Freizeit NEON gesteht

Freizeit: NEON gesteht

Alice Schwarzer hatte ein Konto in der Schweiz und musste nun Steuerschulden nachzahlen. Das ist schlimm! Nie wieder werden wir ihre moralischen Urteile so ernst nehmen können, wie wir das früher immer taten. An wen können wir uns noch halten? Die Welt geht vor die Hunde. Es gibt keine Vorbilder mehr. Alle Menschen sind schlecht, sogar der ADAC ist schlecht. Die Leute betrügen, lügen, plagiieren, was das Zeugs hält. Bei der Redaktionskonferenz ist uns außerdem aufgefallen, dass wir selbst genau so schlimm sind.

Wir haben hier alle Dreck am Stecken, alle haben irgendwas ausgefressen. Unten haben wir ein paar Geständnisse versammelt, sozusagen vorsorglich, damit wir, wenn wir später unsere Nummernkonten auf Barbados aufdecken müssen, wenigstens nicht hören müssen, wir seien vorher Scheinheilige gewesen. NEON always kept it gangsta.

Jakob Schrenk, Zugräuber:
Ich bin jahrelang schwarz Bahn gefahren: Kein Ticket kaufen und teilnahmslos schauen, wenn der Schaffner fragt, wer neu zugestiegen ist. Funktioniert immer, außer beim Team-Wechsel.

Jakob Feigl, Zivildienst-Punk:
Ich habe in meiner Zivildienstzeit geklaut. Obwohl Zivis damals mehr Sold als Bundeswehrler bekamen, habe ich in der Zeit alle Taschenbücher von Charles Bukowski geklaut (hatte dafür einen extralangen Ledermantel mit geschlitzten Taschen). Bei WOM in der Sonnenstraße habe ich jede Menge Punk und New Wave-LP’s mitgehen lassen – der Trick damals war, man geht mit einer Plastiktüte, wo bereits mindestens 2 LP’s drinstecken, rein, und dann füllt man auf (O.K., das Verkaufspersonal damals war auch ziemlich lässig drauf).

Jonas Natterer, betrügender Beleidiger:
Ich habe eine Anzeige wegen Betrugs (Studi-Ausweis gefälscht – 400 EUR), Beamtenbeleidigung (Leibesvisitation: »Na, wirst du jetzt geil?« – fallen gelassen). Ich habe bestimmt auch unwissentlich Steuern hinterzogen, und wie fast jeder als Teenager geklaut.

Nora Reinhardt, Brauerei-Einsteigerin:

Ein Freund aus einer Punkband ist in einer Münchner Brauerei tätig. Wir sind nachts in die Brauerei eingedrungen und haben in einem der großen Bierkessel gebadet. Im Bier. Wir haben das Bier durch unsere Anwesenheit veredelt, so würde ich es nennen.

Alard von Kittlitz, Besoffener:
Eine schlimme Nacht vor langer Zeit begann damit, dass ich mit zwei Freunden illegal eine Baustelle betrat. Wir hatten zu viel Bier getrunken. Wir haben auf der Baustelle Bauarbeiterhelme und Spraydosen geklaut. Dann hat einer von uns da auf den Boden gekackt. Wir waren jung und sehr betrunken. Wir mussten vor dem Wachmann davonlaufen, der hatte einen Schäferhund. Später sind wir aus irgendeinem Grund Unter den Linden gewesen. Wir haben auf ein Gebäude der HU dumme Witze gesprüht. Wir waren sehr betrunken. Noch später haben wir ein »Kunstprojekt« vandalisiert: Unendliche, hässlich-bunte Plastikbären waren als Armee des kitschigen Untergangs in der Mitte dieser Straße aufgestellt. Wir haben diese Bären aus ihren Halterungen gepflückt, mitgenommen, weggeworfen oder ihnen sogar die Köpfe abgetreten, was nicht in Ordnung war. Aber wir waren sehr jung. Unser ruhmreicher Spaß endete bald darauf mit einer Festnahme. Es gibt ziemlich viele Polizisten Unter den Linden, das war uns nicht bewusst gewesen.Wir waren sehr betrunken.