Freitag
18:00 Uhr
Miri ruft an und fragt, wer denn gerne mal auf unserem Blog von seinem Wochenende berichten möchte.
– Ja klar. Mach ich.
– Dieses Wochenende?
– Ach so. Na warum nicht.
Dann mal los. Ich werde zu Karla Kolumna und betrachte meine Umgebung. In der Grafik geht schon die Sonne unter. Auf der Michelwiese, unter unserem Fenster, herrscht gähnende Leere. Die Flure sind verweist. Wochenende!
18:20 Uhr
Jan sagt, er geht jetzt zu Fuß bis St Pauli, da kommt man an einer Bismarck Statue vorbei, die ist 50 Meter hoch. Oder 100. Ich glaube ihm nicht und gehe mit.

Die Maßangaben sind vielleicht etwas übertrieben. Aber die Statue ist tatsächlich extrem hoch! Unten rechts in der Ecke steht Jan.
19:30 Uhr
Am Abend bin ich mit Amélie zum Sporteln verabredet. Mieke hat uns einmal erklärt, dass Freitag der beste Tag für Sport sei. Da kann man zum Wochenende noch einmal alles geben.

Leider hat sich der Kursplan geändert. Yoga ist heute nicht. Statt dessen: Powerworkout. Ich frage einen Trainer, ob das sehr anstrengend ist. »Na geschenkt bekommst du da nichts.« Dann lieber nicht. Statt dessen laufe ich los. Nach 2,8 Kilometern kommt Amélie. Juhu!
Wir laufen. Laufen. Laufen. Rechts von uns gesellen sich zwei Jungs auf die Crosstrainer. Freitags scheint der Flirtfaktor hier besonders hoch zu sein.
Jetzt in die Sauna. Amélie passt. Aber ich übergebe meinen Körper der wohligen Wärme. Fotos bleiben euch erspart ;)
Samstag
5:45 Uhr
Ich bin um 11 Uhr zum Frühstück verabredet. In Berlin Friedrichshain. Ich beschließe, den Bus auszuprobieren und kaufe ein Ticket für 8 Uhr. Um 5:45 Uhr klingelt der Wecker. Was?!! So früh? Viel zu früh. Empört schlafe ich wieder ein. Als ich um 7:30 Uhr erwache, ist der Bus nur noch hungrig und ungeduscht erreichbar. Lieber nicht.

11:15 Uhr
Ich komme mit dem Zug am Berliner Ostkreuz an. Fast pünktlich geschafft.

Meine Freundin Fumiko wohnt über dem Restaurant »Auszeit«. Das Lokal sticht zwischen den vielen Mexikanern und Asiaten mit Cocktail-to-go Angeboten für 3,50 Euro heraus. Es ist nämlich sehr schön. Und Erhan, der Besitzer, sehr nett. Den Gang in den 5. Stock (gefühlter 11. Stock) erspare ich mir vor dem Frühstück. Erhan bemerkt das sogleich.
11:30 Uhr
Jetzt aber Frühstück! Geka, Anneke, Christiane, Verena und Fumiko sind schon da.

Dann kommt Judith mit Nathan. Ich organisiere ihm einen Eiswürfel. Eiswürfel sind toll, da kann man dran lecken. Nathan sagt »Danke, Alte«. Ich freue mich. Der Eiswürfel fällt hin. Ich besorge einen neuen. »Danke, Alte«. Oh Gott ist der süß. Wir spielen das noch ein paar mal. Und freuen uns beide. Winwin. Dann müssen die Zwei weiter.

14:00 Uhr
Wir bummeln zu sechst durch Friedrichshain. So viele schöne Geschäfte. Ergebnis: 3 Blusen, 1 T-Shirt, 2 Kleider, 1 Strickjacke, 1 Schal, 3 Pompoms, 3 paar Ohrringe, 1 Ring

16:00 Uhr
Auf dem RAW-Gelände an der Revaler Straße hat ein Streetfood- und Designmarkt eröffnet. Mit dem klangvollen Namen »Neue Heimat«.


Thema ist dieses Mal das Drachenfest. Daher sieht alles etwas asiatisch aus.

Fumiko sagt, dass das Schild falsch herum hängt. Aber das fällt nicht weiter auf.

Manche Stände ziehen sämtliche verkaufssteigernde Register.

Der Junge an der Bar erklärt uns, dass er noch nie ein Bier gezapft hat. Aber dann klappt es doch ganz gut.
21:00 Uhr
Wir gehen auf ein Konzert. Keiner weiß, wer die Vorgruppe ist. Sie selber sagen es auch nicht. Ein Junge mit Geige hat immer weniger Klamotten an. Überhaupt kann er erstaunliche Bewegungen machen, während er den Bogen schwingt. Dann endlich: »Rotfront«

Was ist das?! Mein Lieblingslied singen die plötzlich ohne die Zeile »Warte an der Bar auf mich, wir sehen uns in der Wodka Pause.« Warum das denn? Das ist die beste Zeile ever.
Der Schock ist schnell verkraftet. Das Konzert ist super. Juhu!
Sonntag
10:00 Uhr
Aufwachen ist bitter. Ich mag noch liegen bleiben. Aber ich habe Hunger. Großen Hunger.

11:00 Uhr
Das Frühstück macht vieles wieder gut. Nur reden ist schwierig. Zuhören auch. Langsam wird’s aber wieder.

12:00 Uhr
Wir machen einen Spaziergang an der Rummelsburger Bucht. Wir laufen durch Blätterberge. Das hört sich gut an und erinnert mich an früher. Ich glaube, als Kind habe ich unendlich viele Herbstspaziergänge mit meiner Familie gemacht.

Die Sonne und ein weiterer Kaffee wirken Wunder.

Wir kommen an einem Riesen-Button vorbei.

Mir kommt die Kampagne eines Action-TV-Senders in den Sinn. Wir drücken. Tata. Die Ampel wird grün.
16:02 Uhr
Wir fühlen uns so fit, dass wir uns zutrauen, mit dem Auto zum jüdischen Friedhof nach Weißensee zu fahren. Als wir ankommen, schüttelt der Mann am Tor allerdings den Kopf. »Wir schließen heute um 16:00«. Ich schaue auf die Uhr. Es ist 16:02 Uhr. Mist. Ich hab noch auf der Website nachgeschaut. Klappt wohl doch noch nicht alles so gut.

16:30 Uhr
Aber wo wir schon mal hier sind, gehen wir halt zum Weiße See. Es stellt sich heraus, dass der Weiße See der hässlichste See ist, den ich je gesehen habe. Mithalten kann da nur das Baggerloch in Köln-Vings, aber nach dem wurde auch kein ganzer Stadtteil benannt. Dann schaue ich in die großen Augen dieses Rehs. Und ich bin wieder versöhnt.

Eine sehr tapfere Frau schwimmt quer durch den See. Wir tragen Jacke und Mütze. Das Wasser muss eisig sein. Die zwei Kinder, die uns entgegenkommen, haben die Frau auch gesehen und sind begeistert. Wir machen unsere Runde. Als ich mich im Weggehen noch einmal umdrehe, beobachte ich, wie die zwei Jungs aus dem Wasser klettern.

19:15 Uhr
Heute ist noch das Festival of Lights. Dort werden Berliner Wahrzeichen mit Lichtinstallationen bespielt. Die Sonne soll angeblich um 19:24 Uhr untergehen, aber es ist immer noch hell.

Wir warten am Gendarmenmarkt vor dem Konzerthaus, dass es endlich dunkel wird und los geht. Ich probiere Fumikos Brille an. Durch die Brille sieht es so aus, als wäre der Boden sehr weit weg. So, als säßen wir auf zwei Meter hohen Hockern. Die Menschen, die auf dem Platz herum stehen, wirken dafür sehr groß und irgendwie sehr nah. Fumiko sagt, ich soll nicht so einen Quatsch reden, sonst glaubt noch jemand, dass ich was genommen habe.
19:30 Uhr
Endlich geht es los. Es ist noch viel schöner, als ich es mir vorgestellt habe. Wir schlendern Unter den Linden entlang. Man hört immer wieder »ohhhhh« und »aaaaahhhh«, wenn Bilder wechseln.
19:55 Uhr
Jetzt haben wir es eilig. »Tatort« ist gesetzt. Und das Wochenende ist schon vorbei.