Ist A.P.C. Kleidung oder Mode?
A.P.C. ist beides: Mode, die Kleidung ist. Ich möchte die Menschen nicht verkleiden, sondern ihnen Platz lassen für ihren persönlichen Geschmack und Charakter.
Was entwerfen Sie?
Zeitgemäß normale Kleidung: Jeans, T-Shirts, Mäntel, Anzüge, Kleider und Schuhe. Dass man bei uns auch Olivenöl oder Musik kaufen kann, hat sich einfach ergeben.
Ist Kleidung gerade in Mode?
Die Jeans ist ein wichtiges Kleidungsstück unserer Zeit, und auch modisch. Was allerdings momentan in der Mode passiert, ist ein großer Fake. Leute, die sich für Modeschöpfer halten, entwerfen keine Kleidung, sondern lassen Taschen produzieren. Es geht ihnen lediglich darum, möglichst viel Geld umzusetzen. Das läuft am einfachsten mit Parfüm oder Taschen, aber nicht mit Kleidung.
Wie kann Mode ehrlich sein?
Die Persönlichkeit des Designers und seine kreative Handschrift müssen im Vordergrund stehen, nicht der wirtschaftliche Wert einer Marke.
Geht es Ihnen nicht ums Geld?
Wir sind nicht billig, aber bezahlbar. Vielleicht könnte ich die Kollektionen günstiger anbieten, wenn ich nach anderen Prinzipien arbeiten würde. Aber so wie ich mein Unternehmen führe, ist das unmöglich. Natürlich produzieren wir einiges in Indien oder Nordafrika, lassen aber auch Kollektionsteile in Japan oder Italien fertigen. Das kostet.
Verlangen wir als Kunden nach "Contemporary Fashion"-Marken wie COS, der neuen Designlinie von H&M?
Das kann ich so nicht sagen. Aber ich weiß, wie diese Firmen arbeiten. Sie analysieren den Markt und antworten darauf mit neuen Modelinien oder "ihren" Entwürfen.
Gefällt Ihnen das nicht?
Ich hasse dieses System. Nichts gegen große Modefirmen, sie ermöglichen der Menschheit, sich hübsch zu kleiden. Mich stören aber die schlechte Qualität und die fehlende Eigenkreation.
Was gefällt Ihnen denn dann?
Es gibt einige Marken, die ich respektiere. Nicht für ihr Modedesign, aber für ihren hohen Qualitätsanspruch. Bottega Veneta zum Beispiel betreibt einen unglaublichen Aufwand für die Produkte, aber keinen Logofetischismus.
Doch wer kann sich eine Tasche ab 1800 Euro aufwärts leisten?
Eine Tasche von Bottega Veneta sieht auch in zehn Jahren noch gut aus, denn das Leder und die Stoffe sind hochwertig und die Nähte sehr gut verarbeitet, besser noch als bei Hermès. Unterm Strich ist es günstiger, als sich alle sechs Monate eine neue zu kaufen, die dann sowieso jeder trägt.
Wie sichern Sie die Qualität?
Ich bin unter anderem Teilhaber der Fabrik, die unsere Stoffe webt. Das ist schon mal ein guter Kontrollmechanismus. Was nützt Ihnen die beste Naht, wenn der Stoff nichts taugt.
Ist der Umweltschutz bei der Herstellung von Fasern auch ein Qualitätsmerkmal?
Wir verwenden Baumwolle aus Amerika, Ägypten und Peru, weil sie gut und preiswert ist. Das ganze Blabla der Modeszene um den Umweltschutz kommt mir vor wie ein neues Marketing-Tool.
Welcher Typ Kunde gibt 50 Euro für ein T-Shirt von Ihnen aus?
Der Blues hörende Architekt genauso wie die Wagner-verliebte Rechtsanwältin. Der Kern liegt zwischen Mitte zwanzig und Mitte dreißig. Eigentlich ist das Alter egal, in meiner Familie tragen drei Generationen meine Sachen.
A.P.C. existiert seit 20 Jahren. Wie haben sich Ihre Kollektionen verändert?
Die Kleidung ist immer noch eher pur, aber nicht mehr ganz so schlicht wie zu den Anfängen. Auch ich entwickele mich natürlich weiter. Heute gibt es in der Kollektion schon mal eine Rüsche oder einen Farbverlauf. Das Dunkle, Minimalistische wurde ja irgendwann von jedem gemacht.