Ob die Idee sein Ernst sei. Das ist die Frage, die Tino Krause in der Regel zuerst gestellt wird, wenn man mit ihm über sein Projekt spricht. Die Antwort darauf hat der 28-Jährige aus dem sächsischen Taucha sofort parat, auch im Gespräch mit Neon: "Ich stehe zu einhundert Prozent dahinter, das ist mein völliger Ernst."
Das Projekt, um das es geht ist außergewöhnlich: Tino will sich seinen gesamten Oberkörper tätowieren lassen, und zwar nicht mit asiatischen Schriftzeichen, Ankern oder Totenköpfen, sondern mit Firmenlogos. Gegen Geld.
Dabei hatte Tino mit Werbung und Tattoos zunächst gar nicht viel am Hut. Er lernte bis 2008 Kfz-Mechaniker und schulte dann um zum Medienberater. Im vergangenen Jahr kam ihm dann die Idee: "Ich wollte ein Tattoo haben, wusste aber nicht genau, welches Motiv. Ich fragte mich: 'Wenn ich mir schon eines stechen lasse, warum sollte ich es dann nicht auch professionell vermarkten?'"
Ein Tattoo kostet mehrere Tausend Euro
Das Resultat der vermeintlichen Schnapsidee: Tino gründete eine Firma und präsentiert jetzt auf seiner Webseite seinen Oberkörper. Den teilte er in knapp neun Quadratzentimeter große Vierecke ein. Interessierte Unternehmen können jetzt aus 500 Flächen auf den Ober- und Unterarmen, dem Rücken, der Brust und dem Hals wählen und dort ihr Logo verewigen lassen, für einen festgelegten Preis. Der sei zwar jeweils Verhandlungssache und auch geheim, sagt der 28-jährige Sachse , er verrät aber, dass die günstigste Tätowierung am Rücken einen mittleren vierstelligen Betrag koste, eine am Hals dagegen einen geringen fünfstelligen, weil der Bereich fast immer zu sehen sei.
Sollte er alle Flächen zu diesen Preisen vermarkten können, käme rechnerisch ein Millionenbetrag zusammen, genug Geld also, um sich auf die faule Haut zu legen.
Das hat die "lebende Litfaßsäule" allerdings nicht vor, denn den werbenden Firmen verspricht er Aufmerksamkeit: "Das ist auf jeden Fall ein Fulltimejob. Ich zeige die Logos bei Instagram, auf Facebook und ich sage den Unternehmen zu, sie zu vermarkten. Wann immer es geht, will ich die Marken präsentieren, zum Beispiel auf Festivals oder im Fernsehen."
"Vielleicht komme ich ins Guinnesbuch"
Das mögliche Geld sei bei dem Projekt auch nicht das wichtigste, sagt der 28-Jährige zu Neon. "Vielleicht komme ich sogar ins Guinnessbuch der Rekorde mit den meisten tätowierten Firmenlogos. Das wäre eine schöne Geschichte für mich und die beteiligten Unternehmen."
Bisher verewigten erst drei Firmen ihre Embleme auf Tinos Haut, sie kommen aus seinem näheren Umfeld: Die Logos der Designagentur "Multi-Visionen", die ihn bei der Erstellung seiner Webseite unterstützt hat, das Firmenzeichen des ausführenden Tattoo-Studios "Heaven of Colours" und natürlich das seiner eigenen Firma "Tattoo-Ads" prangen jetzt auf seinem Körper: "Man muss ja mit gutem Beispiel vorangehen."
In der kommenden Woche sollen mindestens vier weitere Tattoos hinzukommen, auch von Firmen, "die in der Region bekannt sind." Einige Tattoos schließt der gelernte Kfz-Mechaniker im Vornherein aus: "Ich suche mir die Motive selber aus, sexistische, pornographische oder politische Logos kommen nicht auf meine Haut." Für seinen kommenden Termin im Tattoostudio hat sich auch das Fernsehen angekündigt - die Aufmerksamkeitsmaschinerie läuft also schon mal.
Dass er sein Projekt irgendwann bereut, glaubt er indes nicht: "Im Endeffekt entsteht ja auch ein Kunstwerk." Ein Zurück gebe es nur, wenn die werbende Firma ihr Logo entfernen lassen wolle. "Dafür muss dann allerdings das Unternehmen zahlen", sagt Tino Krause. Er meint sie ernst, seine Idee.
