Jörg Tresp ist der Chef des Hamburger Labels DevilDuck Records. Er hat dieses Jahr mit »About Christmas Songs« zum zweiten Mal eine Weihnachtsplatte aufgenommen. Das Ziel: Nicht die immer gleichen Weihnachts-Klassiker neu interpretieren, sondern Folk- und Indiebands gute, aber dennoch festliche Lieder einspielen lassen.
Hassen Musiker wie Sie Weihnachten?
Ich habe ein ambivalentes Verhältnis zu Weihnachten. Ich versuche, mir mit der CD Weihnachten ein bisschen schöner zu machen, es ein bisschen besser klingen zu lassen.
Wie klingt denn Weihnachten auf »About Christmas Songs«?
Mit Weihnachts-Schmalz haben wir nichts zu tun. Weihnachten kann auch mal krude oder morbide klingen. Wir haben also nicht das klassische Cover von einem bekannten Weihnachts-Hit eingespielt. Songtitel, deren Rechte bei großen Labels liegen, fallen für unser kleines Label sowieso schon raus. Ein paar Cover sind schon dabei, aber nichts aus dem Mainstream. Manche Bands haben für uns auch neue Songs eingespielt. Nur ein Lied, das »Hundreds«-Cover, hat keinen direkten Weihnachtsbezug.
Wie sind die Reaktionen auf ihre Platte?
Die Käufer finden die Idee meistens ganz gut. Und viele kaufen die CD oder die Platte auch als Weihnachtsgeschenk.
Wer als Musiker eine Weihnachts-Platte veröffentlicht, ist doch eigentlich unten durch, oder?
Stimmt. Weihnachtsmusik ist aus künstlerischer Sicht verpönt, zumindest in Deutschland. In den USA sieht das ein bisschen anders aus. Da veröffentlichen nicht nur Mainstream-Künstler rot-goldene Weihnachts-CDs, sondern auch Bands aus der Indie-Szene. Da gibt es eine Kultur der Indie-Weihnachtssongs.
Was ist das schlimmste Weihnachtslied aller Zeiten?
Da muss ich überlegen. Es ist tatsächlich »Last Christmas« von Wham, würde ich sagen. Das ist sogar für Wham-Verhältnisse ziemlich schmalzig. Und dass es so häufig gespielt wird, verschlimmert die Sache. Die ganzen traditionellen Lieder, »Stille Nacht« und so, sind auch ziemlich übel.
Sind wir als Publikum selbst Schuld an schlechter Weihnachtsmusik?
Ja. Das ist das Angela-Merkel-Phänomen. Wir Deutschen entdecken nicht gerne Neues, sondern bleiben bei Bekanntem, auch wenn das vielleicht nicht so gut ist. Radiosender frieren zu Weihnachten ihr Programm ein und holen die alte Musik der Vorjahre wieder raus.
»Songs About Christmas« von DevilDuck Records gibt es als CD (12 Euro) oder LP (15 Euro) hier.