Freizeit Hopp Schwiz!

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Die Schweiz sagt Nein zur »Masseneinwanderung«. Die Zuwanderung in die Welt der Seen, Berge, Schokolade, der hobbitartigen Unterhöhlt- und Militarisiertheit ist per Referendum auf das Nötigste, also Kontingente begrenzt worden. Dies bedeutet notgedrungen einen Rechtsstreit mit der EU, mit der die Schweizer vorher nämlich ganz andere Abkommen geschlossen hatten.

Von allen Seiten wird nun auf das herrlich schöne Land eingedroschen. Ist der Grund wirklich nur, dass es merkwürdig reaktionär und aus der Zeit gefallen scheint, den freien Verkehr von Menschen und Waren in Europa einbremsen zu wollen? Oder steckt in unserer Empörung nicht – die Schweizer ahnen das! –einfach nur Neid?

Denn welches Land auf der Welt ist schöner, besser, reicher, glücklicher, mondäner, sexier als die Schweiz? Welches Land ist so vollendet? Alle Menschen auf der Welt wollen dort wohnen. Insofern muss das Land vielleicht doch auch einfach die Zügel in die Hand nehmen und etwas tun. Die Schweiz muss sich vor der Flut internationaler Mittelmäßigkeit bewahren. Schotten dicht! Sonst würde zum Beispiel die halbe NEON-Redaktion dort einfallen. Denn…

Tobias Moorstedt ist voller Neid auf die Berge und Kosmopolität der Schweizer:

»Die Zugspitze ist 2962 Meter hoch. Dass der Garmischer Hügel mit dieser mickrigen Höhe den ehrwürdigen Titel Deutschlands höchster Berg trägt, hat mich schon als Sechsjährigen nachhaltig empört. Ich blätterte im Weltatlas und stellte fest, dass unter anderem Österreich (Großglockner, 3798 Meter), die Mongolei (Mount Khuiten, 4374 Meter) und selbst Armenien (Ararat, 5137 Meter) höhere und gewaltigere Berge besaßen. Von der Schweiz und ihren 48 4000er wollen wir gar nicht reden. Ein 3000 Meter hoher Berg in Deutschland war mir fast so wichtig wie der FIFA WM-Pokal, und ich unterstützte deshalb auch fragwürdige Initiativen wie zum Beispiel die Installation eines künstlichen Betonberggipfels auf der Zugspitze oder die Annektierung von Tirol – die ökologischen und politischen Implikationen des »Projekts 3000« waren mir herzlich egal. Ich war sechs Jahre alt.

Noch heute bin ich jedes Mal traurig, wenn ich die Gipfel der Zentralalpen hinter mir lasse oder eine Studie lese, die prophezeit, dass es im Jahr 2040 in Deutschland nur noch ein Skigebiet geben werde, weil unsere Berge so klein sind. Berge sind aber nicht nur nationalistische Symbole und wunderbare Sportplätze, sondern auch gut für die psychische Verfasstheit eines Volkes. »Ein Mann, der sich in der Gesellschaft von Gletschern befindet«, schreibt Mark Twain in seinem Reisebericht »A Tramp Abroad«, »kommt sich langsam und auf angenehme Art und Weise sehr unbedeutend vor. Die Alpen und die Gletscher zusammen holen auch noch das letzte bisschen Einbildung und Dünkel aus einem Mann heraus. Vorausgesetzt, er setzt sich ihrer sublimen Präsenz so lange aus, dass sie ihre Arbeit tun kann.« Vielleicht ist die Schweiz also doch der richtige Ort für all die Alpen und Gletscher.

Außerdem: Ich spreche zweieinhalb Sprachen: Deutsch und Englisch ganz passabel, aber schon mein Französisch ist eher so très, äh, mal? Klar, dass mich ein Land, das sich vier Amtssprachen leistet (Deutsch, Französisch, Italienisch, Rätoromanisch), schwer beeindruckt. Und da haben sie das Schwyzerdütsch und all die endemischen Dialekte, die in den Hochtälern des Wallis vor sich hin grummeln und krächzen noch gar nicht mitgezählt. Indien hält mit 23 Amtssprachen zwar den Weltrekord, zählt aber wahrscheinlich all die endemischen Dialekte, die in den Hochtälern des Pamirs vor sich hin grummeln und krächzen mit und ist außerdem viel größer. Die Schweiz ist die Verkörperung der Glokalisierung, beherbergt die Weltorganisationshauptquartiere am Genfer See und bringt es doch nicht fertig, über den zugegeben recht hohen Horizont ihrer Alpenpässe zu luren (siehe Neid auf die hohen Berge). Ein Land, das die ganze Welt in sich vereint, kann auf die Welt verzichten.«

Heiko Bielinski ist voller Neid auf Schweizer Parlamentsdebatten:

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Alard von Kittlitz ist voller Neid auf das Schweizer Rechtsempfinden:

»Aus der gleichen Quelle wie der Kollege Moorstedt zitiere auch ich Mark Twain, der die Schweiz nämlich wirklich gut verstanden hat. Twain berichtet von einem Amerikaner, der an einen Felsen Werbung für ein Medikament schmiert. Der Schweizer Richter: »Sie kommen aus einem Land, in dem es jedem gestattet ist, die Natur zu beschädigen und zu erniedrigen, und dadurch auch ihren Schöpfer, für einen müden Cent. Bei uns in der Schweiz läuft es anders. Sie sind ein Ausländer und wissen nichts, deswegen werde ich ein mildes Urtel sprechen, wenn Sie Schweizer wären, würde die Strafe schwer ausfallen. Hören Sie also: Sie werden die Schmiererei von dem Felsen entfernen; eine Strafe von zehntausend Franken zahlen; zwei Jahre bei schwerer Arbeit inhaftiert; Sie werden sodann ausgepeitscht, geteert und gefedert, Ihnen werden die Ohren abgeschnitten, Sie werden auf einer Schiene an die Kantonsgrenze getragen und für immer verbannt.«

In einem Land, in dem eine milde Strafe so aussieht, finde ich es richtig, dass man sich vor Zuwanderung hütet. Wie die Geschichte illustriert, ist der Schweizer Sinn für Korrektheit sehr hoch. Ausländer verkaufen, schmieren, ruinieren, wenn das Geld stimmt. In der Schweiz wird lieber alles ordentlich gehandhabt. Die Schweizer sind auch streng mit sich selbst. Wenn ein Schweizer aus der Reihe tanzt, spürt er den Arm des Gesetzes. Das kann man Zuwanderern nicht im gleichen Maße zumuten. Das Schweizer Rechtsempfinden drückt sich insofern auch in dem Referendum aus. Die Beschränkungen für Ein- und Ausreise schützen die Schweizer vor uns, und uns vor Strafen der Schweizer.«

Martina Kix ist voller Neid auf Schweizer Ablenkungsmanöver:

»Schokolade und Kräuterbonbons als Ablenkungsstrategie? Wer hat’s erfunden? Die Schweizer. Mit ihren kleinen Bergen aus Schokolade, die man an jeder Tankstelle und in jedem Duty Free Shop kaufen kann, stopfen sie die Münder der Welt. Logisch, denn dann muss niemand zum Toblerone und Ricola-Shopping in die Schweiz fahren. Alle anderen Köstlichkeiten behalten sie für sich. Richtig so.«

Jakob Schrenk ist voller Neid auf die Schweizer Gemütlichkeit und die häufigen Essenstermine:

»Es ist natürlich langweilig, zu erwähnen, dass die Schweizer langsam reden. Das tun sie aber wirklich, sie reden sogar noch langsamer als Alard von Kittlitz. Dahinter steht aber kein Sprachdefekt, sondern ein Lebensstil. Wenn die Schweizer in die Arbeit kommen, fangen sie nicht an zu arbeiten, sondern essen erst einmal ein Croissant und trinken einen Kaffee oder so. Das nennen sie Znüni, weil man dieses zweite Frühstück gegen neun Uhr einnimmt. In vielen Kliniken in der Schweiz stammen mittlerweile die Hälfte der Ärzte aus Deutschland. Angeblich haben die deutschen Ärzte das hierarchische, militärische deutsche Krankenhaussystem in die Schweiz importiert, wo es bis dahin viel demokratischer zuging. Die Chefs stellen auch deswegen so gerne Deutsche ein, weil die Überstundenrekorde aufstellen. Die Schweizer legen Wert darauf, pünktlich nach Hause zu kommen. Ich kann verstehen, dass sich die Schweizer von den deutschen Hektikern nicht mehr länger verrückt machen lassen wollen. Das zweite Mittagessen heißt Zvieri.«

Lars Gaede ist voller Neid auf die Schweizer Armee-Kunst:

»Wenn jetzt demnächst Deutsche und andere europäische Armutsflüchtlinge über den Bodensee treiben, und versuchen, die Schweizer Küste zu erreichen, werden sie gewiss von der Schweizer Marine abgedrängt. Was Frontex kann, kann Schwontex schon lange!«