Fünf Jahre hat Emilie Nicolas aus Norwegen an ihrem ersten Album gefeilt. Für das Ergebnis wird sie in ihrer Heimat gefeiert. Ihr Auftritt in Hamburg zeigt, wieso.
Ganz in schwarz gekleidet läuft Emilie Nicolas eilig auf die Bühne und schlägt die Augen nieder. Der Glitzer auf ihren Lidern funkelt im Scheinwerferlicht. Mit beiden Händen greift Nicolas die Mikrofonstange – eine Geste des Festhaltens, die sie fast das ganze Konzert über beibehalten wird.
Es ist kein Zeichen der Unsicherheit, eher eines des völligen Versunkenseins in ihre Musik. Ihre Gestik beschränkt sich auf ein Minimum, und selbst das vorsichtige Heben einer Hand wirkt beinahe wie einstudiert mit dem Ziel, überhaupt Bewegung in Nicolas‘ Performance zu bringen. Die Stimme der 27 Jahre alten Sängerin aber erklingt sanft und doch fordernd, und sie zieht ihre Zuhörer an diesem Abend des Hamburger Reeperbahnfestivals in den Bann.
Emilie Nicolas als die Lana del Rey Norwegens zu bezeichnen, trifft es nicht ganz. Aber auch in Nicolas‘ Musik findet sich diese Schwermut, die Wehmut, untermalt von elektronischen, manchmal sphärischen Klängen. Im Sommer hat Nicolas nach fünf Jahren des Feilens ihr erstes Album vorgelegt. Es ist der perfekte Soundtrack für die kommende, dunkle Jahreszeit. In Norwegen ist Nicolas seit der Veröffentlichung ein Star, und auch den Hamburger Veranstaltungsort, den Gruenspan, füllt sie schon.
Nach vielen Songs gibt es einen kurzen Moment der Stille, dann erst Applaus. Nicolas‘ bedankt sich dann artig, macht eine kleine Verbeugung. Es würde gar nicht zu ihr und ihrer Musik passen, wenn sie durch den Abend hetzen würde, wenn schon die Noten des nächsten Titels erklungen wären, während die Konzertbesucher gedanklich noch dem letzten Titel hinterher hängen, wie zum Beispiel dem wunderschön eindringlich vorgetragenen Song »Grown up«.
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Eine kleine Verbeugung zum Schluss, dann ist Nicolas auch schon weg. Die Konzertbesucher strömen in Richtung nächster Veranstaltung. Die Leuchtreklamen der Reeperbahn und die Musik, die aus den benachbarten Kneipen wummert, wirkten noch nie greller.
Das erste Album von Emilie Nicolas, »Like I’m a warrior«, ist bei our Music/ Sony Music veröffentlicht worden.