In ihrem Tumblr dokumentiert Nido-Redakteurin Sophie Servaes (rechts im Bild) jeden Sonntag die Outfits der verschiedenen Tatort-Kommissare. Von den Schuhen über die Gürtelschnalle bis zu Einstecktuch und Mütze: Sophie findet zu jedem Kleidungsstück und Accessoire den passenden Link – und das, noch während der Tatort läuft.
Sophie, die offensichtlichste Frage zuerst: Warum tust du das?
Ein kleines Bisschen frage ich mich das auch. Angefangen hat alles damit, dass Wotan Wilke Möhring in seinem letzten Tatort im November diesen Norwegerpulli trug und überhaupt alle in der Tatortfolge sehr modisch gekleidet waren. Bei Twitter waren vor allem die diversen Pullover sehr schnell ein Thema, und weil ich sowieso ständig über neue Tumblr-Ideen nachdenke (für die Kenner: loddarholdingthings und ichliebemeinefernsehzeitung sind auch von mir), habe ich einfach einen neuen Tumblr angelegt und nach Norwegerpullis gesucht. Das habe ich dann sofort mit dem Hastag #tatorstyle weggetwittert, und da war’s geschehen. Das wichtigste bei einem neuen Tumblr ist das Timing. So viel weiß ich mittlerweile.
Warum gehört Tatort und Twitter so sehr zusammen?
Wie bei anderen Fernsehspektakeln auch (Wetten, Dass…?, Kanzlerduell, Fußball-WM) weiß man erstmal, dass viele andere auch gerade gucken. Dann erst macht es ja Spaß, zu bestimmten Sendungen zu twittern – wenn man von den anderen Twitteren verstanden wird. Wenn also der Tatort läuft, weiß ich, dass mein Senf auch gelesen und kapiert wird. Sich relativ ungefiltert zu Frisuren, schlechter Musik und gefaketen Internet-Suchmaschinen und sozialen Netzwerken zu äußern und zu wissen, dass darauf auch Reaktionen kommen, das ist schön. Ich stelle mir das ein bisschen so vor, wie alleine Fußball zu gucken oder im Stadion zu sein. Tatort-Twittern ist wie Stadion.
Wie findest du immer so schnell die richtigen Links?
Zu Beginn habe ich während des Tatorts auf verschiedenen Modeseiten nach Outfits gesucht. Ich habe dann schnell festgestellt, dass ich so weder richtig Tatort gucken noch generell Spaß an einem Sonntag Abend haben kann. Auf der Webseite der ARD gibt es vorab immer eine Bildergalerie des kommenden Tatort, da suche ich jetzt immer schon nachmittags die Kommissarbilder raus und recherchiere die Klamotten. Manchmal über die Google-Bildersuche (wie bei Simone Thomallas legendärem Wildledermantel), meistens aber bei Zalando oder Asos, da ist die Bandbreite einfach am größten.

Haben die schon angerufen und sich bedankt?
Nö. Unverschämtheit!
Wie viele Leute besuchen deine Seite?
Um die 500-700 an einem Tatort-Sonntag. Und dann nochmal so viele im Laufe eventueller Nachberichterstattungen.
Gefühlt läuft jeden Tag irgendwo ein Tatort. Wie deckst du das alles ab?
Nee! Ich poste nur zu einem neuen Tatort. Und die laufen normalerweise sonntags. Okay, zwischen Weihnachten und Silvester gab es da eine leichte Überlastung meinerseits, das waren glaube ich vier Tatorte, die ich klamottentechnisch abdecken musste. Die Heimfahrt von den Schwiegereltern musste darauf abgestimmt werden, und auch nach einer auswärtigen Silvesterparty hatte ich es relativ eilig, pünktlich um 20.15 Uhr wieder am Rechner zu sitzen.
Klingt nach mehr als einem Hobby.
Meine Hobbys sind: Tumblr und Burger. Das kriege ich ziemlich gut unter einen Hut.
Wer ist kleidungstechnisch dein Favorit? Und bei wem besteht Veränderungs-Bedarf?
Ich mochte die Outfits von Nina Kunzendorf immer sehr gerne. Die Recherche wäre spannend gewesen. Aber bevor ich die online stellen konnte, war sie weg vom Fenster. Leider. Negativ kann ich da den Tatortstyle von Ludwigshafens Kommissar Kopper erwähnen, der ja jetzt nicht nur die Mützenmode, sondern auch einen seltsamen Barttrend für sich entdeckt hat, insgesamt sieht das eher ungut aus.
Warum meckern eigentlich immer alle über den Tatort (und schauen dann beim nächsten Mal doch wieder rein)?
Jeder Tatort ist eine neue Chance. Und jeder schlechte Tatort eine vertane. Wenn es in jedem dritten Tatort ums Rockerbandenmilieu geht und dann nochmal um Drogenschmuggel und Immobilienspekulation, dann nervt das. Und gleichzeitig ist es spannend, ob es im nächsten Tatort besser gelingt. Ein guter Tatort ist einfach ein Mordfall, der aufgelöst werden muss – ohne Schnickschnack, ohne blaue Kamerafilter und ohne synchronisierte Dialekte. So einfach ist das.