Der Gig hat gerade erst angefangen. Aber schon nach dem zweiten Lied knüpfte Frontsänger Michael Marco Wanda sein Hemd auf. Passt zu ihm. Da steht einer auf der Bühne, der gehörig Selbstbewusstsein hat. Das verraten seine Gesten, die Leichtigkeit, mit der er auftritt. Schon fast narzisstisch präsentierte er sich auf der Bühne und spielte mit dem Publikum. Zwei Mal schmeißt er sich in die Menge und lässt sich auf Händen durch den Saal tragen.
Mit derselben Energie, die Wanda auf dem Hamburger Reeperbahnfestival zeigen, haben sie sich innerhalb kürzester Zeit im Musikgeschäft einen Namen gemacht. Der ist übrigens angelehnt an die berühmt-berüchtigte Wiener Zuhälterin Wanda Kuchwalekauf. Wanda, das sind Bassist Reinhold »Ray« Weber, Schlagzeuger Lukas Hasitschka, Keyboarder Christian Hummer, Gitarrist Manuel Christoph Poppe und Sänger Michael Marco Fitzthum aka Michael Marco Wanda.
Allesamt geben sie auf der Bühne ein herrlich authentisches Bild einer abgefuckten Rockband ab, die mit einem Mix aus Rock’n’Roll, Pop und Indie-Rock auftritt. Thematisch sind ihre Texte sehr einfach gestrickt. Ihr Stichwort ist: Liebe. Oder, wie Wanda sagen würde: Amore. Aber »Bussis«, »leere Weinflaschen« und attraktive Cousinen kamen bei Publikum an. Manchmal braucht es nicht viel Tiefe im Text, um zu überzeugen.
Wandas erstes Album »Amore« erreichte nach nur einem halben Jahr in Österreich den Goldstatus, nach fünf weiteren Monaten den Platinstatus. So schnell wie Musiker erfolgreich werden, verschwinden aber auch viele von ihnen wieder. Ob Wanda es am Pop-Himmel hält, wird sich mit ihrem neuen Album zeigen. Diesen August erschien ihre neue Single »Bussi, Baby«, welche, ziemlich erfolgreich, auf ein genauso gutes Album hoffen lässt. Aktuell sind Konzerte in Deutschland, Österreich und der Schweiz bis März 2016 geplant. Im Februar und März nächsten Jahres werden Wanda als Support der Band Kraftklub unterwegs sein – eine Konstellation, die Kraftklub-Sänger Felix in der Vergangenheit schon zur Aussage bewegte: »Ich weiß gar nicht, ob die überhaupt noch als Support spielen in einem halben Jahr.«
Wandas Auftreten machte am gestrigen Abend jedenfalls ihre einzige Schwäche, ideenlose Texte, wett. Kleine Ausrutscher überspielt Frontmann Michael mit sympathischen Lachen: Nach einer misslungenen Absprache auf der Bühne geht es einfach weiter. Am Ende gab es noch ein mal zwei Zugaben, als kriegten auch die fünf Österreicher nicht genug von ihrer Musik.
»Bussi« heißt das neue Album von Wanda. Es erscheint am 2. Oktober 2015 bei Vertigo Records (Universal Music).
