Freitag
17:35
Vorsichtig lösen wir die am Schreibtisch festklebenden Unterarme und verlassen die hochmodern dekorierte Onlineredaktion. Zum Surfen sollte es dieses Wochenende (Hamburger Hitzerekord!) höchstens ans Meer, nicht aber an den Schreibtisch gehen.
19:20
Ich stelle fest: Sommer ist, wenn man abends 35 Minuten auf einen freien Platz im Außenbereich des Restaurants wartet, um sich dann einen Obstsalat zu bestellen.

21:40
Auch typisch für den Sommer: gute Ideen haben. So räumen wir Balkonien und breiten uns auf den danebenliegenden Dächern aus.

Samstag
9:30
Ich mache eine beunruhigende Entdeckung. Freie Parkplätze in Hamburg? Da gibt es nur zwei Möglichkeiten: Apokalypse oder Hitzeflucht ans Meer. Aufgrund der schon hohen Temperatur tippe ich auf letzteres und entscheide ich mich gegen das Getümmel am Strand und für das Schwitzen in der Stadt.

Nachdem das Parkplatz-Mysterium mit einem Blick auf die Wettervorhersage endgültig gelöst ist, geht es zum Markt – stilecht mit Bastkorb über’m Arm.

Das Ergebnis: Dinkel- und Haferbrötchen, Bergkäse, eine halbe Wassermelone, Himbeeren (der Preis tat weh), Krabbensalat und, auch ganz frisch, eine Ford-Mustang-Tasse. Das kurzzeitig veränderte Lebensgefühl (#fortheplanet, #biolovers, #eatclean) entschädigt ein wenig für die erneut gähnende Leere im Geldbeutel. Über den Mustang-Becher freut sich mein Vater beim nächsten Besuch (#midlifecrisis).

12:50
Mittlerweile zeigt das Außenthermometer auf dem Balkon 37 Grad an. Ich gehe wieder zurück in die Dachgeschosswohnung. Keine gute Idee. Gute Idee:

Motorroller (bei)fahren und sich über den minimal kühlenden Fahrtwind freuen.

16:38
Bei meiner täglichen Schwedisch-Lerneinheit bleibt nur ein Satz hängen.

18:45
Wenn schon keine eigene körperliche Ertüchtigung drin ist, dann wenigstens Leuten dabei zu schauen und sich darüber austauschen, wie wahnsinnig die sein müssen, bei dem Wetter Sport zu treiben. Nach circa 9 Minuten wird allerdings klar: Das Sitzen und Anfeuern auf der Tribüne fällt locker auch schon unter körperliche Anstrengung. Das (zu oft) wiederkehrende Jubellied »Steht auf, wenn ihr für Hamburg seid!« tut sein Übriges.

Zwischenzeitlich muss ich mich daran erinnern, dass ich nicht beim »Holi Festival of Colours« gelandet, sondern bei einem Hockeyspiel bin.


Sonntag
11:10
Nachdem ich meine Anziehsachen aus dem Kühlschrank geholt habe (auch eine gute Idee), gibt es zum Frühstück ein Eis. Mit der Aussicht, es nur noch trinken und nicht mehr essen zu können, beginnt der, jeglichen Genuss vereitelnde, Wettlauf gegen die Zeit.

14:30
Weil der Hamburger Verein UHC das Halbfinale am Samstag gewonnen hat, finde ich mich zum Finale der Deutschen Meisterschaft wieder auf dem Hockeyplatz ein. Die Stimmen mit Bier geölt, die Hände in den Himmel gestreckt und die Bengalos gezündet – die »blaue Wand« steht wieder.
Fans des UHC
22.10
Das Wochenende endet damit, dass ich mir überlege, was zur Hölle ich da morgen aufschreiben soll. Die Hitzewelle verabschiedet sich indes mit einem Gewitter. Alle Beteiligten sind froh darüber, es, abgesehen von Sonnenbränden und leichten Sonnenstichen, unbeschadet überstanden zu haben. Ein Blick auf die Wettervorhersage für die kommende Woche lässt alle aufatmen. Danke, lieber Hamburger Sommer, schön war’s!
