Drachen. Schwerter. Blut. Die vierte Staffel der Serie »Game of Thrones« startet am Sonntag. Einige warten seit Monaten darauf – anderen ist der Hype ziemlich egal. Die NEON-Redakteure Martina Kix und Jakob Schrenk im Streitgespräch.
Jakob Schrenk: Martina, das ist doch nicht dein Ernst!
Martina: Was?
Jakob: Du freust dich wirklich auf die vierte Staffel von »Game of Thrones«?
Martina: Ich frage mich eher, wie man sich nicht darauf freuen kann.
Jakob: Ganz am Anfang des Trailers schreit ein Drache mit heiserer Stimme – ich finde, das erklärt schon alles.
Martina: Jakob, warum hast du ein Problem mit Drachen? Drachen sind die Superhelden im Fantasy-Genre. Die können Feuer spucken und alle töten. Fliegen. Dich retten. Daenerys Stormborn hat sogar Baby-Drachen. Die werden ihr sogar gestohlen, weil ALLE die Drachen haben wollen …
Jakob: Als ich acht Jahre alt war, fand ich den Drachen Nepomuk aus Jim Knopf super. Mit neun habe ich in einem Waldorfschul-Theaterstück dann den heiligen Georg gespielt, der einen Drachen tötet, das hat mir auch viel Spaß gemacht. Aber mittlerweile bin ich erwachsen und ertrage diesen ganzen Mittelalterquatsch einfach nicht mehr: holde Prinzessinnen, humpelnde Zwerge, Mönchschöre, Hexen, Kleider aus schweren Leinen, Bronzeschmuck, blondes, gewundenes Haar, diese Schwachsinns-Sprache, die die anscheinend extra für GOT erfunden haben, und natürlich noch böse Einflüsterer mit Pockennarben. Ich habe damit ganz einfach ein ästhetisches Problem.
Martina: Daenerys Stormborn, findest du sie nicht schön?

Sogar Madonna wäre gern wie sie:
Und, wenn du noch einmal sagst, sie habe keinen Stil, frisst sie dein Herz.
Jakob: Okay, das ist so konsequent verrückt, das hat schon fast wieder was.
Martina: Sie zieht sogar mit drei von dir so gehassten Drachen in den Krieg. Das steht doch mal für ein ziemlich selbstbewusstes Frauenbild. Außerdem wird die Situation der Prostituierten, die Ausgrenzung von Homosexuellen und Minderheiten (Liliputaner) thematisiert. »Game of Thrones« ist ziemlich sozialkritisch.
Jakob: Und du glaubst ernsthaft, dass sich die Leute analytisch mit dem Thema Prostitution auseinandersetzen wollen? Der Reiz von Fantasy liegt doch genau darin, dass man sich in eine Manufaktum-Welt flüchten kann, in der alles handgeschmiedet und übersichtlich ist. Schuld an diesem Hype ist ja, denke ich, der »Herr der Ringe«. Und das ist so schwarz-weiß gezeichnet, dass es wirklich an Rassismus grenzt. Alle Guten sind weiß, so wie Gandalf. Die Bösen sind schwarz wie die Orks und können abgeschlachtet werden. Das Gute kommt aus dem Westen, das Böse aus dem Süden und dem Osten.
Martina: Den Unterhaltungsfaktor will ich überhaupt nicht leugnen. Aber die Handlung ist wahnsinnig komplex, man kann überhaupt nicht sagen, wer zu welchem Lager gehört und wirklich gut oder böse ist. Das ist nicht wie im Tatort. Jeder tötet irgendwann. Jakob, du denkst: Eine Folge GOT ist wie über den Mittelaltermarkt gehen, ich sage: man muss die Konflikte nur richtig einordnen. Schau dir doch einmal einmal die erste Folge an.
Jakob: Warum sollte ich damit meine Zeit verschwenden?
Martina: Weil es einfach super spannend ist. Die Landschaften, die Bilder… du verpasst so viel.
Jakob: Okay, wir schauen zusammen. Aber nur wenn du vier Liter Met mitbringst.
Fotos: action press