Freizeit Steel Panther: Du hast die Haare schön!

Freizeit: Steel Panther: Du hast die Haare schön!
Wie sich eine ehemalige Van-Halen-Coverband als verschollene Metal-Legende aus den Achtzigern neu erfindet.

»Ups! Tut mir leid, dass du das sehen musstest!« Es passiert einem als Journalist auch nicht mehr allzu oft, dass einem ein Rockmusiker seinen Penis vor der Nase herumbaumeln lässt, während er dabei auf einem Bein durch den Backstageraum hüpft. Aber Michael Starr, dem Leadsänger von Steel Panther, ist es entschieden lieber, man sieht ihn nackt als in seiner Zivilkleidung. Also zwängt er sich Sekunden bevor das Interview beginnt, noch schnell in seine knallenge Spandexhose, wuschelt sich durch die langen Locken und bindet sich hurtig zwei Tücher um die Handgelenke. Fertig ist der Hairmetal-Poser.

2011 ist mit »Feel The Steel« das erste Album von Steel Panther erschienen – nach einer Warte-, und Vorbereitungszeit von beinahe 30 Jahren. Denn eigentlich, so geht zumindest die Legende, sei es schon kurz nach der Bandgründung 1981 in einem Friseursalon auf dem Sunst Strip fertig gewesen. Aber blöderweise kamen immer wieder Drogen, Groupies und andere Widrigkeiten dazwischen – irgendwas ist schließlich immer. »Über all die Jahre hinweg gab es auch immer wieder Streit in der Band und wir haben uns ein paar Mal aufgelöst«, sagt Bassist Lexxi Foxxx. »Aber wir haben auch gelernt, uns auf die wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren: Wie gut wir aussehen und wie viele Frauen wir flachlegen können. Wenn man das Grundsätzliche im Griff hat, kommt der Rest ganz von selbst.« Nun sei es an der Zeit, so die Band, endlich die Lorbeeren einzustreichen, die ihnen eigentlich schon längst gebühren – und ihnen damals von Epigonen wie Guns’n’Roses, Poison oder Mötley Crüe unter dem in hautenge Leopardenleggins gezwängten Hintern weggezogen wurden.

Forscht man ein wenig nach, stößt man bald auf einen anderen Lebenslauf, der sich allerdings in der Bewerbungsmappe für die Ruhmeshalle des Rock weniger gut macht: Hervorgegangen aus einer Van-Halen-Coverband tingelte das Quartett jahrelang unter den wechselnden Namen Metal Shop, Metal Skool und Danger Kitty über den Sunset Strip. Der Erfolg und mit ihm zahlreiche prominente Konzertbesucher von Kelly Osbourne bis Pink kam jedoch erst vor einigen Jahren. Ebenso der Namenswechsel in Steel Panther und programmatische Hits wie »Party All Day (Fuck All Night)« oder »Death To All But Metal«. Im Video zu letzterem, das von gelangweilten Schülern bis zur sexy Strapslehrerin alle Rockvideo-Klischees der Achtziger vereint, tritt am Ende auch US-Komikerin Sarah Silverman auf. Kommentar Michael Starr: »Seit sie ihre Fernsehsendung verloren hat, vögel ich sie nicht mehr so oft – warum auch? Ich brauche schon jemanden, der richtig berühmt ist, nicht nur halbberühmt.« Und so geht es – ausgedacht und unkorrekt, Zote um Zote – immer weiter.

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Wem die Geschichte von der Band, die Heavy Metal miterfand, aber dann um den verdienten Ruhm betrogen und von der Rock-Geschichtsschreibung vergessen wurde, irgendwie bekannt vorkommt: Es gibt diese Band wirklich. Sie heißt Anvil, kommt aus Kanada und ihre tragisch-komische Geschichte wurde in dem preisgekrönten Dokumentarfilm »The Story of Anvil« auf rührende Art und Weise erzählt. Steel Panther haben ihn bestimmt auf DVD in ihrem Tourbus – gleich neben der Fake-Dokumentation »This Is Spinal Tap«.

A propos gar nichts: Die schönsten Steel-Panther-Sätze ohne Kontext

  • »Der beste Ratschlag, den ich jungen Bands geben kann: Zu warten, bis wir nicht mehr da sind, denn so lange habe sie eh keine Chance. Aber lang wird es eh nicht mehr dauern, bis einer von uns an einer Überdosis krepiert.«
  • »Sie sollten es nicht Oktoberfest nennen, sondern Koks-und-Blowjob-Fest – denn das war es zumindest für uns.«
  • »Das beste Mittel gegen Geschlechtskrankheiten ist, sich die Schamhaare wachsen zu lassen, dann sehen die Groupies nicht, was man da so zwischen den Beinen hat.«
  • »Ich mag Hosen mit Zebramuster. Vielleicht weil Zebras so krasse Tiere sind: Sie jagen in Rudeln und haben diese krassen Klauen und Reißzähne – das ist genau meine Wellenlänge«

Gerade ist Steel Panthers neue Single »Party Like Tomorrow Is the End of the World« erschienen. Im Februar 2014 kommen »Steel Panther« auf Deutschlandtour. Wir haben sie auf ihrer letzten Tour in München getroffen.