Zuhause Schöner Wählen: Die Wahlkampf-Accessoires

Zuhause: Schöner Wählen: Die Wahlkampf-Accessoires
Was würde er damit sagen?

Politik kann so einfach sein: Angela Merkel gewann das TV-Duell nicht mit Fakten, sondern einer schwarz-rot-goldenen Halskette und bewies, dass Accessoires längst wichtiger sind als Argumente. NEON hätte auch für andere deutsche Spitzenpolitiker ein paar Vorschläge.

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Peer Steinbrück, SPD-Spitzenkandidat.
Was sollte er tragen?
Eine Gürtelschnalle mit einem großen, roten (Sheriff-)Stern.

Steinbrück will im Falle eines Wahlsieges bekanntlich die »Kavallerie satteln« und in den Kampf gegen Steuerbetrüger schicken. Die SPD hat eine Abteilung Attacke auf Grund ihrer stagnierenden Umfragewerte auch bitter nötig. Mit dem roten Stern würde Steinbrück auch die Wähler ansprechen, die ihm das Gerede von der „sozialen Gerechtigkeit“ noch nicht so richtig abnehmen.

Wo kann er das kriegen?
In der Wild-West-Stadt »El Dorado« im brandenburgischen Templin. Ist nicht weit von Berlin. Und schließlich gab es dort schon zu DDR-Zeiten »sozialistische Cowboys«.

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Katrin Göring-Eckardt, 47 Jahre, bildet mit Jürgen Trittin die Doppelspitze den Grünen.
Was sollte sie tragen?
Extravaganten Ohrschmuck mit Topas und Turmalin. Die Edelsteine schimmern nicht nur wunderschön, sondern weisen auch eine geringe natürliche Radioaktivität auf.

Was würde sie damit sagen?
Auch wenn jetzt alle Parteien auf öko machen: Die Idee mit dem Atomausstieg hatten wir zuerst.

Wo kann sie das kriegen?
Frau Göring-Eckardt kann ja einfach Angela Merkel nach der Adresse ihres Juweliers in der deutschen Mineralienhauptstadt Idar-Oberstein fragen. Auf dem kurzen Dienstweg.

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Rainer Brüderle, FDP-Spitzenkandidat.
Was sollte er tragen?
CK One, Eau de Toilette.

Was würde er damit sagen?
Ich bin ein Altherrenwitz auf zwei Beinen. Aber vielleicht merken es die Leute nicht, wenn ich statt »Old Spice« nach Limonen und Kate Moss rieche.

Wo kann er das kriegen?
Veränderung, Herr Brüderle, ist nicht schwer. Sie kann in jeder, wirklich jeder gut sortierten Drogerie beginnen.

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Bruno Kramm, 45 Jahre, Spitzenkandidat der Piratenpartei in Bayern.
Was sollte er tragen?
Eine sehr, sehr seriöse und sehr, sehr langweilige Krawatte. Am besten in der Farbe Grau in Grau.

Was würde er damit sagen?
Jetzt schauen Sie nicht so auf meine rot gefärbten Haare und Piercings. Die Piratenpartei ist eine ganz normale Partei. Man kann uns vertrauen.

Wo kann er das kriegen?
C&A.

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Bernd Lucke, 51 Jahre, Spitzenkandidat der Alternative für Deutschland.
Was sollte er tragen?
Eine dieser schweren Goldketten, mit denen US-Rapper so gerne in Musikvideos protzen. Nur dass kein Dollarzeichen dran hängt, sondern eine stabile D-Mark.

Was würde er damit sagen?
Die Anti-Euro-Partei leidet darunter, dass ihre potentielle Wählerschaft überwiegend aus Seniorenstudenten und Stammtischstammgästen besteht. Mit der Kette versöhnen wir Tradition (D-Mark) mit Moderne (Hiphop) auf modische Art und Weise. Das tragen die jungen Leute heutzutage doch, oder?

Wo kann er das kriegen?
Natürlich bei Johnny Dang, dem »King of Bling«, dessen Goldschmiede in Houston, Texas, auch gerne von Hip-Hop-Stars besucht wird. Dort werden harte Oldschool-Währungen wie der US-Dollar noch geschätzt.

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Horst Seehofer, 64 Jahre, CSU-Parteichef.
Was sollte er tragen?
Eine Herrenhandtasche von Louis Vuitton.

Was würde er damit sagen?
Der bayerische MP kommt immer ein wenig grobschlächtig und provinziell daher. Louis Vuitton ist die Marke der kosmopolitischen Traveller und deshalb … Ach was: Wir würden den 1,93 Meter-Horstl einfach gerne mit Man Clutch sehen.

Wo kann er das kriegen?
Wir empfehlen einen Flagshipstore in Bangalore oder Laos. Liegt jenseits des Tellerrandes.

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Sahra Wagenknecht, 44 Jahre, Mitglied des achtköpfigen Kompetenzteams der LINKEN.
Was sollte sie tragen?
Einen Wagenradhut.

Was würde sie damit sagen?
Ich wollte schon immer so aussehen wie Rosa Luxemburg und andere politische PionierInnen der Jahrhundertwende. Gerade weil der „Feldversuch des Kapitalismus gescheitert ist„, brauche ich nicht jeden Trend mitmachen. Mode funktioniert immer dann gut, wenn sie authentisch ist.

Wo kann sie das kriegen?
Jean Paul Gaultier experimentierte in seiner Winterkollektion 2012 mit Fin du siècle-Motiven wie Zylinder und Korsett. Könnte allerdings Probleme mit der von der LINKEN geforderten Luxussteuer geben.

Illustrationen: Sahra Polosek