Freizeit Gekonnter Flickenteppich-Sound

Freizeit: Gekonnter Flickenteppich-Sound
Im Juni 2015 erschien Son Lux

Kaum einer mixt düstere Elektrobeats mit Folkmusik und Klassik – außer Son Lux. Mit einem außergewöhnlichem Sound trat die Band im Hamburger Club Übel und Gefährlich auf. Doch vor einem zögerlichen Publikum mussten die Jungs sich erst beweisen.

Foto: Glassnote Music

Dass Frontsänger Ryan Lott mit Leib und Seele in seiner Musik aufgeht und jeden einzelnen Ton spürt, ist schon nach den ersten paar Takten offensichtlich. Mit etwas ungewöhnlichen Zuckbewegungen und geballten Fäusten haucht, schreit oder flüstert er ins Mikro: »This moment, change is everything / The course of blood within your veins / A stranger’s form, your skeleton / See the bones glow as they break free.«. Man kriegt schon fast ein wenig Angst, wenn man den vertieften Lott so performen sieht.

Auf der Bühne schaffen die drei Jungs ein besonderes Spannungsfeld unter sich, man spürt: Sie pochen für ihre Musik. Doch so ganz springt der Funken auf das Publikum nicht über. Die meisten Zuschauer stehen da, wippen und wissen nicht so ganz, wie sie sich zu dem Sound bewegen sollen.

Auch Ryan Lott merkt man ein wenig Unsicherheit auf der Bühne an, als er nicht so recht weiß, was er zwischen den Liedern sagen soll. Mehr als »Guys, you are amazing!« kriegt er anfangs nicht raus – da hilft auch seine Performancekraft nichts. Die Schlucht zwischen Band und Publikum ist zu groß.

Trotzdem merkt man, dass Son Lux Profis darin sind, mit Details zu spielen und sie so zu kombinieren, dass man vielleicht das ein oder andere Mal irritiert ist, aber am Ende doch überzeugt. Ihre Musik erschafft Bilder – was auch daher rühren könnte, dass Ryan Lott ebenfalls als Film- und Werbemusiker unterwegs ist.

Im Laufe des Abends treten Son Lux immer weiter aus ihrer Blase heraus, lassen das Publikum immer mehr an ihrer Welt teilhaben. Irgendwann steht die Verbindung zwischen Bühne und Publikum: Die Zuschauer bewegen sich, Lott eist sich von seiner Position am Keyboard los und fordert das Publikum zum Mitsingen auf. Am Ende gibt’s noch zwei Zugaben oben drauf.

Zu seinem neuen Album »Bones« holte sich Ryan Lott Gitarrist Rafiq Bhatia und Schlagzeuger Ian Chang mit auf die Bühne. Zusammen produzieren sie einen Flickenteppich-Sound, der funktioniert. Mit klassischen Elementen, krassen Gitarrensolos, Hip Hop-Beats, Chorstimmen und Ryan Lotts wohlklingender Stimme fügt es sich zu einem Ganzen – das vielleicht nicht immer tanzgerecht, aber in jedem Fall gut anzuhören ist.

neues Album »Bones« bei Glassnote Records.