Die Hamburgerin war 1963 die erste Fernsehansagerin beim eben gegründeten Zweiten Deutschen Fernsehen; sie führte die Zuschauer bis 1979 durch das ZDF-Programm STERN: Haben Sie nach 35 Jahren Fernseharbeit bei den Öffentlich-Rechtlichen nicht mal Lust auf einen Privatsender?
VONCAMPE: Nein, ich fühle mich dort nach wie vor gut aufgehoben. Damals beim ZDF und auch jetzt beim Norddeutschen Rundfunk. Ich habe nie einen Grund gesehen, zu wechseln.
STERN: Ihr früherer Job - Fernsehansagerin - ist so gut wie ausgestorben. Bedauern Sie das?
VONCAMPE: Ich finde es schade, daß der Zuschauer heute gar nicht mehr weiß, welches Programm er eingeschaltet hat. Eine Fernsehansagerin ist ja schließlich eine Präsentatorin, ei-ne Art Aushängeschild des jeweiligen Kanals. Ein vertrautes Gesicht, das dem Zuschauer helfen soll: Jetzt bist du auf Programm XY. Inzwischen passen sich alle Sender an - während der Abspann eines Filmes noch läuft, wird schon der Trailer für den nächsten Film, der in vier Tagen läuft, gezeigt. Wer soll sich das denn merken?
STERN: Sie waren mit Doris Kunstmann, Volker Lechtenbrink und Vadim Glowna in einem Semester auf der Schauspielschule. Warum haben Sie diesen Beruf nie ausgeübt?
VONCAMPE: Es hat sich einfach nicht ergeben. Ich jobbte während des Studiums beim NDR und ging dann 1963 als Ansagerin zum ZDF. Das war ein verlockendes Angebot.Viele von damals sind auf der Strecke geblieben. Ein ehemaliger Studienkollege hat sich das Leben genommen, weil er nur in Pornofilmen spielte. Da sind schon traurige Schicksale dabei. Es ist eben doch häufig ein brotloser Job, die Erwähnten sind allerdings die Ausnahme.
STERN: Was machen Sie heute?
VONCAMPE: Ich moderiere wochenweise das 'Hamburger Journal', eine tägliche Magazinsendung. Ich wechsele mich mit zwei Kolleginnen ab, und hin und wieder springt auch Susann Stahnke von der 'Tagesschau' ein.
STERN: Wie finden Sie denn die eher freizügigen Fotos von ihr, die jetzt zu sehen sind?
VONCAMPE: Frau Stahnke ist eine Kollegin, ich werde nichts weiter dazu sagen. Aber so ganz glücklich ist sie wohl nicht beraten.
STERN: Was machen Sie, wenn Sie nicht arbeiten?
VONCAMPE: Dann bin ich unterwegs. Mein Sohn ist aus dem Haus, und mein Mann und ich sind - nach meiner Krankheit noch ein bißchen häufiger - auf der kanarischen Insel La Palma. Dort haben wir ein altes Bauernhaus und genießen das warme Wetter.
STERN: Im Herbst 1997 hatten Sie Krebs. Wie geht es Ihnen heute?
VONCAMPE: Mir geht es gut, und das Thema ist abgeschlossen. Ich wurde zu diesem Thema in zig Talkshows eingeladen, zu Biolek oder Schreinemakers. Aber ich wollte und werde mich nicht weiter dazu äußern. Es ist doch furchtbar, daß man durch Krankheit Prominenz erreicht und auf allen Kanälen sitzt. Ich bin schließlich nicht die Krebsmutter der Nation.
STERN: Haben Sie Ihr Leben verändert?
VONCAMPE: Ich arbeite weniger, esse überwiegend vegetarisch und habe endlich begonnen, was ich immer irgendwann mal machen wollte. Bis ich merkte, daß dieses irgendwann schnell vorbei sein kann: Ich male, mache Collagen, Installationen und Objekte.
STERN: Haben Sie das gelernt?
VONCAMPE: Ich nehme Kunstunterricht, aber ich mache das ja auch für mich und muß damit kein Geld verdienen. Ich hänge und stelle die Exponate bei mir zu Hause auf, wir werden sehen, was daraus wird.
STERN: Werden Sie auf der Straße oft angesprochen?
VONCAMPE: Immer wieder, aber nach 35 Jahren gewöhnt man sich daran. Die meisten sind ja auch sehr zurückhaltend.