: Ich denke schon. Vor allem, weil die Strecken heute viel sicherer sind. In Finnland sind wir früher sogar über Bahngleise, durch Kreisverkehre und Alleen gefahren. Sponsoring gab's auch noch nicht.
stern: Ein bisschen ist doch wohl hängen geblieben aus der Zeit als Rennfahrer ...
Mang: In den ersten Jahren investierte man in die Maschinen oder kaufte ein schickes Auto. Da hab ich nix auf der Bank verschimmeln lassen. Aber für ein schönes Haus auf einem schönen Grundstück hat's gereicht.
stern: Und was machen Sie da, außer Kinderhüten?
Mang: Ich bin gelernter Werkzeugmacher und Hobby-Modellbauer. Ich kann - und muss - nahezu alles reparieren. Zur Zeit tüftle ich an einem Harley-Modell, Maßstab 1:4 mit echtem Viertakter, Benzintank und dem typischen Sound. Aber hauptsächlich arbeite ich an einem elektronischen Gerät zur Kanaldichtheitsprüfung von Abwasserkanälen.