Hier kommt das neue Video von Franz Ferdinand zum Track »Evil eye«. Und dazu ein Interview mit dem Gitarristen Nick McCarthy über Lagerfeueratmosphäre beim Songschreiben, Sprachunterricht für Bandkollegen und die Frage, wo die deutschen Zeilen in ihren Texten abgeblieben sind.
Nick, euer Video ist schöner Splatter, euer neues Album »Right Thoughts, Right Words, Right Action« aber klingt ziemlich entspannt – nach Songwriting am Strand. War es so?
Tatsächlich haben Alex und ich die Texte so lagerfeuermäßig geschrieben. Wir saßen in unserer Wohnung und haben alles erst akustisch gespielt und später mit dem Rest der Band eingeübt. Wir wollten, dass es Laune macht, locker ist und frisch. Ich glaube nämlich, man hört es Platten an, wenn die Band keinen Spaß hatte.
Mit euren letzten Alben wart ihr monatelang auf Tour – ohne große Pausen dazwischen. Wird das dieses Mal wieder so?
Die letzten Touren waren wirklich hart. Und wir kamen gar nicht mehr dazu Songs zu schreiben. Dabei ist das für die Band das Wichtigste, damit es weitergehen kann. Dieses Mal wollen wir uns dafür mehr Zeit nehmen. Das passt mir auch ganz gut – dann kann ich meinen Sohn öfter sehen.
Trittst du für ihn also etwas kürzer?
Ja, etwas. Ich muss nicht auf der Bühne stehen oder mein Leben lang beklatscht werden, damit ich glücklich bin. Aber es macht mir eben Spaß zu spielen und noch will ich nicht ganz einschlafen und so ein Fernsehvater werden.
Ein paar Fans werden sicher enttäuscht sein: Keine Spur von deutschen Texten auf eurem neuen Album!
Ja, das ist echt schade! Eigentlich war ein Song mit deutschem Text geplant und wurde auch aufgenommen. Wir konnten ihn aber nicht mit auf die Platte nehmen.
Wieso nicht?
Man könnte sagen, er war nicht ganz jugendfrei… aber unabsichtlich!
»Ich heiße Superfantastisch, trinke Schampus und Lachsfisch«. Wussten deine Bandkollegen eigentlich jemals, was sie da singen?
Ja, ich habe ihnen erklärt, das ist hochdeutsch, hochintelligent und künstlerisch wertvoll! Für sie ist deutsch exotisch und klingt lustig und bizarr, deshalb haben wir es damals mit reingebracht. Von Paul gibt es eine Version von »Tell her tonight« komplett auf Deutsch. Da mussten wir ganz schön üben, bis der Text saß und die Aussprache stimmte.
Können die anderen Dank dir jetzt also Deutsch?
Sie schnappen manchmal auf, was ich so beim Telefonieren sage. Paul kommt inzwischen mit drei Wörtern durch jedes Gespräch: »Nein! Echt!? Unglaublich!«
Verarschen sie dich mit deiner Vergangenheit in Deutschland?
Ja, es gibt immer mal blöde Witze über den Krieg. Dann fange ich an mit Fußball und dann sind sie schnell wieder ruhig.
Stören dich die Sprüche?
Überhaupt nicht. Es ist ja nur Spaß. Aber früher gab es so viele engstirnige, nationalistische, dumme Engländer. Immer wenn sie auf Deutschland sauer waren, meinetwegen weil England beim Fußball verloren hat, gingen wieder die Geschichten von den Nazis los. Diese Gruppe Engländer ist Gottseidank am Aussterben.
Wie ist es heute?
Die Jüngeren lieben Deutschland, vor allem Berlin. Und auch in bei den Deutschen kommt es mir so vor, als ob die ganze schreckliche Geschichte langsam verarbeitet ist. Als ich hier aufgewachsen bin, fanden meine Freunde in der Schule ihr eigenes Land scheiße. Jetzt ist es wieder ok, Deutscher zu sein.
Kannst du dir vorstellen, später in Deutschland zu leben?
Ja, kann ich. Meine Familie und die meiner Frau wohnen in Bayern und wir sind mehrmals im Jahr zu Besuch. Ich liebe Landschaft und Leute und es gibt eigentlich kaum einen Ort, an dem ich mich wohler fühle. Aber für die Musik muss ich nach London. In Großbritannien gibt es eine große Offenheit für neue Musik. Die fehlt mir in München.
Vorerst müssen also beide Seiten mit Konzerten vorlieb nehmen…
Die sind in Deutschland auch immer speziell für mich. Da kann ich auf der Bühne irgendwas auf Deutsch labern und die Jungs verstehen es nicht. Das ist schon lustig. Oder der Alex sagt was und ich übersetzte es für das Publikum… nur falsch.