Jeden Tag gibt es hier vor der Redaktion mehrmals großes Spektakel. Und zwar, wenn die Segway-Gangs vorbeigefahren kommen. Es handelt sich vermutlich um Touristen. Sie fahren im Gänse, äh, im Gänserollen auf den Segways, in einer Reihe, schwarzglänzende Fahrradhelme auf dem Kopf.
Sie stehen auf ihren Transportmitteln sozusagen in der Haltung, die ein junger, stolzer Matrose auf dem Schiffsbug einnimmt, die Brust also in die nicht vorhandene Gischt gestreckt gleiten sie surrend, etwa in dem Tempo, in dem ein Greis, seinen Rollator zur Seite schmeißend, zu sprinten anfinge, wenn er von einem Löwen verfolgt würde, über den Asphalt vor dem Verlagsgebäude.
Der Segway ist ein Rätsel der Zivilisation. Es ist nicht klar, warum es okay sein soll, Segway zu fahren, aber nicht motorisierten Rollstuhl. Hat der Segway eigentlich auch diesen Hebel, wo unten ein Schildkröten- und oben ein Hasensymbol abgebildet ist, um die Geschwindigkeit zu regeln? Oder hat der Segway dafür einen Touchscreen?
Wahrscheinlich ist die Faszination am Segway, dass er automatisch auf zwei Rädern balancieren kann, ohne umzufallen. Das ist ja auch einfach nur krass. Die moderne Technologie bewirkt Wunder. Was ist ein Smartphone gegen ein Segway? Eine Schiefertafel gegen eine Mondrakete, sozusagen. So kann man sich die Segway-Fahrer vielleicht erklären. Die Tatsache, dass man auf einem Segway nicht einfach umkippt, bringt sie auch Jahre nach dem Erscheinen dieses Phänomens vollkommen aus der Fassung. Zauber-Fahrzeuge! Jetpack, Hoverboard, Segway.
Es ist, gerade gesagt, nicht leicht, würdevoll auf dem Segway zu stehen. Man sieht wirklich bescheuert aus. Weil man in der Reihe fahren muss zu allem Überfluss auch noch ohne jede Freiheit. Man rollt wie ein Sklave in Ketten würdelos den Berg hinab.
Was nicht heißt, dass es nicht schlimmere Transportmittel gibt. Was ist zum Beispiel mit dem Menschheitsrätsel Liegerad? Fahrrad an sich ist wunderschön. Seht:
Fahrradfahren ist toll und schwer zu verbessern. Nur eine handvoll Menschen widerspricht und sagt: doch. Und zwar auf dem Liegerad. Weil… man dann nämlich liegt. Warum einen Sattel, wenn man auch Räder an eine Hängematte bauen kann, um mit der ein paar Zentimeter über dem Asphalt zu schweben und dann wie ein Säugling mit den Beinen in der Luft zu strampeln? Ja, warum dann einen Sattel? Hm.
In die Reihe der bekloppten Transportmittel reiht sich zuletzt, aber nicht am wenigsten schlimm, das Bier-Bike ein. Warum in der Kneipe am Tresen sitzen, wenn man auch neben weiteren Mitgliedern der Spezies Homo sapiens auf einem Ungetüm aus Stahl, Pedalen, Hopfen und Malz durch die Straßen schippern kann, um den Verkehr zu behindern und Passanten anzubrüllen? Das Bier-Bike erlaubt es den Leuten, öffentlich und mit wechselndem Hintergrund Bier zu trinken. Das Bier-Bike ist eine vollkommen gestörte, entsetzliche Erfindung. Es gehört auf die Liste der schlimmsten Prüfungen bei Wahl, Wahrheit oder Pflicht. Kein Mensch kann auf das Bier-Bike steigen und den Anschein von Menschlichkeit wahren, nicht einmal Ryan Gosling. Man sieht automatisch aus wie ein Pavian, und benimmt sich auch wie einer.
Womit wir bei der Frage des Monats wären. Angenommen, ihr müsstet auf einem dieser drei Transportmittel sitzen und damit durch die Stadt fahren. An einer Ecke säße im Kaffee dann der oder die, für den oder die ihr schwärmt, in den oder die ihr verknallt seid, auf dessen oder deren Urteil ihr höchsten Wert legt. Worauf würdet ihr am wenigsten gern gesehen werden wollen? Oder sind die gar alle in Ordnung? Prima Transportmittel? Stimmt doch bitte ab, und schreibt uns, warum wir arrogant sind, oder dass wir Rollschuhfahren vergessen haben.