Brandt Brauer Frick sind drei junge Berliner Herren mit ebendiesen Nachnamen, die dermaßen virtuos an der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine – hand- und computergemachten Klängen – operieren, dass dabei Erstaunliches entsteht. Ihre erste Platte war eine großartige, extrem tanzbare Elektroplatte – nur war sie gar nicht elektronisch, sondern akustisch eingespielt (von einem Orchester). Die zweite Platte war ebenfalls organisch-technoide Musik, eher songorientiert und trotzdem wieder sehr tauglich für die Tanzfläche – oder auch für ganze Hallen, wie zum Beispiel den düsteren Hangar auf der Fusion 2013, der gefüllt war mit Menschen, die zu Brandt Brauer Frick ausrasteten, obwohl draußen endlich (ENDLICH!!) mal die Sonne schien. Wie das klingt (und aussieht), kann man zum Beipiel hier, hier, hier oder auch hier herausfinden! Dass die drei außerdem großartige Musikkompilierer sind, haben Brandt Brauer Frick mit ihrer im Frühjahr erschienen DJ-Kicks-Platte bewiesen. Jetzt beweisen sie es nochmal. Für NEON haben sich die drei durch ihre Musikschränke gewühlt, um den perfekten Soundtrack zusammenzustellen für den folgenden, sehr schönen Moment:
Zu Hause auf der Couch sitzen, irgendwas tun und dabei so gute Musik hören, dass man Lust bekommt, rauszugehen und Leute zu sehen.
Na dann, auf den Player geklickt!
(p.s. unten gibt es ausserdem auch noch ein paar youtube-Videos)
Rick James – Give It To Me Baby
Bei dem Lied kriegt man richtig Lust auf Champagner und Ausschweifungen aller Art. Einer aus unserer Band hat es auch eine Zeit lang ständig gesungen. Er kam aber nicht ganz ans Original ran. Und man kann es auch im Techno-Kontext gut auflegen. Ansonsten: »You say I’m so crazy, coming home intoxicated, I said I just wanna love ya…«
D.A.F. – Als wärs das letzte Mal
Eine der besten deutschen Bands aller Zeiten. Wenn man das hört, will man völlige Verausgabung, alle Aggressionen loswerden, keine Kompromisse mehr eingehen… Wenn es jetzt überhaupt noch wütende Musik in die Charts schafft, klingt sie (in unseren Ohren) so angepasst, das man sie kein bisschen Ernst nehmen kann. Als ob nur die Wut von bereits existierender Musik imitiert oder zitiert würde. Natürlich wollen wir D.A.F. nicht auf dieses Gefühl reduzieren, es gibt genug andere Gründe diese Musik zu lieben.
Gonjasufi – Candylane
Gonjasufi kann man besonders gut in melancholischer Stimmung hören. Auch dieses Lied, aber es hat auch soviel Funk, dass es einen aus einer in sich gekehrten Stimmung wieder nach außen befördern kann. Oder auch umgekehrt, nach einer Party zurück in die innere Welt…
Thundercat – Oh Sheit, It’s X!
So etwas wie die moderne Version von »Give It To Me Baby«! Wir sind seit dem ersten Album große Fans von Thundercat. Er und sein Umfeld inkl. Flying Lotus geben uns Hoffnung, dass Jazz nicht komplett tot ist. Jemanden wie Thundercat gibt es nicht oft: ein großer Virtuose (am Bass, u.a. bei Erykah Badu), der seine Musik aber trotzdem nicht macht, um zu zeigen wie gut er spielen kann. Psychedelisch und unvorhersehbar.
Hildegard Knef – Im 80. Stock
Als ich dieses Lied als Jugendlicher zum ersten Mal auf einer Tanzfläche gehört habe, hat es mich einfach umgehauen, und ich konnte mir kein bisschen vorstellen was das ist und aus welchem Kontext es kommt. Solche Magie war mir bis dahin bei deutscher Musik noch nie begegnet. Es ist aber auch unwesentlich, dass es deutsch ist, es scheut rein gar keinen Vergleich. Was die Knef da für Musiker hatte, ist unglaublich. Ein ganz spezieller Funk/Disco/Jazz Sound, der anders klingt als seine Vorbilder. An alle DJs: Leute auf Tanzflächen LIEBEN dieses Lied!
Chic – Soup For One
Das Gemeinschaftsgefühl auf der Tanzfläche ist bei Disco einfach besonders. Und wahrscheinlich läuft auch deshalb wieder so viel Disco mittlerweile, weil dieses Gefühl auf reinen Techno-Partys oft nicht aufkommt und alle etwas vereinzelt bleiben. Um das Vereinzeltsein geht es sogar auch in diesem Lied… Außerdem finden wir »Soup For One« viel besser als »Lady« von Modjo, die es gesampelt haben.
Marvin Gaye – I Want You
Zu diesem Lied braucht man eigentlich nichts zu sagen. So gut wie jeder kennt es, und es zwingt einen geradezu, mit anderen Menschen Kontakt aufzunehmen. Im weitesten Sinne!
Mood II Swing – All Nite Long
Ich habe dieses Lied zum ersten Mal als Jugendlicher in den Ferien auf einem Mixtape gehört, gerade als ich gemerkt hatte, dass House-Musik doch viel besser sein kann, als ich bis dahin dachte. Und dann über zehn Jahre lang nicht gewusst, wie es heißt und von wem es ist. Irgenwann waren wir dann alle drei im Robert Johnson und Omar S hat es aufgelegt. Das war eine richtige Offenbarung und ich war für ein paar Minuten wieder 18. Das tolle an House-Musik kann manchmal sein, dass sich ein paar einfache und vollkommen abgedroschene Sätze so mit Sinn aufladen, dass plötzlich alles stimmt. »I’m dying to rock with you all nite long cause you’ve been on my mind«…
Chromatics – In The City
Man denkt erst mal, dieses Lied sei auf jeden Fall aus den Achtzigern. Ist aber von 2006. Sehr retro, aber so charmant und sehnsüchtig, dass es zeitlos ist. Außerdem ist es ein gutes Beispiel dafür, dass ungenaues und sogar schludriges menschliches Timing nie aus der Tanzmusik verschwinden darf.
Bahamadia – Uknowhowwedu
Eins dieser Hiphop-Lieder, bei denen man einfach aufspringen möchte. Obwohl es eigentlich eher cool und laid-back ist, drückt es doch wie verrückt und sprüht vor Energie. Bahamadia hat eine der schönsten Rapstimmen aller Zeiten und einen unverwechselbaren Flow. Ihr Debut-Album »Kollage« von 1996 war für mich und viele andere eine Offenbarung.
Tha Alkoholiks – Killin‘ It
Der perfekte Soundtrack, um sich zu betrinken!
Bendaly Family – Do You Love Me (Dollkraut Edit)
Ein tolles Lied der Bendaly Family aus Beirut von 1978. Unser Toningenieur hat es uns gezeigt und sofort waren alle süchtig. Den einzigen etwas blöden Part des Liedes hat Dollkraut, unser Freund und Künstler unseres Labels The Gym, in diesem Edit rausgeschnitten. Auch so ein Lied, das einen ganzen Raum voller Leute zusammenbringt.
La Toya Jackson – Summertime With You
Sehnsucht pur. Wie Kindheitserinnungen vom Autorücksitz. Einer dieser Songs, die einem sofort den Zauber vom Weggehen wieder spüren lassen, auch wenn man gerade denkt, man hat ihn verloren. Ganz egal, ob es im Lied eigentlich um Sommer geht… Außerdem ist es sehr typisch für die Musik, die bei Daniel normalerweise im Auto läuft.
Vic Mensa – Orange Soda
Vic Mensa ist ein gerade sehr aufstrebender Rapper und Sänger aus Chicago. Wir haben in Los Angeles seinen Manager kennengelernt, der uns seine Sachen gezeigt hat. Mittlerweile sind wir und auch einige unserer Freunde Fans von ihm. Großartigerweise hatten wir danach die Gelegenheit, mit Vic und Om’Mas Keith einen Song zu machen, der bald rauskommt. »Orange Soda« ist ein guter Einstieg, und natürlich ist er in dieser Liste, weil man halt vom Sofa aufspringt, wenn man ihn hört!
Ragtyme feat. T.C. Roper – Fix It Man
House Klassiker von 1987, der in dieser Liste auch nicht fehlen darf: »I’m your fix it man, here I stand, with my tool swinging in my hand, now watch me work«. Hier sollte man jetzt wirklich aufhören zu lesen und einfach zuhören! Danke für die Aufmerksamkeit.